Frühling, Baby!

Auch wenn an diesem frühlingssonnigen Montag nach dem Einkauf Hackfleisch und Joghurt im Kofferraum liegen – Zeit für eine kleine Seelenruhedruckbetankung im Veitshöchheimer Hofgarten muss sein.

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Ich beobachte einen Opa beim Gänsefüttern mit einem etwa Zweijährigen und bin beeindruckt, wie ruhig der Mann agiert. Kein hektisches „Pass auf!“, kein warnendes „Nicht so nah!“, obwohl sich der Bub für mein Empfinden beängstigend dicht am Gewässer befindet. Er schnappt sich die Latzhosenträger des Jungen immer zielsicher, kurz bevor der ins Brackwasser plumpst und erzählt ihm von der Lebensweise der Kanadagänse. Der Kleine ist augenscheinlich viel mehr daran interessiert, dass er immer genug Brot für die Tiere in der Hand hat und ich hoffe für ihn, dass er von diesem tiefenentspannten Opa noch viel lernen kann.

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Ruhe umgibt mich, leise plätschern die Wasserspiele und der Kies knirscht unter meinen Schuhen. Ein paar Runden drehe ich durch den Park, das Licht ist so klar und hell, wie es nur im Frühling vorkommt, ändert sich pausenlos und immer wieder bleibt mein Blick an irgendeiner Schönheit hängen.

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Ich gehe zurück und bin dankbar, dass mein einziges Problem tatsächlich Hackfleisch und Joghurt sind, die im Kofferraum eines von der Frühlingssonne beschienenen Autos vielleicht nicht gerade besser werden.

Einen friedlichen Tag wünscht
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Bei Toppels unterm Sofa

Optische Täuschungen, Illusionen, Trugbilder – nicht erst seit meinem Besuch in Schwäbisch Hall bin ich ein Fan von gut gemachter Sinnesverarsche.
Klar, dass deshalb ein Besuch im neu eröffneten „Toppels Haus“ auf der Ausflugsliste stand. Prächtigerweise liegt Wertheim von hier aus nur ein paar Steinwürfe entfernt, da ist man am Sonntagmittag mal schnell hingerutscht.

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Zugegeben: Vierfuffzich für den Eintritt ist ein bisschen happig. Aber wann hat man schon einmal Gelegenheit, die ziemlich verrückte Erfahrung zu machen, dass die Welt auf dem Kopf steht?
Das gesamte Gebäude steht schief. Schon beim Betreten geht es bergauf und die Augen sehen alltägliche Dinge dort, wo sie nicht hingehören. Zusammen mit der Schrägneigung des Hauses reagierte mein Gehirn mit leichtem Schwindel. Nach ein paar Minuten Eingewöhnung ging es auf Exkursion durchs vollständig eingerichtete Haus, bei dem jedes Möbelstück an der Decke befestigt ist, was Gelegenheit für reichlich skurrile Schnappschüsse gibt.

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Gern hätte ich noch mehr Zeit gehabt, noch mehr ver-rückte Fotos geschossen, aber der MamS ist in solchen Dingen zuweilen etwas ungeduldig. Während ich noch nicht durch war, meine Phantasie geflasht angesichts der physikalischen Abnormitäten, tigerte er bereits nach draußen; er ist halt einfach der Realist von uns beiden.
Dixie habe ich bereits am Haken für einen nächsten Besuch und die ist in solchen Dingen ähnlich ausdauernd wie ihre Mutter.

Einen widersprüchlichen Abend wünscht
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Murmelmusik

Für jemanden wie mich, dessen Verstand mit der Funktionsweise eines Türschlosses überfordert ist, löst alles Technische einen großen Staunreiz aus. Manchmal stehe ich wie Catweazle und betrachte ähnlich irre schauend die Wunderwerke, die das menschliche Hirn zu vollbringen in der Lage ist (zugegeben, mit demselben Hirn macht der Mensch auch überaus viel Bullshit; aber das steht auf einem anderen Blatt).

Staunend sah ich also den Roboter „Atlas“, über den dasaweb kürzlich berichtete. Fast möchte man ihn in den Arm nehmen, so putzig unbeholfen tapert er durch die Gegend (ich meine Atlas, nicht dasaweb), wacklig noch, aber auch nach Ablenkung und Stürzen unbeirrbar seiner programmierten Bestimmung folgend. Ob ich lange genug lebe, dass mir anstatt einer unterbezahlten Pflegefachkraft ein humanoider Apparat, ich würde ihn vielleicht „Feedo“ nennen, den Grießbrei ins dann zahnlose Esszimmer löffelt, sei dahingestellt. Meinem derzeitigen Gesundheitszustand nach zu urteilen, muss sich die Roboterindustrie da ein wenig beeilen.

Was mir das Internet heute in die Timeline spülte, ist auch wieder in der Kategorie „Der Wahnsinn ist menschlich“ beheimatet. Der schwedische Musiker Martin Molin hat eine Maschine gebaut, die mit Murmeln Musik macht. Nicht nur ein bisschen Klimperklimperklacker, nein, ein hübsches, eingängiges Stück schleicht sich mit Ohrwurmverdacht ins Gehör, Steampunk trifft den verrückten Professor!

Da wäre er dann auch wieder, mein heutiger Catweazlemoment!

Einen flüssigen Tag wünscht
moggadodde

Augenschmaus!

120 Kilometer einfach sind ja kein Pappenstiel, aber die Berichte der Main-Post hatten mich neugierig gemacht, die Ausstellung in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch-Hall anzufahren. Zweidimensionale optische Täuschungen finde ich schon faszinierend genug, die dreidimensionalen Bildobjekte von Patrick Hughes wollte ich unbedingt im Original erleben.

Erstaunlich, wie leicht sich das Gehirn überlisten lässt. Vor den Werken stehend, hin- und her und zurück und vor wippend, daran vorbei gehend, den speziellen Fixierblick aufgesetzt und die Bilder bewegen sich tatsächlich! Geben Tiefe, wo kaum eine ist, eine nur minimal veränderte Perspektive stellt den Blick auf den Kopf – Hughes ist ein Meister der Illusion.
Nicht nur seine Kunst überzeugt, auch die anderen Werke sind optische Leckerbissen, ebenso wie die parallel in den gleichen Räumen stattfindende künstlerische Vereinigung von Wilhelm Busch und Heinrich Hoffmann. Wir erfahren anhand vieler Zeichnungen, dass Wilhelm Busch auch ein Meister der Abbildung war, sehen viele alte Ausgaben von Hoffmanns „Struwwelpeter“ und auch der „Struwwelhitler“ wird nicht vergessen.
Weiter und sehr treffend beschrieben wird hier und hier.

Busch und Hoffmann warten auf Besucher bis 13.09.2016, die optischen Verwirrkunstwerke sind nur noch bis 28.03.2016 zu sehen. Geöffnet ist die Kunsthalle Würth täglich von 10 – 18 Uhr und der Eintritt ist – tatsächlich – frei!

Als kleinen Begleiter habe ich mir dann auch mal wieder eine Handtaschen-Ausgabe von „Max und Moritz“ zugelegt sowie ein paar psychedelische Postkarten und Anstecker für das innere Kind.

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Mag der Eintritt auch frei sein – Museumsshops wissen, wie sie mich kriegen!

Gehet hin und staunet!
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