Auf diesen Film hatte ich mich wirklich gefreut: Lob hatte „Brügge sehen … und sterben?“ ja bereits reichlich eingeheimst. Auf den als rabenschwarze Komödie gelobten Film mit der angeblichen Portion britischem Humor hatte ich mich wirklich gefreut. Das und die Tatsache, dass ihn jeder toll findet, hätte mich schon stutzig werden lassen müssen.
„Beknackt“, „verschissen“, „verfickt“ – derlei Vokabular in Beinahe-Endlosschleife schockiert eine Mutter von zwei Pubertieren nur mäßig, Ballersequenzen, bei denen Blut spritzt wie Ketchup aus einer offenen Flasche in einer Zentrifuge gab es ja auch schon häufiger und die Präparation zahlreicher, klaffender Schusswunden war sicher eine Herausforderung für die zweifellos kundigen Maskenbildner. Das alles ist ja kein Grund, einen Film nicht zu mögen, gesetzt den Fall, der Rest haut hin, was ich hier aber nicht bestätigen kann.
Zwei Auftragsmörder in Warteschleife schlagen sich die Zeit in Brügge um die Ohren, bis der eine (Ken) vom Oberfiesling Ralph Fiennes angewiesen wird, den anderen (Ray) zu töten, weil dieser aus Versehen ein Kind erschossen hat und das gegen den Kodex von Herrn Fiennes verstößt. Ken verweigert die Ausführung, wird vom Boss zur Strafe angeschossen, bevor er Ken durch die Straßen von Brügge jagt und mit so vielen Salven versieht, die eine Elefantenherde erledigt hätte und es bleibt offen, ob Ken überlebt. Schließlich erschießt sich Boss Fiennes selbst, weil er denkt, er hätte im Laufe der Ballerei selbst ein Kind erwischt, wobei es sich aber um einen kleinwüchsigen Schauspieler in Schuluniform gehandelt hat.
Wer diesen Film langweilig nennt, liegt vollkommen daneben. Stinklangweilig trifft es nämlich eher, daran ändert auch das intensive Mienenspiel von Herrn Farrell nichts, der seine zeigefingerdicken Augenbrauen derart virtuos tanzen lässt, dass es aussieht, als übten sich zwei haarige Raupen in seinem Gesicht im Synchronkrabbeln.
Keine Komödie, kein Thriller, kein Drama – nicht Fisch, nicht Fleisch und noch nicht mal eine Butterstulle ist dieser Film für mich und schwarz daran waren einzig besagte Augenbrauen von Herrn Farrell, die Straßen von Brügge in der Nacht und die Innenseiten meiner Lider, die mir immer wieder über die Augen klappten.
Nur die Aufnahmen der Stadt selbst haben mir gefallen. Mittelalterliche Treppengiebelhäuser und holländisch-venezianisch anmutende Kanäle, immerhin hat diese Dauerwerbesendung erreicht, dass ich Brügge gern mal sehen würde, vorerst ohne zu sterben selbstverständlich.
Zugegeben, möglicherweise war ich in der falschen Stimmung für diesen Film und vielleicht bin ich generell auch nur angefressen, weil gestern die Vermietung mit der Nebenkostenabrechnung aufgekreuzt ist. Ich denke fast, dass es billiger ist, die Wintermonate irgendwo im Warmen zu verbringen, als hier flüssiges Gold zu verheizen und das Ausmaß der vergangenen Kälteperiode lässt mich auch für die nächste Abrechnung nichts Gutes ahnen. Wenn das mit den Heizkosten so weiter geht, kommen wir niemals nach Brügge sondern landen eher unter der Brücke.
Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde
Das war bestimmt nur die falsche Stimmung, nach der Nebenkostenabrechnung kein Wunder. Ich bange jeden Tag, wenn ich den Briefkasten öffne.
Den Film fand ich absolut genial. Wenn es recht ist, kopiere ich mal meine Kritik dazu hier rein. Du kannst sie ja löschen, wenn sie zu lang oder zu positiv ist. 😉
„Brügge sehen… und sterben?“ ist ein Film, den man nur schwer einer bestimmten Richtung zuordnen kann. Er beginnt als intelligente Gaunerkomödie mit einem netten Schuss (pech)schwarzen Humors. Im Laufe der Zeit wird die Handlung immer öfter von dramatischen Elementen begleitet, die sich bis zum Ende fortwährend steigern. Manches Mal wusste ich nicht ob ich lachen oder weinen soll, da die Stimmung so schnell wechselte.
Ray und Ken werden nach dem letzten Auftragsmord von ihrem Boss nach Brügge geschickt. Ein wenig Urlaub haben sie sich auch verdient, denn nicht alles lief wie geplant. Ray findet anfangs wenig an dem „scheiß Brügge“, Kultur lockt ihn nicht wirklich. Doch auch für ihn hat diese wunderschöne mittelalterliche Stadt etwas zu bieten, es dauert nicht lange und er legt sich mit amerikanischen Touristen an, feiert ausschweifende Partys mit allem Drum und Dran und verliebt sich in Chloé.
Doch schon viel zu schnell holt die Wirklichkeit die beiden Killer ein, und sie müssen entscheiden, was für sie im Leben wichtig ist, und sich mit ihrem Gewissen auseinander setzen.
Ab diesem Zeitpunkt wird der Film immer mitreißender, aber auch immer härter. Gewaltszenen werden ungeschönt gezeigt, was im Kontrast zur märchenhaften Kulisse Brügges umso brutaler wirkt. Es gibt keine überzogenen brutalen Szenen, was die vorhandenen umso schwerer zu verdauen macht. Die gesamte Geschichte wird in eindrucksvollen Bildern erzählt, denen auch genügend Zeit zum Wirken gelassen wird. Ich war nicht die einzige im Saal, die mitgelitten hat und manches Mal zusammen gezuckt ist. Bis zum Schluss bleibt die Spannung erhalten, gepaart mit einer Portion Trauer, da das Fragezeichen im Titel mit gutem Grund dort platziert wurde.
„Brügge sehen … und sterben?“, ein wirklich sehenswerter Film, der alles andere als sterbenslangweilig ist.
Wieso sollte ich das löschen? Hat doch jeder ein Recht auf meine Meinung … 😉
Ich habe bisher wirklich noch keine einzige, schlechte Kritik zu diesem Film gesehen und deine ist auch noch schön formuliert, deswegen kann es schon sein, dass die (doppelt so hohe wie letztes Jahr) Abrechnung an meiner missmutigen Laune schuld ist.
Aber „Slumdog Millionaire“ hat mich heute wieder aufgerichtet. Ein grandioses Werk. Hast du den schon gesehen?
Noch nicht, den werde ich mir am Samstag anschauen und freue mich schon sehr darauf. Habe schon so viel gutes von dem Film gehört. Und es diesmal tatsächlich geschafft, vorher nicht das Buch zu lesen. 😉 Dann kann man den Film meist doch nur noch halb genießen.
Doppelt so hohe Abrechnung? Dann müsste ich doppelt soviel Geld wieder bekommen, das klappt sicher nicht bei mir. 😉
Viel Spaß wünsche ich schon jetzt! Bunt ist er jedenfalls, richtig schön bunt und ich überlege sogar, den Soundtrack zu kaufen.
Das mit den Kritiken ist so eine Sache.
Als früher der Kreklinger noch die Kritiken in der Zeitung geschrieben hat, konnte man davon ausgehen, das wenn er einen Film total zerissen hat, selbiger total Klasse war.
Klar, sowas ist immer subjektiv. Ich verlasse mich auch nicht auf so etwas …
Kreklinger … muss man den kennen, oder ist das eine Lokalgröße bei euch?
„noch nicht mal eine Butterstulle ist dieser Film für mich“
Immer wieder schön hier zu lesen 🙂
Dabei sagt hier kein Mensch „Butterstulle“. Ich weiß gar nicht, wie ich zu so einem Fremdwort komme … 😉