Als ob er mir den Abschied erleichtern wollte, stellte sich heute früh erstmals ein laut vernehmliches Geräusch am Auspuff ein. So fiel es mir gleich viel leichter, den lieben, alten Micra
beim Händler auf den Hof zu fahren, im Bewusstsein, dass das nicht mehr mein Problem ist.
Dann hatte ich aber noch eine spontane Idee, um diese Ära endgültig abzuschließen. Der Nissan hatte nur einen Vorbesitzer gehabt. Anhand des Fahrzeugbriefs machte ich diesen ausfindig und klingelte mal durch. Er würde mich nicht kennen, begann ich, und ich wolle ihm auch gar nichts verkaufen. Ob er sich denn noch an den hübschen, caramelfarbenen Nissan erinnere, den er vor 10 Jahren in Zahlung gegeben hätte, den hätte ich nämlich damals gekauft, tatsächlich war er sofort wieder im Bild. Weil mir sein Auto in den vielen Jahren so treu gedient und mich niemals auch nur einmal im Stich gelassen hätte, fühlte ich mich verpflichtet, ihn vom plötzlichen und unerwarteten Dahinscheiden des Micra nach kurzer, schwerer Krankheit in Kenntnis zu setzen, hob ich an. Natürlich erinnere er sich, obwohl er ihn nicht lange gefahren hatte und wir kamen sofort angeregt ins Plaudern. Was denn der Nachfolger werden würde, wollte er irgendwann wissen, Dooyooda antwortete ich. „Ha!“, sagte er, den fahre er auch, was denn für einer? „Yaris, silber“, sagte ich und er verfiel in Gelächter. Genau den gleichen, nur eine Nuance dunkler würde er aktuell nämlich auch fahren und dass das doch kein Zufall sein könnte! Er freute sich sehr, dass ich ihn angerufen hatte, wünschte mir viel Glück mit dem Neuen und als ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich prima und bereit für den Abschied. Ich machte den Nissan leer und fuhr mit dem letzten Tropfen Sprit auf den Hof des Händlers, wo ich ganz unaufgeregt den Nachfolger in Empfang nahm. Ein letzter Blick noch über die Schulter auf die alte Beziehungskiste und ganz entspannt und vollkommen im Reinen ließ ich mich von der Faszination des Neuen fangen und war viel zu beschäftigt, um zu heulen. Die (jawoll, Plural) Kaffeebecherhalter sind allererste Sahne und mit dem Mäusekino komme ich auch prächtig klar.
Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zukunft und fühle mich schon halbwegs wohl, auch wenn ich feststellen muss, dass neues Auto wie alter Pups riecht. Noch ist unser Verhältnis auch eher respektvoll-distanziert und ob wir jemals richtig gute Kumpel werden, wird die Zeit erst noch zeigen.
Euch eine zuversichtliche Nacht wünscht
moggadodde
Das wird schon. Meine „Große“ fährt ’nen Yaris in Blau und ist begeistert, was natürlich nichts heißen muss. Trotzdem… Wird schon 🙂
Hach, das Auto ist so vernünftig! Die Unbeschwertheit des Fahrens ist jetzt erstmal vorbei. Trotzdem muss ich ihn ein bisschen personalisieren, der japanische Schriftzug meines Namens oder so … und heute Abend wird er getauft, mit den Nachbarn, die gestern auch ihr Auto abgeholt haben. Wir füllen Wasserbomben mit Sekt und bewerfen die Autos damit. Die anderen werden uns für bescheuert halten, aber das sind wir ja auch 🙂
Also das mit dem Anruf zum Vorbesitzer finde ich richtig gut, ganz toll sogar. Viel Spaß mit dem Neuen!
Danke! Der hat sich total gefreut über den Anruf und ich dachte, der lebt vielleicht gar nicht mehr, weil er schon vor 10 Jahren Rentner war, wie uns der damalige Verkäufer erzählte. Geht ja schnell, sowas.
Aber der Typ ist putzmunter und autovernarrt und ich fand meine Idee mal wieder sehr genial.