Eben beim Abspülen fragte Hank: „Mama, was ist dein größter Besitz?“ und da musste ich erstmal nachdenken. Ich antwortete ihm in kindgerechten Worten aber sinngemäß, dass mein persönlicher, größter im Sinne von teuerster Besitz der Diamantring sei, den ich mir noch zu kinderlosen Zeiten aus eigener Tasche auf Anraten meiner Ex-Chefin (der blöden Schabracke, das sagte ich aber nicht) als Wertanlage gekauft hatte. Er schien enttäuscht, weil ich nicht ihn oder wenigstens seine Schwester oder noch wenigstenser seinen Vater nannte. Ich erklärte ihm, dass man Menschen nicht besitzen könne. Ein Auto könne man besitzen oder ein Haus oder eben ein Schmuckstück. Er und seine Schwester seien mir das Liebste auf der Welt und das sei ein Unterschied, weil das bedeutet, dass er mir nicht gehöre und ich nicht über ihn bestimmen könne. „Gegenfrage“, sagte ich, um ihn zu testen: „und was ist dein größter Besitz?“. Er fing an aufzuzählen, seine Mineraliensammlung, seinen Gameboy und dann drückte er mich mit seinen spülwasserfeuchten Händen und sagte: „Und ihr natürlich!“. Zwar stand mein Mutterherz nun in Flammen aber ich fürchte doch, für philosophische Exkursionen ist er eindeutig zu jung …
Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde
Wie viele wachsen mit diesem Besitzdenken auf und lernen ihr Lebtag nicht, dass man Menschen nicht besitzen kann. Da hat Dein Sohn doch reelle Chancen, anders zu werden. Find ich klasse.
Und ansonsten: Ist doch egal, wie sie einem sagen, dass sie einen lieben, es ist einfach toll 🙂
Wie schön! *schmilzdahin*
Ob er es nun schon versteht oder nicht – irgendwann wird er es aber … bei DER Mutter bin ich mir ganz sicher.
Im Ãœbrigen kenne ich das nur zu gut, so etwas gesagt zu bekommen. Meine Kinder haben das auch gesagt, und meine mittlerweile schon lange erwachsene Tochter sagt das heute noch manchmal. 🙂
Ich muss zugeben, deine Antwort hat mich auch überrascht. Alle Achtung! Der Junge hat gute Chancen die üblichen Missverständnisse einer Partnerschaft zu vermieden. Hauptsache er erinnert sich noch daran, wenn es soweit ist – daran zweifle ich aber bei diesen jungen Lernmaschinchen überhaupt nicht.
Zu früh ist es bestimmt nicht. Gerade in diesem Alter soll doch die Verdrahtung sozialer Kompetenz ihren verhängnisvollen Lauf nehmen. Verstehen muss er das noch gar nicht.
> Ich erklärte ihm, dass man Menschen nicht besitzen könne.
Ich schließe mich bt voll und ganz an. Viele Menschen vergessen diesen Grundsatz, sobald sie sich verlieben.
dickes lob unter kolleginnen! und das dahinschmelzen kann ich auch verstehen…
aber echt super erklärt, kurz, knackig, kindgerecht. das wird was!
@ babs: Vor allem ist es ja selten genug, dass sie es einem sagen. Meist kann man es ja mit viel Phantasie nur erahnen …
@ georg: Ja, solche Momente gibt es dann doch wieder!
@ anne: Ob er es verstanden hat, werde ich merken, wenn es um die nächste Säuberungsaktion in seinem Müllhalden-Zimmer ansteht. Wenn ich ihn auffordere, schleunigst klar Schiff zu machen, ansonsten raucht’s im Karton und er sagt mir: „Du bist nicht meine Bestimmerin. Ich gehöre dir nicht!“ habe ich mir zwar ein Eigentor geschossen, aber er hat verstanden 😉
@ bt: Traust du mir so wenig Vernunft zu? Ich muss mich schon wundern … :-)Das „Lernmaschinchen“ setzt leider meist nur seine Prioritäten falsch. Frage ihn, was auf Star Wars Gameboy-Level 4 eine wirksame Attacke darstellt, antwortet er aus dem FF. Frage ihn, wie die Nadeln der Fichte aussehen, was er in der Schule erst hatte, nada, niente, null. Der Ernst des Lebens hat ihn noch nicht recht gefunden ….
@ mephisto: Richtig. Ich hoffe mal, das spricht sich langsam rum … Aber das Besitzdenken in zu sehr im Bewusstsein verkrallt. Je mehr ich habe, desto reicher bin ich. Das gilt aber nicht für alles …
@ morgiane: Ja, das sind die „Muttersein ist toll-Momente“. Dass es oft/meist auch anders ist, muss ich dir ja nicht erzählen 😉
Im Prinzip geht das sogar noch eine Stufe weiter. Wenn man sich in einen Menschen verliebt und anfängt, mit ihm sehr viel Zeit zu verbringen, sieht man auch die Schwächen. An dieser Stelle neigt man leicht dazu, den anderen ändern zu wollen. Nun ist zwar das ganze Leben Änderung und der Versuch als solcher ist ja auch ok – wenn man damit leben kann, dass der andere sich dann nicht ändert. Spätestens dann sollte man sich bewußt machen, dass man sich in den anderen verliebt hat, wie er ist.
Falls es allwissend klingt: den Fehler habe ich früher auch gemacht (und nicht nur den 😉
Vollkommene Zustimmung meinerseits. Und aus Fehlern lernt der Mensch, wie man sieht … 😉