„7 Stunden! Was, zum Teufel, macht man denn 7 Stunden auf einem Festival?“, fragte der MamS schlaftrunken, als ich gestern nach Mitternacht mit etwas wehen Füßen und vernehmbar knirschenden Knochen das Zuhause enterte. Meine Antwort war einfach und kam prompt: „Es ist Umsonst & Draußen! Da wird Zeit außer Kraft gesetzt!“.
Tatsächlich rennt die Zeit auf dem Gelände und wenn man die ins Auge gefassten Auftritte auch alle erleben möchte, ist man in Ermangelung einer Segway-Spur auch reichlich auf den Beinen. Mehrere Kilometer werde ich beim Pendeln zwischen den Bühnen sicher abgespult haben, keine allzu große Herausforderung allerdings für mein durch Katakombenfron gestähltes Laufwerk.
Das schöne Gelände auf den Mainwiesen wird weitläufig gesäumt von vielen Fressständen, Flüssigtreibstoffstationen, Ausstellungen, Kunstaktionen und Händlern aller Couleur. Dazwischen tummeln sich ein paar Hobbygaukler, auf den Wiesen liegen Leute oder sie tanzen oder küssen oder tun sonst etwas Sinnvolles und es gibt pausenlos etwas zu sehen und zu hören. Man trifft diesen oder jene, ratscht ein Weilchen tauscht Neuigkeiten aus, bewundert schräge Vögel und die heuer zahlreich vertretenen Hotpants-Mädchen. Ist da ein Trend etwa völlig zu Recht an mir vorbeigegangen? Alle sind entspannt, fröhlich und „derbe gechillt“, wie der kleine Hank jetzt sagen würde. Da vergehen halt 7 Stunden mal eben wie im Flug!
Heiter bis Folkig eröffneten die Draußen-Bühne, über Conrads Kartell hatte ich ja 2012 schon berichtet und auch die flippig-agile Band Shady Glamour stammt aus hiesigen Gefilden.
Ebenso vielfältig wie die Menschen sind die dargebotenen Auftritte. Ich bin offen für vieles (außer sphärisches Experimentalgedengel) und gestern war mein Inneres zufälligerweise ein bisschen auf Krawall gebürstet. Da kamen Closedown und später The Bulletmonks und The New Black genau richtig.
Sich am Absperrgitter vor einer drei Meter hohen Boxenwand stehend Bässe und Drums durch die Eingeweide peitschen zu lassen – nicht die schlechteste Art der inneren Reinigung!
Später am Abend hörte ich noch kurz The Love Bülow, die nicht zuletzt durch die Bundesvision Song Contest-Teilnahme national bekannt sind und Füenf, eine spritzige a cappella-Band. Sehr unterhaltsam!
Meinen Musikabend beschlossen Go Go Berlin aus Dänemark mit Kunstnebel und mit ein bisschen Attitüde wie Status Quo auf Speed: Fantastisch, wie die total verrückten Dänen ihre Energie auf uns Zuhörerschaft übertragen!
Dann noch ein letzter Absacker in leichtem Nieselregen vor dem Drinnen-Zelt, wo Lilly melancholisch-leicht meinen Weg zum Auto begleitete.
Der erste Tag des für mich schönsten Festivals in Würzburg wird für mich heuer leider gleich der vorletzte sein; lediglich am Sonntag werde ich am Nachmittag nochmals aufschlagen können. Ein Grund mehr, jede Minute auf den Mainwiesen zu genießen.
Wer kann, sollte hin. Und wer Eindrücke und wunderbare Fotos der Künstler anschauen möchte, klickt durch die Strecken hier und hier sowie auf den #udwue-tumblr.
Eine klangvolle Nacht wünscht
moggadodde