Dann besichtigten wir heute also eine Wohnung. Etwas außerhalb gelegen, auf einer Anhöhe vor neugierigen Blicken geschützt, verspricht das neue Domizil Ruhe und Abgeschiedenheit. Einkaufsmöglichkeiten, Busanbindung, kulturelle Angebote oder gar Internet sucht man hier vergeblich, ja das neue Wohngebiet ist noch nicht einmal an eine Kanalisation angeschlossen. Das alles ist auch gar nicht nötig, und doch wird es uns bei Einzug an nichts fehlen – wir sind dann nämlich tot.
Hin und wieder denkt der Sterbliche ja an die letzte Logis. Der hier neu eröffnete Ruhewald bietet die Möglichkeit, frisch kremiert und verpackt in biologisch abbaubaren Erdmöbelchen am Fuße von Bäumen ins humöse Endlager hinab zu fahren, um irgendwann eins zu werden mit Mutter Natur und dem Erdenkreislauf an sich und das passiert dank der Biourne ja recht schnell. Irgendwo muss man ja hin mit sich oder den Lieben, warum also nicht in den Wald, wo Kosten und Ruhezeiten ähnlich geregelt sind wie auf dem herkömmlichen Friedhof, Grabpflege oder sonstige Aufhübscharbeiten aber nicht anfallen. Also erkundeten der MamS und ich heute einmal das Gelände und – naja. Bäume sehen halt dann besonders im Winter ziemlich gleich aus und grundsätzlich ist es mir einerlei, vergrübe man mich an einem Sammelbaum oder solo am Eigenbaum. Wir wohnten ja bisher zur Miete, da machen ein paar tote Nachbarn das Kraut auch nicht fett; diese geben dann wenigstens garantiert Ruhe.
Ich bevorzugte wenigstens ein sonniges Örtchen, während der MamS, wie im Leben, einen Schattenplatz präferierte und wir überlegten, es nach dem Tod zu halten wie mit unseren Schlafzimmern im Leben: Getrennt von Bett und Baum. Andererseits sind die wenigsten Toten dafür bekannt, ihren Kollegen mit Schnarchgeräuschen, Pinkelbettfluchten oder rastlosem Herumgewälze die letzte Ruhe zu rauben, versuchen wir es also doch mit einem Partnerbaum?
Wir werden darüber nachdenken. Vielleicht geht uns ja dann noch ein Licht auf.