Ich fühle mich beobachtet. Wenn ich an meinem Platz im „Geschenkeland“ sitze, wo ich im Dezember beinahe im Akkord neue Uhrenbänder und Knopfbatterien in mehr oder weniger geschmackvolle Uhren einsetze, droht mein Kopf schon vor der Mittagspause zu platzen. Die Menschen drängeln sich vor meinem Kabuff, sind unfreundlich, gehetzt, ungeduldig, trippeln mit den Fingern auf der Plastiktheke. Sie durchbohren mich mit ihren stechenden Blicken, wollen mich antreiben, schneller zu arbeiten, schließlich stehen sie schon eine Weile in der Schlange und die Parkuhr tickt unerbittlich. Manchmal stelle ich mich absichtlich dumm und langsam an, nur um eine nutriabepelzte, blauhaarige Oma zu ärgern, die in die abscheuliche Junghans-Uhr des brillantineglänzenden Gatten eine neue Batterie eingesetzt haben will. Manchmal benutze ich dann auch eine schon benutzte Knopfzelle, die nach wenigen Wochen den Dienst versagen wird.
Aber die Blicke der Kunden meine ich nicht. Die bin ich gewohnt und sie prallen an meinem unsichtbaren Panzer ab. Es ist eine andere Art von Blick, einer der mir die Nackenhaare wie kleine Antennen aufstellt und bei dem ich nicht unterscheiden kann, ob er mir wohlgesonnen oder feindselig ist und der mich zutiefst verunsichert. Ich spüre diesen Blick nicht nur hier bei der Arbeit, ich spüre ihn auf dem Weg in die Kantine im dritten Stock, auf dem Weg zum Parkhaus, sogar zuhause, wo ich öfter in den Park auf der gegenüberliegenden Straßenseite spähe, vergeblich Ausschau nach dem Grund meiner Beunruhigung haltend. Ich glaube langsam, ich werde verrückt.
Fortsetzung folgt …