Aufgeregt zeigte mir Dixie ein Wohnungsangebot auf immobilienscout24. „Schau mal, das wär‘ doch was!“, sagte sie und die Wangen glühten. Verständlich, denn die Fotos zeigten eine 3-Raum-Traumwohnung. Schickimickiküche. Lederne Polsterstühle um modernen Esstisch. Feinstes Loungemöbel, beschienen von Unterputz-Spotlights. Insgesagt zeigten sich Bilder, wie aus einem Einrichtungskatalog. Völlig mit Recht wurde diese Perle als Luxuswohnung zur Miete ausgeschrieben, recht zentral im Würzburger Frauenland gelegen und mit sämtlichen, auf den Fotos ersichtlichen Annehmlichkeiten versehen, inkl. LCD-TV, Bügeleisen, CD-Player und Staubsauger. Auf Wunsch sogar würde sogar eine Babyausstattung gestellt. Dieses noble Domizil sollte mit einer Miete von schlappen 350 € zu haben sein.
Während Dixie sich schon in diesem Wolkenkuckuckstraumheim auf der Couch lümmelnd an einem Daiquiri nippen sah, musste ich sie enttäuschen. Niemand böte eine solche Wohnung zu diesem Preis an. Vielleicht hatte der Anbieter die „1“ vor der „3“ vergessen, vielleicht wollte er mit dieser Anzeige die verzweifelt nach Wohnraum suchenden Leute verhöhnen, vielleicht versuchte er auf diesem Weg an Bekanntschaften zu kommen, vielleicht war er ein Würzburger Ripper, der alleinstehende, besichtigungswillige Frauen in einem Verlies quält und danach ausgeweidet in den Main wirft. Und ich schrieb ihm eine entsprechende Mail. Kurze Zeit später war das Angebot entfernt.
Heute nun meldete sich Brend Dietrich, retireder 49jähriger Architekt, aus London. Er ging mit keinem Wort auf meine Vorwürfe ein, sondern beschrieb in blumigem und sympathischem Englisch, dass er die Wohnung für seine hier studierende Tochter gekauft habe, diese nun dauerhaft nach U.K. zurückgekehrt sei und er deshalb die Wohnung vermiete. Er selbst könne für eine Besichtigung nicht kommen, könnte aber Vorkehrungen hierfür treffen.
Einen Moment lang dachte ich nach. So ein Londoner weiß nicht, wieviel er für eine Wohnung in Würzburg verlangen kann. Vielleicht wäre das ja doch …
Dann googelte ich nach der angegebenen Adresse in London. Unter dieser befindet sich offenbar ein Nest vermietungsbereiter Architekten und ich stieß auch auf den Blog wohnungsbetrug.blogspot.de, wo ich dann endlich über die mir bisher unbekannte Masche „Vorkassebetrug“ aufgeklärt wurde und zwar anhand genau der Annonce, wie wir sie sahen.
In diesem Blog macht sich ein wackerer Mensch tatsächlich die Mühe, sammelt und benennt die schwarzen Schafe und erklärt Vorgehensweise und Tricks der betrügerischen Mistkerle. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige, gerade junge, unerfahrene, gutgläubige und einfältige Menschen, die zudem nach längerer Wohnungssuch-Odyssee ein wenig betriebsblind geworden sind, darauf hereinfallen und das nach der nächsten Mail sicher angeforderte Entgelt überweisen, ohne danach je Schlüssel oder Mietvertrag zu erhalten.
Ich will nicht sagen, dass die Welt schlecht ist. Aber sie macht es mir gerade auch nicht leicht, das Gegenteil zu glauben.
Einen behüteten Tag wünscht
moggadodde