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Auf den zweiten Blick sah ich einen imposanten, griechisch-römisch anmutenden Zinken, der sich zwischen zwei nutellabraunen Augen erhob, die ihrerseits von dunklen, gebogenen Wimpern bekränzt wurden, was dem maskulinen Gesicht, das mir da gegenüber saß, einen weibischen Touch verlieh. Insgesamt sah der Typ aber trotzdem gar nicht übel aus und das schien er auch zu wissen. Sofort ging er in die Offensive: „Hi, ich bin Kostas, esse am liebsten Knödel und suche eine Frau.“
Ach, ein Witzbold! Na, da konnte ich mithalten: „Ich bin Vera, hasse Ouzo und wurde gezwungen, herzukommen!“ erwiderte ich offenherzig.
„Du siehst nicht so aus, als ob man dich zu irgendetwas zwingen könnte“, meinte er mit, wie ich meinte, süffisantem Unterton. Ich packte meinen gehässigen Blick aus und fragte, ob das eine Anspielung auf meine möglicherweise etwas kompakte Figur sein sollte. „Falls ja, kannst du dich gleich verpfeifen, Monobraue!“, zischte ich hinterher.
Kriminellogramm
Warum in einer Gegend, die als schneearm bekannt und speziell in einem Dorf, das gerade mal lumpige 280 m über dem Meeresspiegel angesiedelt ist, zweimal im Jahr eine Apres-Ski-Party stattfindet, hat sich mir als bekennendem Sommersympathisanten sowieso nie erschlossen. Trotzdem übt die Veranstaltung besonders auf die Jugend eine grandiose Anziehungskraft aus.
Ich selbst wüsste wahrlich angenehmere Unternehmungen, als mir bei frostigen Temperaturen auf einem Sportplatzgelände stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen, um mit lautem, nahe an der Schmerzgrenze liegendem Liedgut, das vornehmlich das Luder Joanna und einem gewisses rotes Pferd behandelt, beschallt zu werden, während ich mich frage, ob die schwarzen Flecken auf meinen Fingern noch Zigarettenasche oder schon Erfrierungen sind. Deshalb erteilte ich Dixies Bitte, sie als Erziehungsberechtigte zu diesem Dorfereignis zu begleiten, eine eiskalte Absage. Dass sie ihren Vater nicht zu fragen brauchte, wusste sie selbst.
Erst in 5 Wochen darf sie endlich ihren 16. Geburtstag feiern, weshalb ihr der Zutritt per Gesetz sicher verwehrt werden würde, aber Dixie und ihre fast zwei Jahre ältere Schulfreundin haben sich trotzdem auf den Weg gemacht. Notfalls würden die Damen den heutigen Abend also einfach vor der Absperrung verbringen, wo sich immer einige Gruppen zum Vorglühen versammeln. Die Musik ist dort genauso laut wie hinter den Zäunen (sie ist ja sogar bis hierher zu hören), den Eintritt hat man sich gespart und irgendwelche bekannten Gesichter trifft man dort ja auch immer – man kennt sich schließlich im Dorf.
Zunächst spielte sie kurz mit dem Gedanken, eine List anzuwenden eine Urkunde zu fälschen. Sie hat nämlich herausgefunden, dass die „1“ auf der Banderole einer Zigarettenschachtel
in Form und Größe genau den Zahlen des Geburtsdatums in ihrem niegelnagelneuen Personalausweis entspricht und hätte flugs mit etwas Pattex aus dem Geburtsjahr 1993 ein eintrittstaugliches 1991 gezaubert. Dass ihr doch nicht wohl bei der Sache war, entnehme ich dem Umstand, dass sie mich wegen eines möglichen Strafmaßes für diese Tat befragte. Dass ich da etwas dicker als nötig aufgetragen habe, ist sicher nachvollziehbar. Immerhin halte ich ihr zugute, dass ihr Skrupel kamen, bevor sie der Kriminalität gänzlich anheim gefallen ist.
Es reicht schon so, dass sie vor einer Weile eine fremde, in einem Zigarettenautomaten vergessene Scheckkarte mit Chip einfach behalten hat, um damit den Altersnachweis für den künftigen Fluppenkauf zu erbringen, was sie mir erst nach ein paar Wochen erzählt hat, vollkommen ohne Unrechtsbewusstsein und ohne nachvollziehen zu können, dass die arme A.L. aus der Rhön, die eigentliche Karteninhaberin, wegen des verlorenen Stücks Plastik einen Arsch voll Gerenne hatte. Apropos „Arsch voll“: Dafür ist es bei Dixie jetzt auch zu spät.
Immerhin waren die beiden Mädchen eine Minute vor dem verabredeten Zeitpunkt zuhause, Dixie trotz zweier (zugegebener) Jacky-O’s nüchtern, die akut liebeskummerbelastete Freundin hatte wohl dem drohenden Gefrierbrand mit weiteren, innerlichen Alkoholanwendungen zu trotzen versucht und war deshalb merklich angeschickert.
Jetzt liegen beide in den Betten und ich kann endlich auch schlafen gehen. Ich schätze damit, dass ich meine Geheimnisse nie so offenherzig wie Dixie erzählt habe, sondern sie mordsmäßig angeflunkert und verkohlt habe, konnte ich meinen Eltern sicher viele schlaflose Nächte ersparen. Trotzdem ist es mir so um einiges lieber, auch wenn die ganze Sache ungleich anstrengender ist.
„Der Teufel den mer kennt, ist besser als der Teufel, den mer net kennt“, sagt der Franke. Und er hat wie immer Recht.
Euch eine beruhigte Nacht wünscht
moggadodde
Santa Sucks!
Mit dem Dezember beginnt der alljährliche Weihnachtswahnsinn und ich konnte exklusiv hinter die Kulissen der Firma X-Mas Industries blicken.
Was das Fernsehen kann, kann ich schon lange, zum Adventswochenende drücke ich euch deshalb eine Wiederholung aufs Auge.
Das Coverfoto ist übrigens eben auf dem Cerankochfeld entstanden. Wenn ich könnte, würde ich mich jetzt küssen.
Euch einen sagenhaften Tag wünscht
moggadodde
Kiff it to me
Ein schönes, altes Wort ist scheinbar vollkommen in Vergessenheit geraten. Zumindest die Generation Viva kennt gemeinhin nur noch urdeutsche „Schnittchen“.
Ich bin bislang noch nie in die Verlegenheit gekommen, Finger essen zu müssen
Heutzutage nennt man die bunten Appetithäppchen bekanntlich fast ausschließlich „Finger Food“, ein mehr als unwürdiger Nachfolger für das mondäne, französische Pendent „Canapé“, eingedeutscht auch „Kanapee“ genannt.
Als der MamS gestern in gewohnt fränkischem Idiom erzählte, dass Kollege Arne heute einen rauschenden Abschied feiert, die ganze Abteilung eingeladen ist und schon um 10 Uhr mit Canapés angefangen werde, kam Dixie aus dem Staunen nicht mehr heraus und schaute ihren Vater mit ungläubigen Augen an. „Canapés, Dixie, nicht Cannabis!“, erklärte ich, ihre Gedanken erratend. Nicht, dass sie noch rumerzählt, ihr Erzeuger feiert im Büro rauschende Drogenparties!
Euch eine saubere Nacht wünscht
moggadodde
Magengeschwürvermeidungs-Taktik
Nix gemacht und der Tag geht auch vorbei … So habe ich mich erfolgreich abgelenkt vom derzeit einmal mehr allgegenwärtigen Pubertär-Problemfall Dixie.
Das heißt, nix gemacht ist nicht ganz richtig. Bei BookRix habe ich mich heute zu meiner eigenen Selbstwertbestätigung just for my own, shitty fun eingeschrieben.
Die alte Salz-oder-Leben-Story macht sich als Buch richtig gut, finde ich.
Euch einen druckreifen Tag wünscht
moggadodde