Schönem ist der MamS generell nicht abgeneigt. Außenstehende könnten vielleicht meinen, dieser Satz bezöge sich auf mich, aber ich bin realistisch genug um zu erkennen, dass meine inneren mit meinen äußeren Werten inzwischen zumindest auf Augenhöhe stehen. Also, der MamS mag Schönes. Er hat z.B. mehr tragbare Schuhe als ich, die er zu allem Überfluss auch noch pflegt, während ich mich kaum daran erinnern kann, wo das Schuhputzzeug überhaupt liegt. Sind die Schneeringe zu schlimm, packe ich einen Lappen und gut. Beim Putzen bin ich sowieso eher phlegmatisch pragmatisch.
Nun ist der MamS gottlob keiner dieser Typen, die sich mit Schmuck behängen. Erst letzte Woche hatte ich mit einem jungen Azubi das Vergnügen, der eine ziemlich lange und massiv aussehende, großgliedrige Silberkette um den Hals trug. Die Kette sah so aus, als hätte er am Morgen seinen Pitbull ausgeführt und verwegen beschlossen, dass die Hundeleine als Accessoire sein Outfit komplettieren könnte. Daneben trug er einen fast würfelzuckergroßen Stecker im Ohrläppchen und einen finsteren Blick im Gesicht, der zusammen mit der etwas laxen Arbeitsauffassung meine uneingeschränkte Ablehnung fand. An Männern mag ich ausschließlich dezenten Schmuck. Keine Siegelringe, keine Armkettchen und um den Hals nur zur Not was mit Leder, aber bitte kein Silber und niemals Gold. Ohrstecker sind, wenn sie denn überhaupt sein müssen, typ-, größen- und kopfformabhängig sowie eine nicht unerhebliche Frage der Frisur. Das Gesamtbild entscheidet über „annehmbar“ oder „Fatzke“. Aber ich schweife ab.
Heute jedenfalls sollte ich dem MamS in einem Internetshop eine weitere Armbanduhr bestellen und er merkte an, dass das Modell „Genova“ als Unisexmodell ja auch von mir getragen werden könnte, falls sie ihm doch nicht gefalle. Ich wies darauf hin, dass ich bekanntlich seit Jahren keine Armbanduhr mehr trüge und er bemerkte etwas beleidigt, dass er das wisse, weil die Fossil, die er mir vor 15 Jahren schenkte, noch ziemlich neu im Schrank liege. Nun erklärte ich, dass ich zuhause in jedem Raum mit Zeitanzeigern gesegnet wäre, in den Katakomben die Uhrzeit am Bildschirm sähe, im Auto im Armaturenbrett und wenn ich unterwegs gar nicht weiter wüsste, könnte ich sogar meinen Mund benutzen und einen netten Mitmenschen nach der Uhrzeit fragen. Nichts wäre in diesen Tagen einfacher, als die aktuelle Zeit herauszubekommen und außerdem gäbe es ja auch noch das Handy.
Er hob an zu großem Lamento über die unseligen Mobiltelefone, die allgegenwärtig seien und ihre Besitzer versklaven und unbarmherzig an sich ketten wie einst Herrn Frodos Ring aller Ringe. Und ein Handy als Ersatz für eine Armbanduhr zu sehen, sei ja wohl der Gipfel der Ignoranz angesichts der Schönheit, die ein feiner Zeitmesser ans Handgelenk zu zaubern vermag!
Nun könnte seine Ablehnung Mobiltelefonen gegenüber durchaus daher rühren, dass er selbst mit derlei Technik ein wenig auf Kriegsfuß steht. Er hat einfach keine Lust, sich durch Menüs zu wühlen, die am Ende nicht in seinem Bauch landen können, gleichwohl er über ein Handy verfügt, das er allerdings nur im äußersten Notfall benutzt und ansonsten ausgeschaltet in seiner Tasche schlummert. Es hat schon zwei Jahre gebraucht, bis er gelernt hat, eine SMS zu tippen und weil er niemals Esemessen schickt, hat er sicher inzwischen wieder vergessen, wie es geht. Sein Interesse für die moderne Handytechnik ist genauso groß wie die für die Molekularküche: Gleich Null.
Wenn es lauter Menschen wie ihn gäbe, warf ich ihm jetzt vor, würde die Menschheit heute noch mit Ochsenkarren über Feldwege holpern und sich mit einer Scherbe die Barthaare aus dem Gesicht kratzen! Der MamS erwiderte, ich wäre Opfer der Kommunikationstechnikmafia, eine Antiästhetin und überhaupt: Mein neues Handy in zartrosa-silber wäre ziemlich hässlich und der Touchscreen genauso unsensibel wie ich.
Auch nach längerer Diskussion kamen wir nicht zusammen und es ist überflüssig zu sagen, dass ich auch ohne ein antiquiertes Zeiteisen am Handgelenk jemals unpünktlich bin. Ehrlich gesagt, es macht mir nichts aus, dass er in technischen Dingen ein bisschen konservativ eingestellt ist: So macht er mir zumindest meinen Stammplatz am Laptop nicht streitig und schließlich ist es der Familienkasse enorm zuträglich, wenn nur ich die Handykosten in die Höhe treibe. Im Gegenzug bestelle ich ihm doch glatt so viele Armbanduhren aus dem Internet, wie er nur möchte.
Euch einen zeitlosen Tag wünscht
moggadodde
groooßartig 🙂 Hat der MamS das echt gegengelesen?
Ja wirklich, hat er. Er ist zwar der Meinung, ich haue ihn mit dem Beitrag in die Pfanne, aber er hat letztlich doch sein Einverständnis gegeben. Ich selbst komme ja auch nicht sehr gut weg, finde ich (faul, mediensüchtig) und schrieb es trotzdem 😉
Das mit den Menüs auf dem Handy ist zumindest hinsichtlich der Uhrzeitfrage irrelevant, da die Uhrzeit üblicherweise praktisch immer angezeigt wird.
Ich trage übrigens auch keine Armbanduhren, Geschenke aus grauer Vorzeit sind längst im Müll. Ich mag so ein Teil nicht am Handgelenk haben, zumal diese je nach Situation auch eine höhere Verletzungsgefahr mit sich bringen. Uhren gibt es praktisch immer und überall irgendwo und meistens reicht das eigene Zeitgefühl, dass sich ja im Laufe der Zeit auch verbessert, wenn man keine Uhr trägt.
Die Zeit ist hektisch genug, da brauche ich nicht so einen Schrittmacher am Handgelenk. Und wenn ich mal zu spät komme, habe ich wenigstens eine Ausrede *g*
Na … für den Müll sind sie ja doch zu schade. Lieber würde ich sie verschenken an jemanden, der sie braucht oder schön findet.
Zeitgefühl … hm. Das ist nicht besonders ausgeprägt, trotz jahrelangen Uhrennichttragens. Da gibt es aber weitaus Schlimmeres …
Irgendwie scheint dein Mann ein echt sympathisches Exemplar zu sein, was sind die Leute nervig, die staendig aufs Handy gucken, um die Uhrzeit zu erfahren.
Ueber eine oder mehrere tolle Armbanduhren ( natuerlich nur einzeln getragen) geht nichts.
Swatch, Skagen, Fossil, Casio ……..
Gruesse aus Potsdam
orangata
Ha! Klar ist er sympathisch, (wenn man seine Schale geknackt hat), er ähhm, muss ja zu mir passen … 😀
Du hast Recht: Leute die dauernd nervös an ihrem Handy herumfummeln, sind absolut nervtötend.
Skagen? Muss ich mal anschauen. Kenn ich gar nicht. Vielleicht gibt’s da schöne Herrenuhren 😀 ??
Auch ich bin ein zeitloser Mensch. Armbanduhren kleben mir entweder am Handgelenk (Lederarmband) oder ziepen an den feinen Haaren (Metallarmband). Außerdem kann man sie beim Baden und Saunieren nicht anbehalten. Ich empfinde sie als lästig. Das Händi als Uhr ist ein perfekt für Unterwegs.
Damenuhren sind total häßlich! Entweder sind sie so klein, daß man die Zeit eh kaum erkennen kann oder sie haben das Format eines Totschlägers. Gruselig!
Der Gatte versucht mir grade sein Händi aufzuschwatzen. Er hat eins mit mp3-dings und kommt auch nicht richtig damit klar. Das Dings macht es doch tatsächlich nicht so, wie der Herr wünscht.
Iiiih … die Selbstzusammenzieh-Metallarmbänder das kenne ich auch noch. Unangenehm!
Das mit neuen Handys ist doch eine Herausforderung für den Geist! Also, so empfinde ich das. So ein kleines Ding muss ich doch beherrschen können (auch wenn’s ein bisschen länger dauert, bis ich’s blind kann) … Aber zum Musikhören brauche ich das wirklich nicht
Liebe Mogga, Du hast mir mal wieder aus der Seele gesprochen. *Tränen aus den Augen wisch*. Auch ich oute mich als „Uhrlos“, allerdings habe ich viele Uhren daheim, die zu besonderen Anlässen dann auch angelegt werden. Aber so im täglichen Dasein sind sie irgendwie lästig. Und wenn ich eine trage, vergesse ich es und schaue trotzdem auf mein Handy 😉
Ach Billie! Trotzdem wir keine Uhren tragen, ticken wir richtig … „lästig“ ist der richtige Ausdruck. Vor kurzem hatte ich’s wieder mal versucht, aber mich stört die Uhr am Arm. Bin halt schon entwöhnt 😀
warum schreibst du einen artikel über manni und mich und tust dann einfach so, als ginge es um dich und meinen bruder?
frechheit!
…und das mit den schuhen hab ich dir noch NIE erzählt!…..
Höhö! Unverschämtheit!? Woher soll dein Bruder denn wissen, wo Euer Schuhputzzeug steht!? Alle in einen Sack … und dann rinnjehaun!