Ein am Glockenseil aufgeknüpfter Zombie? Michael Myers observiert Jamie Lee Curtis mit dem Kürbisschnitzmesser in der Hand? Früher hat mich das alles nicht besonders beeindruckt.
Weil mein Babysitter so manches mal der olle Eduard Zimmermann und sein „Aktenzeichen XY“ war und ich so schon früh mit dem realen Bösen konfrontiert wurde, konnten mich Untote und Killer aller Coleur später nicht weiter beeindrucken. Vampirfilme fand ich klasse und Klaus Kinski als Nosferatu wohltuend gruselig. In den letzten Jahren bemerke ich allerdings, dass mich das alles nicht mehr so kalt lässt.
All die Horrorfilme, die ich schon einmal gesehen habe, machen mir nichts aus; ich kenne die Handlung, weiß, wann ich weggucken muss, wer überlebt und wer ins Gras beißt.
Bei Neuerscheinungen ist das schon nicht mehr so einfach, das habe ich gestern wieder festgestellt. „28 days later“ ab 22.15 Uhr auf VOX. Den MamS interessiert so etwas nicht die Bohne und weil ich das unbedingt sehen wollte, musste ich da allein durch, während er träumend in den Kissen lag.
Die ungewisse Spannung hielt ich nicht lange aus. Wikipedia verriet mir den Ablauf des Films, so dass ich wusste, an welchen Stellen ich besser eine Zigarettenpause auf der Terrasse einlegen sollte. Weil dort allerdings unter dem sternklaren Himmel einige Male unvermutet einige Fledermäuse haarscharf und lautlos an mir vorbeisausten, was auch ziemlich schaurig ist, entschied ich mich lieber wieder für die Couch und drehte den Ton leiser. Das Kreischen, wenn die Infizierten die Nahrung verfolgten, das Geräusch des infizierten Soldaten vor dem Spiegel, hinter dem sich das Mädchen versteckt, das alles nahm ich wahr, während ich eingehend die Zick-Zack-Nähte des vorgehaltenen Kissens überprüfte.
Ich hielt durch, auch weil ich unbedingt das einigermaßen erlösende Ende (ich wusste von Wikipedia bereits die Details) sehen wollte, musste mir den Weg ins Bett allerdings gut ausleuchten, um nicht in Laufschritt zu verfallen.
Dieses kribbelige Gefühl in der Magengegend, die nervöse Unruhe, das dringende Bedürfnis, auch außerhalb der extrem störenden Werbepausen die Toilette zu besuchen nennt mal wohl „Nervenkitzel“ und ich habe festgestellt, dass ich diesbezüglich offenbar ziemlich entwöhnt bin.
Diese Art von Seatgrabber brauche ich allerdings nicht mehr, das Familienleben birgt Spannung genug. Auch hier gibt es Unholde, die ständig und unersättlich auf Nahrungssuche sind, Schlitzer, die die Fleischwurst ohne Brett direkt auf der Arbeitsplatte schneiden (*kreisch*) und beängstigende Geräusche habe ich bisweilen sogar ganz nah bei mir im Schlafzimmer. Ich sehe dann und wann lieber Kochsendungen und wenn dann bei uns jemand über dem Bett schwebt, ist es nicht Linda Blair sondern der MamS, der zuviel vom blähenden Gemüse genascht hat. Apropos: „Der Exorzist“ war selbst früher für mich eine Spur zu gruselig, den habe ich noch nie ganz gesehen.
Nein, diesem Alter bin ich wohl endgültig entwachsen.
Euch einen unblutigen Tag wünscht
moggadodde
Die Gefühlswallungen der „typischen Horrorfilme“ sorgen bei mir nur während des Films für Anspannungen, nach dem Film flaut das Gefühl sehr schnell ab (da sie in der Regel sehr unrealistisch sind).
Filme wie z.B. Fincher’s „Sieben“ haben bei mir eine längere Nachwirkzeit 🙂
@ Mephisto:
Bei mir hält das etwas länger vor und hinter einer finsteren Ecke oder einer halb geöffneten Tür stelle ich mir dann schon ungern einen zerfetzten Untoten vor. Ich bin dann froh, im Bett zu sein – gottlob bin ich noch weit von nächtlicher Blasenschwäche entfernt 😉
„Sieben“ ist auch für mich kein „typischer“ Horrorfilm, sondern eher dem Genre „Thriller“ zuzuordnen. Sowas kann ich leichter ab, obwohl die Chance, von einem irren Killer gemeuchelt zu werden höher ist als die, von einem blassen Vampir gebissen zu werden …
komisch, ich hab als heranwachsender bei zu gruseligen szenen immer das kopfkissen als sichtblockade zu nutzen gewusst. heute können mich horrorfilme nicht mehr schocken. sie sind zu berechendbar.
bei thrillern geht mir ähnlich wie mephisto. vor allem, wenn deren inhalt mehr als mysteriös ist. solche filme beschäftigen mein hirn oft tagelang. meist während der rem-phase.
Wenns allzu gruslig wird, gehe ich auch stiften. Filme, die mit subtilem Horror arbeiten, vermeide ich soweit es geht.
Als Kind bin ich mal nach einem grusligen Film, den ich mir in Abwesendheit der Eltern angeschaut habe, mit dem Brotmesser ins Bett gegangen. Die Geschichte wird mir heute noch aufs Brot geschmiert.
berechendbar? barbara wird sich freuen… was ist mit meinem hirn los??
@ markus: Mysteriöse Filme vertrage ich besser als Ãœberraschungseffekte, die mir beinahe den Herzschlag bescheren. Früher war das andersrum. Komisch …
@ socki: „Mit dem Brotmesser“ und „aufs Brot geschmiert“ … passt doch *lach* Sei froh, dass es kein Hammer war, sonst würden sie heute sagen, du wärst „behämmert“ gewesen …
Der war doch volle Möhre geschnitten! Ich sehe schon, wir müssen irgendwann mal eine Blogger-Horror-Nacht machen, wo jeder einen Film mitbringen darf.
@ Al Gore: Die „Blogger-Horror-Picture-Show“ … Das müssten wir aber hier machen, weil ich mich danach unmöglich noch raus traue 😉