Um ihre vergesslichen Mitmenschen an die Dringlichkeit und Bedeutung gewisser Sachverhalte und Missstände zu gemahnen, ließen sich findige und mitunter geschäftstüchtige Leute diverse Gedenk- und Aktionstage einfallen. Der überaus bedeutende „Tag der Handhygiene“ (05.05.), der „Weltlehrertag“ (05.10.), der „Welttag der Feuchtgebiete“ (02.02.) oder der wichtige „Tag des Schlafes“ (21.06.) – es gibt beinahe kein Thema, das ausgespart würde. Das Autoradio informierte mich, dass heute, wie an jedem 25. September, der „Tag der Zahngesundheit“ begangen wird.
Es ist ja leider nicht so, dass der Mensch von Kindergartentagen an auf die Wichtigkeit dieses Umstandes hingewiesen würde. Man weiß ja offenbar noch fast nichts über die Bedeutung umfassender Beißerpflege und regelmäßigen Bürstentauschs und nur Eingeweihte wissen, dass Salz und Asche als Putzmittel abgelöst wurden von neumodischen Pasten, die mit erfrischendem Duft sogar Partnerschaften retten können. Nein, wir werden nicht vom Windelalter an darauf gedrillt, unsere Kauleiste so zu konservieren, dass Rosenbohrer und Kunstgebiss möglichst lange im Schrank des Dentisten bleiben. Ich glaube hingegen, selbst im Amazonasbecken oder in der Mandschurei weiß man inzwischen Bescheid: Nur mit den Zweiten lacht man besser. Man sollte also denken, dieses Thema sei gegessen.
Weit gefehlt. Gierige Findige Figuren ersinnen immer verrücktere Novitäten, um auch noch die letzten Putzfaulpelze an den Waschtisch zu locken. Dentaltabs, die zum Aufschäumen angekaut werden und dann die Zahncreme ersetzen sollen, mögen für feinmotorisch unterprivilegierte Personen ja noch angehen und sind auch nicht wirklich neu.
Brandneu hingegen ist die Aroma-Zahnpasta, die ein Nürnberger Dentist auf Anregung seiner Gattin erfand. Die Paste, nach Vanille und Apfel schmeckend, soll die Lust auf Süßes so weit bändigen, dass die Pfunde nur so purzeln. Einer Studie zufolge verloren 48 Probanden in vier Wochen durchschnittlich 3,5 kg, eine zweite mit 36 Probanden dauerte 3 Monate mit durchschnittlich 6,8 kg Gewichtsverlust. Ich weiß nicht, ob solche Studien, die der Hersteller selbst in Auftrag gibt, mit einer derart kleinen Probandenzahl überhaupt aussagekräftig sind aber ich weiß, dass satte 14 Euro für eine 100 ml-Tube Putzzeug eine Menge Schotter sind und eine Abnehmzahnpasta für mich eher unter die Kategorie „Blendwerk“ fällt. Ganz sicher, auch durch die mediale Protektion im öffentlich-rechtlichen Radiosender, werden sich aber wieder viele Gewichtskämpfer finden, die glauben, allein durch Zähneputzen ihrer Killerplauze verlustig gehen zu können (Weltlachtag ist übrigens am ersten Sonntag im Mai). Nur zu. Schmeckt ja wenigstens.
Eine glänzende Nacht wünscht
moggadodde
Hast du mich gerade feinmotorisch unterprivilegiert genannt?
Ich verbitte mir das. Ich habe geübt und kann das jetzt! 😛
Ha! Dann ist Dein Beispiel ist ein Schönes dafür, dass Übung den Meister macht!