Kopfwäsche

Wache Nächte, von Schlafschnipseln unterbrochen, peinigen mich seit Wochen. Allerlei lässt sich anstellen mit so viel wacher Zeit und vergangene Nacht kam mir bei Twitter ein Clip unter die rot geränderten Augen: In einem Raum stritten sich mehrere Männer in einer mir unbekannten Sprache. Im Zentrum der Aufnahme allerdings saß ein Mann still auf einem Sofa. Er wollte sich gerade einen Pullover überziehen. Seine Konzentration auf die Verrichtung legte nahe, dass sich in der Batterie geleerter Dosen auf dem Tisch vor ihm kein Kräutertee befunden hatte. Er versuchte es immer wieder, scherte sich nicht um das Geschrei im Raum. Offenbar war er ein kluger Mann oder vielleicht auch nur ein Gentleman, der sich nicht gern im Feinripphemdchen stritt.

Mir fiel auf, was ich schon oft bemerkt hatte: Männer und Frauen unterscheiden sich ja in manchen Angewohnheiten, so z.B. auch in der An- und Ausziehweise eines Pullovers oder Shirts. Meine langjährige Beobachtungsstudie, gefüttert in zahllosen Umkleidekabinen, Freibädern, vielen Filmen und dem Lieblingsanschauungsobjekt Familie ergibt, von einigen Ausreißern abgesehen, dass Männer überwiegend zuerst in die Ärmel des Oberteils schlüpfen, um es dann mit einem Ruck von der Brust her über den Kopf zu stülpen. Die meisten Frauen hingegen (mich selbst eingeschlossen) ziehen das Stück zuerst über den Kopf und gleiten danach in die Ärmel.

Auch für das Entkleiden gibt es verschiedene Methoden: Mit einer Hand in den Nacken greifen und den Pulli unter leichtem Vorbeugen des Oberkörpers über den Hinterkopf zerren (m), bzw. mit an der Hüfte gekreuzten Armen den Saum angeln und nach oben ausziehen (w).

Ist es Bequemlichkeit, weil bei der „männlichen“ Methode das Kleidungsstück auf rechts bleibt und beim nächsten Tragen gleich wieder so angezogen werden kann, während die Frauen mit ihrer Technik das Shirt erst mal auf links in der Hand haben? Tatsächlich scheint mir wenigstens zum Ausziehprozedere eine Erklärung plausibel, die ich im Internet (jaaaa, so eine schlaflose Nacht ist lang) fand, denn es haben sich tatsächlich schon andere Menschen darüber den Kopf zerbrochen: Offenbar bevorzugen geschlechterübergreifend nämlich Personen mit längeren Haaren die Variante Kreuzgriff am Saum, weil bei dieser Methode die Frisur am wenigsten durcheinander gerät. Ha! Dann ist der Unterschied ja eher Kopf- denn Geschlechtersache!

Jedenfalls weiß ich nach dieser abermals langen Nacht nicht, was aus dem Mann auf dem Sofa wurde. Auch nach eineinhalb Minuten war es ihm nicht gelungen, sich anzuziehen. Immer und immer wieder schlüpfte er hinein, zog die langen Ärmel in Position, stülpte sich das Teil danach auf den Kopf, fand aber partout die passende Öffnung nicht, fing von vorne an. Das alles war nicht weiter verwunderlich, denn es handelte sich bei dem Kleidungsstück nicht um einen Pullover, sondern um eine: Jogginghose.

Es ist also völlig egal, auf welche Weise man sich an- oder auszieht; es ist Jacke wie Hose sozusagen. Hauptsache, man ist nicht zu betrunken, damit am Ende alles da landet, wo es hingehört.

Wach, wacher
moggadodde

P.S. Natürlich dürft Ihr gern kommentieren, was Eure bevorzugte Methode ist! Für Forschungszwecke!

Dieser Eintrag wurde in Daily Soap veröffentlicht.

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