Ihr kennt das sicher: man/frau freut sich unglaublich auf irgendeine Veranstaltung, Fete, Date Party, Schmetterlinge der Vorfreude im üppigen Bäuchlein (also ich zumindest) und dann geht die ganze Chose ziemlich in die Hose und man fragt sich, wieso man denn in dreiteufelsnamen überhaupt auf die gnadenlos idiotische Idee verfallen ist, zu kommen. Andere Anlässe, zu denen man/frau sich nur widerwillig und mit grausigen Gedanken im Kopf aufmacht wie Gynäkologe, Dinner mit Cheffe oder Finanzamt entwickeln sich gänzlich anders als gedacht? So ungefähr erging es mir am Mittwoch, der geneigte Leser weiß, Ausgehtag und Soul Sista mit Su. Recht pünktlich schlug ich gegen 20.00 Uhr auf dem Gelände auf, pünktlich fing auch Soul Sista an, in gewohnt perfekter Manier mit den Reißern der 70er und 80er und wie avisiert hielt ich mich vorzugsweise frontstage auf, um die hinreißende, schokoladenbraune Sängerin Michelle mit der kraftvollen Singstimme und den unvergleichlichen Nathan ans der Nähe zu erleben. Was soll ich sagen, proppevoll der Laden, gespickt allerdings mit der gelackten Bussi-Schickeria die unbestritten auch in Wü. ihr Unwesen treibt. Ein Durchkommen durch die wogende, parfümgeschwängerte Menge war schier aussichtslos und ich hatte mir in weiser Voraussicht mein Sprudelwasser schon rechtzeitig geholt. SchwäSu, sehnlichst erwartet, verspätete sich wegen eines Verkehrsstaus und wurde wegen Überfüllung der Location schließlich gar nicht mehr eingelassen. So verbrachte ich den Abend da solo zwischen pappigen, feuchten Oberarmen, beabsichtigtes oder nicht beabsichtigtes Fummeln war unumgänglich und musste wegen der Masse Menschen zwangsweise geduldet werden. Es ging einfach nicht anders. Nicht der Hauch einer Brise ließ sich zur kleinsten Kühlung herab. Die Luft stand wie ein massives Brett, wir hüpften und sangen mit Mustang Sally und schwitzten und spätestens bei der James-Brown-Runde waren alle in phantastischer Stimmung. Alle? Nein nicht alle, zumindest ich nicht mehr! Einige Bussi-Schickis fanden es angebracht, sich mit gefüllten Weingläsern den Weg in die dancing area vor der Bühne zu bahnen. Besonders eine Dame Ende 40, mit einer Gesichtshaut wie ein alter Lederlappen und die dürren Gestalt in einen beigefarbenen Overall gewandet, fand es offensichtlich tres chic mit Weinglas und ausladenden Armbewegungen zu tanzen. Selbstverständlich wurde die Schnepfe im Eifer des Gefechts des öfteren angerempelt, selbiges ließ sich ja nicht vermeiden, und der Silvaner spritzte üppig durch die Gegend. Das kühle Nass, das mich und mein weißes (!) Leinen(!)top benetzte, war glücklicherweise nur Roséwein. Ich sah auch geistestgestörte Gestalten mit gefüllten Rotweingläsern in der Menge und das hätte böse enden können … Ich verließ die Veranstaltung vor dem Ende, auch angesichts der Tatsache, dass am nächsten Tag die Nacht um 5.00 Uhr vorbei war und ja ein Tag in den Katakomben vor mir lag. Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste! Mein Fazit: Weinfeste, in Franken ja eine feste Einrichtung in den Veranstaltungskalendern, sind klasse und werden von mir gerne frequentiert. Konzerte sind noch besser, besonders SoulSista oder DePhazz (AB, Su, weißte noch?) o.ä. Aber Weinausschank UND Live-Musik auf überfülltem Gelände, naja. Nächstes Jahr gehe ich einer anderen Einstellung an die Sache heran. Ich werde mich nur schwerfällig dazu durchringen können, den Hintern von der Terrasse zu lupfen, widerstrebend irgendeine alte Kutte aus dem Schrank zerren, werde unlustig und mit hängenden Mundwinkeln zum Weingut fahren und dann wird der Abend sicher unvergesslich …
In den Katakomben wurde ich gestern fotografiert. Für die Betriebsgazette. Natürlich war ich vollkommen unvorbereitet und zierte mich, hatte aber keine Chance. Außerdem hat mir die ausgetrocknete Dauerwelle gesteckt, dass B., der Permanenttranspirator mit der gehackten Leber, sich mit ihr über meine Oberweite unterhalten hat. Sie ist da vom Fach, stand früher mal bei Frau Uhse in Lohn und Brot und ich bin also jetzt offenbar im inner circle angekommen, dort, wo ich gerade nicht hinwollte. Welcome to the dollhouse, my dear!
Das Fremdwort des Tages, Heliosis
passt zu meinem Empfinden, als ich nach den gekühlten Katakomben den Weg zum Parkplatz antrat, ist es doch der medizinische Ausdruck für den volksmundigen Sonnenstich oder Hitzschlag. Gestern wurde mir richtig bewusst, was die Literaten mit dem blumigen Ausdruck, „brüllende Hitze“, meinen. Wie ein Faustschlag trifft dich die Hitze, Atemholen wird zum Kraftakt und die Ohren sausen mit den Grillen um die Wette. Der pure Sommerwahnsinn halt, dennoch werde ich so langsam „heliophob“, meide die Sonne, wenn ich kann und bewässere mich von außen und innen wie einen frisch gesäten Rasen.
Euch eine gute und kühle Nacht
moggadodde