Seit mehreren Wochen gibt es in den Katakomben ein immer wiederkehrendes, unerschöpfliches Thema. Einige Kittelschürzen und auch Frau Walfisch sind zu vehementen Verfechterinnen der Nouvelle Cuisine mutiert! Dem durchschnittlich gut informierten Zeitgenossen ist der Name „Vorwerk“ bisher lediglich durch besonders leistungsfähige Kobolde Staubsauger, schaumhafte traumhafte Shampooniergeräte und ausnehmend teure strapazierfähige Auslegware bekannt. Neueste, technische Errungenschaft der Traditionsfirma, die jedermann auch mit anhänglichem, jedoch perfekt geschultem Klinkenputz-Personal verbindet, ist allerdings ein, auf den ersten Blick recht unauffälliger Kochpott mit elektrischer Heizplatte. Fanatische Anhängerinnen des dernier cri der modernen Kitchenette würden mich für diese Bezeichnung höchstwahrscheinlich steinigen, denn in ihren Augen ist der „Thermomix“ der topfgewordene Messias.
Kein Arbeitstag beginnt ohne interkollegiale Lobeshymnen und mit stolzgeschwellter Stimme vorgebrachte Menuearrangements des vergangenen Tages. Die fachgerechte Zubereitung dreigängiger Super-Spezial-Dinners, fantastischer Feinkost-Finessen, extraordinärer Entrecote-Erlebnisse, alles wird ausgewalzt wie der bittersüße Teig für Myriaden von Weihnachtsplätzchen. Ich staunte nicht schlecht darüber, dass es dieser Wunderpott offenbar vermag, aus subsenilen einfachen Landfrauen hochtrabende Gourmet-Köchinnen zu transformieren und informierte mich höchst zurückhaltend über das Gerät. Wie hungrige Stechfliegen umgarnten mich die Gewandelten daraufhin, begierig darauf, mich zu einem Besuch der zahlreichen Fortbildungs- und Verkaufsabende zu verleiten, denn die Offenbarung der Topf wird, wie alle Produkte dieser Firma, in keinem Ladengeschäft verkauft, sondern ähnlich dem Tupperware-System (auf fränkisch „Dubberwaar“) anlässlich geselliger Gruppenzwang-Sessions in eierlikörseliger Runde verhökert. Die Topfsensation könne alles, was Mensch auch anderweitig erledigen könnte: Häckseln, Schneiden, Wiegen, Mahlen, Pulverisieren (!) und er spüle sich fast allein. Nur eben schneller.
Die Damen erklärten die Handhabung wortgewaltig („Da schmeißt alles nei, roh odder wies halt is und in e baar Minudde isses feddich“) und Frau Walfisch beeilte sich zu betonen, dass sie seit Jahren keine Plätzchen gebacken habe, aber mit dem Wunderpott würden sie herrlich mürb und lecker und ich musste mir schwer die Antwort verkneifen, dass sie dieses Unterfangen angesichts ihres voluminösen Äußeren auch in diesem Jahr wohl besser gelassen hätte.
Die dienstälteste Schürze hatte heute eine ganz spezielle Spezialität in petto: Immer schon wollte ich morgens um 6.45 Uhr hausgemachten Whiskey-Sahne-Likör aus dem Thermomix schnabulieren! Wir breiteten uns auf den mit Blubberfolie ausgelegten Paletten aus, hockten wie auf einem orientalischen Basar und leerten die Flasche in erstaunlicher Geschwindigkeit. Plötzlich wurden mir die Damen richtig sympathisch und in der nun eher heimeligen anmutenden Beleuchtung der Neonröhren hatten sich mich beinahe soweit, war ich beinahe weich geklopft wie ein Schnitzel. Aber eben nur beinahe, denn ein Aspekt der Verhandlungen war bisher nicht aufs Tapet gekommen: Der Preis, il prezzo, the price, le prix. Durch den Nebel alkoholbedingter Glückseligkeit hörte ich eine Zahl, die mir gar nicht gefiel und ich meinte, irgendetwas mit 900 gehört zu haben. Angeschickert und ziemlich dröge bat ich um Wiederholung des vergangenen Satzes und wurde sprichwörtlich schlagartig stocknüchtern. Tatsächlich kostet diese Weiterentwicklung eines popeligen Schnellkochtopfes neu und ab Werk 935,00 Mücken! Ich meine, also bitte, bin ich vollkommen idiotisch und kaufe mir für den Gegenwert zweier Monatsmieten einen Elektro-Kochtopf? Schmeckt Reiberdatschi-Teig besser, wenn er in 10 Sekunden fertig ist, mundet Nudelteig, in zwei Minuten hergestellt nochmal so gut oder flasht Eierlikör, der nur 8 Minuten braucht, nachhaltiger? Sicher nicht, doch das Hauptargument der Schürzen ist die Zeitersparnis, die aber diesen wahnwitzigen Preis meiner Meinung nach niemals aufwiegen kann. Wenn ich keine Zeit habe, gibt es eben auch mal verfeinertes Dosen-Futter und wenn ich Zeit habe, genieße ich das Kochen und Hantieren mit guten und frischen Zutaten.
Ha, einen höchst hinterhältigen und perfiden Plan hatten sich die Schürzen da ausgedacht, aber ich blieb standhaft, gerade wegen der mir plötzlich bewusst werdenden Kakophonie durch die vermeintlich altruistische Kolleginnenclique.
Zu meinem nächsten Geburtstag werde ich denen eine Lasagne in die Kantine bringen, die sie ihr Leben lang nicht mehr vergessen werden und die sie vor Verzückung an ihrem Verstand zweifeln lassen wird. Ganz schnöde hergestellt im heimischen Heißluftherd und vollkommen ohne sündteures Angeber-Equipment. Den Thermomix werde ich erst kaufen, wenn er als das perfekte Haushaltsgerät komplett ausgereift ist, wenn er Wände in meiner Lieblingsfarbe streichen, Staub ohne Verwirbelungen wischen und Fenster streifenfrei reinigen kann, und zwar gleichzeitig!
Euch eine heiße Nacht wünscht
moggadodde
Da schnippel ich auch lieber von Hand. Fast tausend Euro rauszublasen für etwas, das spätestens in einem halben Jahr wie alle anderen überflüssigen Küchengeräte irgendwo in einem Küchenschrank verstaubt und nur bei extremer Notwendikeit wieder hervorgeholt wird, sehe ich auch nicht ein.
Aber auf Tupper laß ich nix kommen. Das ist kontinuierlich alles in Gebrauch und unverwüstlich.
Das ist ja das Prinzip von Vorwerk. Absolut keine Preis- und Markttransparenz. Wer gute Produkte verkauft braucht doch nicht den Vergleich direkt im Laden scheuen. Was soll also diese Abschottung? Die Qualität ist sehr gut, aber ich glaube, durchaus mit anderen Markenprodukten vergleichbar. Ich halte die Teile für maßlos überteuert.
Ach ja, Ebay taugt zur Relativierung des Preises, s. hier: Vorw. TM 21
2 Liter Fassungsvermögen! Da muss ich ja schon mal sehr laut lachen, ein Fingerhut von einem Topf! Letzte Woche, als Brüderchen zu Besuch war, habe ich Kartoffelsuppe in einem 5-l-Behälter gekocht. Es war nicht sehr viel für den nächsten Tag übrig. Für zwei Leute vielleicht ausreichend, für vier (gute) Esser absolut unterdimensioniert.
Vielleicht ist der Typ 31 größer. Mir scheint er ist nur moderner. Allerdings glaube ich, dass die Geräte von Vorwerk sorglos auch aus älteren Baujahren erworben werden können. Die gute Verarbeitung und sehr lange Liefermöglichkeit der Ersatzteile sprechen für sich. Meine Eltern schwärmen jedenfalls immer über ihren Superstaubsauger und dessen Qualität.
Kartoffelsuppe im Mixkocher? Das wird ja alles eine Matsche. Etwas Beißbares sollte da doch drin sein, finde ich. Man könnte übrigens im familienuntauglichen Vorwerktopf nur das Konzentrat zubereiten. Ob das Wasser vorher oder nachher dazukommt, ist doch bestimmt egal -oder ? Du merkst, ich bin kochunkundig (-willig) 🙂