Zweite Wahl? Scheißegal!

In der letzten Zeit peinigte ich den geneigten Leser ja bereits mit Postings bezüglich der unserer meiner Dixies „Traumwohnung„. Dies wird vorerst das letzte zu diesem Thema, versprochen:

Heute informierte uns der Wohnungsvermittler, dass der ausgesuchte Kandidat vom Vertrag wegen Krankheit zurückgetreten sei. Wir seien die „Nachrücker“ und wenn wir wollten, könnten wir sie haben.

Unerwartet teilnahmslos reagierte ich, hatte ich doch damit erst frisch abgeschlossen. Der Vermittler bemerkte das gleich und fragte, ob ich mich denn nicht freue. Ich tat es, aber nicht so, wie ich mich noch vor zwei Wochen gefreut hätte. Seltsam.

Trotzdem, jetzt ist amtlich: WIR HABEN SIE! Dixie und ich haben jetzt viel zu tun, nachdem der MamS mit seiner Bröselschulter tapezier-, putz- und tragetechnisch einige Wochen ausfallen wird. Aber es besteht ja keine Eile.
Notfalls setzen wir uns eben auf den Balkon, lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und freuen uns, dass das Würzburger Wohnungswunder doch noch Wahrheit wurde.

Und jetzt: Sekt für alle!

moggadodde

Unter Schulter- und anderen Dächern

Die Trauerwoche ist vorbei. Wie ich heute testete, kann ich an dem Haus, das nun doch nicht wieder „unser“ Haus wird, immerhin vorbeifahren, ohne einen Stich in der Magengend zu spüren. Wenn ich nicht hinsehe, gelingt es ganz gut.
Ein Stück meines fast krankhaften Tunnelblick-Optimismus‘ habe ich wohl endlich eingebüßt. Dass ich mit etwas Abstand immer tiefer davon überzeugt bin, dass nicht Vorsehung, sondern Vetterleswirtschaft im Spiel war und wir nur als Mietinteressenten-Darsteller fürs Protokoll agierten … scheiß der Hund drauf Schwamm drüber.

Tunnel

Tunnel

Viel wichtiger ist der Tunnelblick des Operateurs, der dem MamS gleich das Chaos unter dem Schulterdach richtet. So, wie ich das als ambitionierter Laie übersehen kann, wird das ein Routineeingriff. Schlummerspritze, ein bisschen Arthroskopieren, Fräsen, Sägen, Saugen, ein paar Tage Vollpension und Schwesternservice ans Bett und nach einigen Wochen Physiotherapie ist er wieder der alte Badminton-Crack, der sich schmerzfrei und windhundflink eine Jacke anziehen und klaglos seinem anderen Hobby Staubsaugen nachgehen kann.

Eben fuhr ich ihn in die Klinik. Durch YouTube-Clips, Foren und Orthopädieseiten ist er jetzt so umfassend informiert, dass er den Eingriff eigentlich selbst vornehmen könnte, wäre er nur ein bisschen gelenkiger.

Zwar befleißigt sich der MamS zuweilen eines etwas bizarren Humors. „Du weißt ja, wo das Testament liegt?“, „Wenn ich nicht wieder komme, hast Du einen guten Schnitt gemacht!“ oder „Die Kollegen haben schon die Kondolenzkarte für Dich besorgt!“, verkündete er. Ich konterte, dass er sein Augenmerk lieber der Hoffnung widmen solle, weder ein Schnarchtier noch eine Plaudertasche als Zimmergenossen zu bekommen, sondern einen Fernseher für die Fußballübertragungen. Ihm als Krankenhausnovizen habe ich da nämlich einen gehörigen Wissensvorsprung: Mehrbettzimmer sind der moderne Vorhof der Hölle.

Nun habe ich einige Tage die Lufthoheit über die Fernbedienung und die seltene Freiheit, Wein-, Kaffee- und sonstige Flecken oder abgebissene Pizzastücke so lange anzuschauen, wie mir danach ist und überhaupt wird der Sauberkeitsstatus unter diesem Dach auf mein persönliches Wohlfühllevel heruntergeschraubt. Vorhin noch hat er den kleinen Hank augenzwinkernd zum Interimsfamilienoberhaupt ernannt, der sich „von den zwei Weibern bloß nichts sagen lassen“ solle. Ich befürchte allerdings, damit hat er den null Bock-Hank zum Gärtner gemacht ein ordentliches Eigentor geschossen.

Es lebe die Anarchie!

moggadodde

Ausgewundert

Das Würzburger Wohnungswunder ist ausgeblieben. Zwar glaube ich nach dem Absagetelefonat, dass von Anfang an absehbar war, dass wir nicht die Auserwählten sein werden und mit der Einladung von drei Interessenten nur der Form genüge getan wurde. Aber das ändert nichts. Es gibt eben keine Wunder.

Ich könnte heulen. Und ich tu’s auch. Und danach: Mund abputzen, weitermachen.

Enttäuscht,
moggadodde

Es ist bestimmt Bestimmung!

Nach den letzten, eher unerquicklichen Vorkommnissen war es ja höchste Zeit für eine positive Episode. Die alte Schlampe Schicksal ahnt das wohl, jedenfalls stehen wir wohnungssuchtechnisch einen winzigen Schritt vor einer schier unglaublichen Sensation.

Direkt nach dem Mansardenfiasko im vorletzten Eintrag klapperte ich einmal mehr online die Wohnungsanbieter ab. Nur ein Angebot passte und als ich auf das Objektfoto klickte, glaubte ich an einen Zufall, zeigte es doch das Haus, in dem ich einmal wohnte.
Ich sah mir das Angebot genauer an: Selbes Stockwerk. Ach, witzig, dahin wurde ich ja damals ausgewildert … Mooooment. Jetzt warf ich einen Blick auf den Wohnungsplan und erstarrte: Hier wurde haargenau, exactement und unzweifelhaft dieselbe Wohnung angeboten, die mir nach dem Auszug aus dem elterlichen Wohnschoß vor unendlich vielen Jahren allererstes, eigenes Zuhause war.

Bettzeit

Bettzeit

Herrenbesuch

Herrenbesuch

Schnappatmung überfiel mich. Minutenlang. Ich meine, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit in einer 130.000 Einwohner-Stadt mit 13 Stadtteilen genau dieses Haus zu erwischen und in diesem mit seinen 40 Parteien wiederum auch noch genau diese Wohnung? Das ist kein Zufall, das ist Bestimmung!

Mit zitternden Fingern schrieb ich die Kontaktmail, in der keine weiteren Bemerkungen möglich waren. Um 8.02 Uhr am nächsten Morgen rief ich an, um dem Sachbearbeiter die Lage zu erklären. Dass ich um 1985 herum für zwei oder drei Jahre dort wohnte. Er könnte das auch im Archiv nachsehen, ich nannte das Jahr und meinen damaligen Namen. Beteuerte, dass das die beste Zeit meines Lebens war (o.k., das war etwas frisiert, hatte im vorliegenden Fall aber fast ehrenhafte Gründe und ist damit lässlich). Und dass meine Tochter damit jetzt die Chance hätte, diesen einschneidenden Lebensabschnitt in genau den Räumlichkeiten anzutreten wie einst ihre Mutter. Das sei doch glasklar und unzweifelhaft höhere Gewalt! In der Disziplin „rührselige Erinnerungen verbreiten“ hatte ich im MamS einen guten Lehrmeister; ich trug dick auf, ohne jedoch zu übertreiben. Dem Herrn über Wohn und Wehe am anderen Ende wollte ich ja nicht zu sehr auf die Nerven gehen, sondern nur zu der unverrückbaren Erkenntnis bringen, dass Dixie die einzig mögliche Mieterin für dieses Objekt sein kann.

Er machte sich Notizen und heute lag die Benachrichtigung im Briefkasten: Besichtigung mit zwei anderen Interessenten nächste Woche. Selbstverständlich werde ich Dixie, die bei solchen Auftritten meist durch übertriebene genante Zurückhaltung glänzt, begleiten. Die anderen beiden Alibi-Aspiranten dürfen nur Staffage sein. Es kann nur eine geben! Es darf nur eine geben! Es ist schließlich Bestimmung!

Bitte Daumen drücken!
moggadodde

Aufgepasst bei der Wohnungssuche: Vorsicht, Falle!

Aufgeregt zeigte mir Dixie ein Wohnungsangebot auf immobilienscout24. „Schau mal, das wär‘ doch was!“, sagte sie und die Wangen glühten. Verständlich, denn die Fotos zeigten eine 3-Raum-Traumwohnung. Schickimickiküche. Lederne Polsterstühle um modernen Esstisch. Feinstes Loungemöbel, beschienen von Unterputz-Spotlights. Insgesagt zeigten sich Bilder, wie aus einem Einrichtungskatalog. Völlig mit Recht wurde diese Perle als Luxuswohnung zur Miete ausgeschrieben, recht zentral im Würzburger Frauenland gelegen und mit sämtlichen, auf den Fotos ersichtlichen Annehmlichkeiten versehen, inkl. LCD-TV, Bügeleisen, CD-Player und Staubsauger. Auf Wunsch sogar würde sogar eine Babyausstattung gestellt. Dieses noble Domizil sollte mit einer Miete von schlappen 350 € zu haben sein.

Während Dixie sich schon in diesem Wolkenkuckuckstraumheim auf der Couch lümmelnd an einem Daiquiri nippen sah, musste ich sie enttäuschen. Niemand böte eine solche Wohnung zu diesem Preis an. Vielleicht hatte der Anbieter die „1“ vor der „3“ vergessen, vielleicht wollte er mit dieser Anzeige die verzweifelt nach Wohnraum suchenden Leute verhöhnen, vielleicht versuchte er auf diesem Weg an Bekanntschaften zu kommen, vielleicht war er ein Würzburger Ripper, der alleinstehende, besichtigungswillige Frauen in einem Verlies quält und danach ausgeweidet in den Main wirft. Und ich schrieb ihm eine entsprechende Mail. Kurze Zeit später war das Angebot entfernt.

Heute nun meldete sich Brend Dietrich, retireder 49jähriger Architekt, aus London. Er ging mit keinem Wort auf meine Vorwürfe ein, sondern beschrieb in blumigem und sympathischem Englisch, dass er die Wohnung für seine hier studierende Tochter gekauft habe, diese nun dauerhaft nach U.K. zurückgekehrt sei und er deshalb die Wohnung vermiete. Er selbst könne für eine Besichtigung nicht kommen, könnte aber Vorkehrungen hierfür treffen.
Einen Moment lang dachte ich nach. So ein Londoner weiß nicht, wieviel er für eine Wohnung in Würzburg verlangen kann. Vielleicht wäre das ja doch …

Dann googelte ich nach der angegebenen Adresse in London. Unter dieser befindet sich offenbar ein Nest vermietungsbereiter Architekten und ich stieß auch auf den Blog wohnungsbetrug.blogspot.de, wo ich dann endlich über die mir bisher unbekannte Masche „Vorkassebetrug“ aufgeklärt wurde und zwar anhand genau der Annonce, wie wir sie sahen.
In diesem Blog macht sich ein wackerer Mensch tatsächlich die Mühe, sammelt und benennt die schwarzen Schafe und erklärt Vorgehensweise und Tricks der betrügerischen Mistkerle. Ich könnte mir gut vorstellen, dass einige, gerade junge, unerfahrene, gutgläubige und einfältige Menschen, die zudem nach längerer Wohnungssuch-Odyssee ein wenig betriebsblind geworden sind, darauf hereinfallen und das nach der nächsten Mail sicher angeforderte Entgelt überweisen, ohne danach je Schlüssel oder Mietvertrag zu erhalten.

Ich will nicht sagen, dass die Welt schlecht ist. Aber sie macht es mir gerade auch nicht leicht, das Gegenteil zu glauben.

Einen behüteten Tag wünscht
moggadodde