Gierig verdrücke ich zwischen Bäcker und Waschstraße im Auto schnell eine Salzstange. Eine zweite habe ich noch, aber in einem Anfall altruistischer Großherzigkeit frage ich den Waschstraßendude, ob er die niegelnagelneue und noch in der Tüte befindliche Salzstange vielleicht haben möchte? Er klagt, er habe heute so einen Stress gehabt und gar keine Zeit für irgendwas, weshalb das jetzt genau richtig käme. Unter vielen Bedankungen trägt er seinen Schatz ins traurigdunkle Carwashkabuff und hochdruckbestrahlt mein Auto besonders gründlich.
Um diese heroische Handlung richtig einzuordnen muss man wissen, dass es sich um eine Rösner-Salzstange handelte, die bekanntlich die beste in ganz Würzburg ist, mit üppigem Salzbestreu und der perfekten Balance zwischen gefälliger Knatschig- und goldener Knusprigkeit. Beim Kauen verirrt sich oft das ein oder andere grobe Salzkorn und bleibt sperrig zwischen Zähnen stecken. Daran kann ich dann wie eine Ziege lecken und just, wenn es aufhört, unangenehm zu sein, löst sich das jetzt kleingelutschte Kristall und kann endlich den Weg jeden Lebensmittels antreten.
Kürzlich las ich, dass der Körper eine Salzaufnahme mit Dopaminausschüttung belohnt und auf dem Heimweg denke ich, dass ich jetzt schon noch ziemlich Bock auf eine Salzstange gehabt hätte, dass sie aber auf den Hüften des Burschen bestimmt besser aufgehoben ist und mein Blutdruck wegen des Verzichts vielleicht gerade eine Dankesrede verfasst.
So habe ich mit einer guten Tat gleich zwei Fliegen geschlagen.
Einen mildtätigen Abend wünscht
moggadodde