Das Telefon klingelt. Eine Mädchenstimme verlangt den kleinen Hank zu sprechen. Ich bin in Plauderlaune und frage, ob sie denn die Lea sei. Lea ist nämlich das einzige Weibchen, das hier anruft, um mit der edlen Frucht meines Schoßes zu parlieren. Oft dreimal am Tag. Gestern. Vorgestern. Letzte Woche und die Wochen davor. Leider weiß noch immer nichts über sie, weil das Gör Jungfer Lea mit unterdrückter Nummer operiert; der kleine Hank selbst lässt sich freilich keine Silbe über das Mädel entlocken. Im Gegenteil, seine Redefreudigkeit über die Causa Lea ähnelt der John Rambos in vietnamesischer Dschungelgefangenschaft: Egal, wie vermeintlich trickreich ich vorgehe, er hält dicht wie eine Plastiktüte.
Ich sage also: „Ja, der ist da. Warte … ich geb ihn dir. Du bist die Lea, gell?“, und hoffe sie in gleicher Laune zu treffen und wenigstens Wohnort oder besuchte Schule eruieren zu können.
Sie so: Nö. Ich bin die Viktoria.
Ich so: Ähm. Aso.
Peng! Mist. Die kenne ich von einem Foto, die ist doch in seiner Klasse. So schnell hat frau sich also in die Nesseln gesetzt. Könnte ja gut sein, dass ich gerade Hanks heimliche Pläne zum Aufbau eines Harems durchkreuzt habe. Oder dass Lea und Viktoria spinnefeind miteinander sind und sich am nächsten Schultag die Augen auskratzen, im Buhlen um die Gunst des kleinen Prinzen Hank.
Wie immer, wenn er telefonischen Damenbesuch hat, schloss er seine Zimmertür und sprach mit schmetterlingsflügelschlagleiser Stimme. Ganz gentlemanlike überging er danach meinen Fauxpas, den er sehr wohl mitbekommen hatte. So, wie ich ihn kenne, war ihm aber auch einfach nur wurscht, was Vicky denkt. Sicher mache ich mir mal wieder viel zu viele Gedanken. Sicherheitshalber werde ich aber trotzdem im Tugendalmanach nochmal nachlesen, wie das mit dieser „Diskretion“, von der ich bereits verschiedentlich hörte, genau funktioniert.
Einen taktvolleren Tag wünscht
moggadodde
😀