Gut ist, dass seit Sonntag die dritte Staffel von „Die Brücke“ im ZDF läuft. Schlecht ist, dass Saga Norén und Kollegen erst um 22.00 Uhr auf Sendung gehen. Gut ist, dass die rund 115 Minuten langen Folgen auch in der zugehörigen Mediathek gesehen werden können. Schlecht ist, dass das nicht nach zeitlicher Lust und Laune erfolgen kann, sondern wegen des Jugendschutzes ausschließlich in der Zeit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr, womit die Katze auf dieselben Füße fällt, weil ich mit lediglich viereinhalb Stunden Schlaf selbst zum hohläugigen Killer würde.
Ich sehe gnädig darüber hinweg, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit den Sehgewohnheiten von Jugendlichen so gut auszukennen scheint, wie Miss Marple mit dem Bodymass-Index. Ganz sicher wäre ein tempoarmer Fünfteiler aus Skandinavien mit bislang schlappen 2 1/2 Opfern und komplexer Handlung bei den meisten handelsüblichen Jugendlichen ganz unten auf der Watchlist, gleich hinter dem Fernsehgarten und dem Wort zum Sonntag, so dass die Gefahr einer nachhaltigen Verstörung der ghettogestählten Gangstaseele eher gering erschiene. Sei’s drum. Drauf gepfiffen.
Als gestern Abend zur Primetime nämlich keine Brücke in Sicht war, wollte ich „mal eben“ Abhilfe schaffen und lud ein Programm zum Betrachten von Mediatheken herunter, das klappte so mittel. Weil dieses zudem als .zip-Datei geliefert wurde und das relativ neue Laptop noch kein Auspackprogramm beherbergte, lud ich auch das und dann musste noch was von Java her, damit überhaupt irgendetwas gestartet werden konnte.
Das alles herauszufinden, zu installieren, wieder zu finden, auszuprobieren, dauerte. Als alles endlich am Platz und startbereit war, war der Vollnoob MamS statt voll des Lobes für meine technische Beschlagenheit voller Enttäuschung, dass ein Stream via ChromeCast auf die große Mattscheibe nicht vorgesehen war. Es folgte eine mittlere kleine Diskussion.
Mittlerweile war es kurz vor 22.00 Uhr und so knipsten wir die Mediathek ohne Umwege an. Bereits nach einer Stunde forderte das Tagwerk den Schlaftribut, die Hälfte der zweiten Folge fehlt also bereits. So, wie es aussieht, werden wir die nächsten Folgen ab werktätigenfeindlicher Uhrzeit wieder nur in Häppchen sehen, damit der MamS seine altersschwachen Augen auf den Seniorenscreen 46-Zöller richten kann. Sollten wir am Wochenende keine Nachtschicht einlegen können, wird es also ein wenig dauern, bis wir die Auflösung des richtig starken Skandinavierpuzzles gesehen haben.
Vielleicht habe ich aber da auch nur den Slogan falsch verstanden. Für die Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender muss es jedenfalls heißen: Mit dem Zweiten siehst du länger.
Eine Nacht mit Durchblick wünscht
moggadodde