THINK!

Alberner Zustand, Urlaub und viel zu lang im Auto gesessen, zack, schlüpft ein Rätsel aus der Pipeline!

Wer mir das fehlende Kennzeichen nennt – plus die passende Redewendung – und sich überdies sämtliche Kommentare meine Zeichenkünste betreffend verkneift, erhält als Preis ein paar garantiert bleifreie Colafläschli!
Als Einsendeschluss bestimmt die Spielleitung den morgigen Freitag, 20 Uhr.

Salute!
moggadodde

Stronzo

Da sitzt also dieses Paar am Nebentisch beim „Buffalo Grill“. Der Mann ist offenbar kein Sympathisant gängiger Etikette und fragt den Kellner kurz angebunden nach dem Wlan-Pass. Bei diesem Signalwort werde ich natürlich hellhörig. Hier in Italien ist die Internetsituation mit der in Deutschland vergleichbar: Ein paar Hotspotinseln und ansonsten wird man umdümpelt von einer rachitisch-schleppenden Verbindung. Eher ein Verhindernet und meistens ein Auweh-Lan. Auch wenn Roaminggebühren jetzt ad acta liegen, frau muss schließlich sehen, wo sie datentechnisch bleibt. Es ist unser erster Abend in Italien, ich bin verdammt hungrig und nach der Fahrt ein klitzekleines bisschen enerviert.

Der Typ also, vollendeter Vokuhila, sitzt seiner Begleiterin breitbeinig gegenüber, die mit Spraytanning nicht sparsam war. Aber egal, kann ja jeder aussehen, wie er mag. Nicht egal allerdings ist, dass er mit dem frisch erbeuteten Passwort Youtube öffnet und jetzt Springsteen-Clips nicht nur betrachtet, sondern damit auch die umliegenden Tische beschallt. Und noch eines. Und noch eines. Er guckt auf sein Handy, seine Begleitung betrachtet die Reize der Umgebung. Man mag es nicht glauben, aber Springsteen kann ich schon kaum hören, wenn ich nicht genervt bin, was bedeutet, dass Springsteen jetzt absolut gar nicht geht. Der MamS und ich unterhalten uns mit den Augen. Wenn man so lange zusammen ist wie wir, beherrscht man die Vier-Augen-Wortlos-Kommunikationstechnik aus dem Effeff.

Ich so: Der hat sie ja wohl nicht alle!
Er so: Guck auf die Frisur und du weißt Bescheid.
Ich so: Ich eskaliere gleich.
Er so: Lass das. Das endet böse!
Ich so: Aber Springsteen! Ich bitte dich!
Er so: Ich hab Hunger und geh jetzt sicher nicht woanders hin.
Ich so: Okay. Dann schau ich jetzt anklagend. Das wird reichen.

Während ich also blitzende Blicke an den Nebentisch sende, bittet Frau Spraytan ihren Begleiter, jetzt doch damit aufzuhören. Er stoppt die Wiedergabe, sagt leicht gekränkt: „Wenn wir uns unterhalten, ist das aber noch lauter!“ und ich blickkommuniziere in bestem vokuhilisch: „Ey, Cazzo, halt einfach den Rand e basta“.

Wir essen gleichzeitig, der Nebentisch beendet die Mahlzeit zuerst. Der Kellner räumt ab und der Typ fragt, woher denn der Geschäftsführer des Lokals käme. „Aus Brasilien“, antwortet der Cameriere stolz und ich denke noch, dass das wohl das Geheimnis der weithin bekannten Burger in diesem Grill ist. „Ach“, meint Vokuhila, „dann kann er ja nicht wissen, dass richtige Wiener Schnitzel dreimal so groß sein müssen“. „Entschuldigung!“, sagt der Kellner, „unsere Schnitzel sind hier normal in dieser Größe“. „Ja, und Pommes Frites waren das ja auch nicht, sondern Bratkartoffeln!“, mäkelt Vokuhila nun erneut. Der tapfere Cameriere beginnt, über „Patate Fritte“ zu referieren und dass das in Italien durchaus auch diese Art Kartoffeln sein können, ich umklammere inzwischen mein Weinglas, mit dem ich dem ungehobelten Kerl jetzt gern den Mund quer und längs perforieren würde. Der MamS blickkommuniziert unterdessen ein dringendes „Nein!“ und ich reiße mich zusammen. Keine Ahnung und keine Lust darauf zu erfahren, wie italienische Gefängnisse von innen aussehen.

„Naja“, flötet Frau Spraytan. „Wir haben halt einen besonderen Geschmack, die meisten geben sich hiermit ja zufrieden!“. Sie bezahlen auf den Cent genau. Genau jetzt fremdschäme ich mich wie selten, möchte gern aufstehen, dem Typen heftige Gewalt antun und den Kellner tröstend in den Arm nehmen, kann mich aber gerade noch beherrschen. Stattdessen geben wir ihm später ein besonders dickes Trinkgeld und streicheln ihn ausgiebig mit den Augen; davon hat er wahrscheinlich mehr als von meiner popeligen Umarmung.

Ich hoffe sehr, dass Herr Vokuhila noch einige richtig miese Pizzen erwischt hat oder ein paar ordentlich verdorbene Calamari, vielleicht sogar mit Salmonellenremoulade, und dass er den Rest seines Urlaubs heftig leidend bei 38 Grad im Schatten auf der Sanitärkeramik eines heruntergekommenen Campingplatzes verbracht hat, und zwar vollkommen ohne Wlan und Springsteen! Vaffanculo!

Eine verbindliche Nacht wünscht
moggadodde