Her Masters Voice

Ich freu mich wie ein Schnitzel! Ich bin gleich in München, wo der gottgleiche Mr. David Sedaris aus seinem brandneuheißesten Werk „Schöner wird’s nicht“ liest. Hach, bin ich aufgeregt! Leider bin ich nicht in echt in München sondern nur mit den Ohren, die Lesung im Literaturhaus München wird nämlich live und kostenlos im Internet übertragen.
Olli, liebstes Zuckerbrötchen, danke für diesen tollen Tip!

Euch einen bewegten Abend wünscht
moggadodde

Happy Slapping

Es ist Montag, am frühen Morgen, und irgendein Vollpfosten versucht bestimmt schon jetzt, euch den Tag zu versauen. Euer Parkplatz ist schon wieder von der Schnarchnase aus dem ersten Stock belegt, der Chef klebt euch mit irgendeinem beknackten Sonderauftrag an den Hacken, die Kollegen haben am Freitag den Kaffeefilter nicht aus der Maschine genommen und weil der Hausmeister die Heizung nicht zurückgedreht hat, wächst sich dort, wo sonst duftender Hochlandkaffee seine feuchte Heimat findet, ein inzwischen recht üppiger Schimmelpilz aus.
Verärgert? Lasst das nicht zu! Reagiert euch ab beim Backpfeifenbashing , das ich bei Herrn Lucky entdeckt habe.
Irgendeiner hat ein bisschen virtuelle Dresche an diesem Montag im November bestimmt verdient, also:
Haut nei!

Euch einen befriedigten Tag wünscht
moggadodde

Commedia dell‘ arte

Die Nachricht, dass Herr Obama inzwischen in die geheimsten Geheimnisse des amerikanischen Geheimdienstes eingeweiht wurde, hat mich gestern schon fasziniert. Wie darf man sich sowas vorstellen? Vor meinem geistigen Auge sah ich eine matrixoide Horde Agent Smiths mit dicken und mit „TOP SECRET“ beschrifteten Aktenordnern um einen riesigen, ovalen Eichentisch sitzen und dem neuen Präsi Bericht erstatten, während der arme Barack blass und blässer wird. Warum auf geheim zu haltendem Material auch noch der „top secret“-Stempel prangen muss, damit auch der unbegabteste Nachwuchs-007 weiß, wo er suchen muss, habe ich übrigens sowieso nie verstanden.
Auch die Zahlen über die Verteidigungsausgaben der USA unterliegen sicher höchster Geheimhaltung. Ganz exklusiv präsentiere ich euch den hiesigen

Verteidigungshaushalt, der in einem Fach des Küchenschranks Platz findet, gar nicht geheim und vor allem nicht so teuer ist.
Auf den ersten Blick sind das ziemlich viele Pillen, die die Unversehrtheit an Leib, Leben und Gesundheit gewährleisten sollen und genutzt haben sie auch nicht viel – etwas kränklich bin ich trotzdem noch.

Apropos blass und blässer: Vielleicht hatte Herr Berlusconi diese Woche bei Herrn Medvedjev ein bisschen zuviel am Wodka genippt, als er sich positiv gespannt über die künftige Zusammenarbeit mit Herrn Obama zeigte, weil dieser so jung, gutaussehend und sonnengebräunt (giovane, bello e abbronzato – ach, dieser Klang alleine!) daherkomme. Auch wenn Italien jetzt Kopf steht wegen dieses Satzes: Ich glaube gar nicht, dass Silvio Nazionale, selbst glühender Anhänger des Kunstsonnenkults, diese Äußerung rassistisch gemeint hat, es lässt sich halt nur schlecht ein Fettnapf aufspüren wenn man so bodennah unterwegs ist, wie er. Ganz sicher wollte er nur nett sein, so nett, wie es einem haarverpflanzten Pygmäen mit gesteigertem Geltungsbedürfnis halt möglich ist. Und dafür, dass kleine, eitle, kahle Männer mit gehandicaptem Äußeren und mickrigem Selbstwertgefühl oft verbal übers Ziel hinausschießen und das gar nicht böse meinen, ist unser Dirk Bach ja das beste Beispiel.
Herr Berlusconi wird jetzt jedenfalls den Barack Obama mal anrufen und ihm die ganze Sache erklären. Wenn Obama nur ein bisschen schlagfertig ist, wird er dem Silvio eine ganz fleckenfrei wirkende self-tanning-Lotion empfehlen.

Euch una notte meravigliosa wünscht
moggadodde

Anarchie im Sauberland

Abertausende von Leuten haben aus diesem Schrank in der Kantine schon einen Kaffeebecher geholt. Aber bestimmt bin ich das erste Dollhorn, das sich an dem in Schoßhöhe befindlichen Griffloch beim Öffnen der Tür den Zeigefinger verrenkt, weil er überhastet jemandem Platz machen möchte und vergisst, dass der Finger noch im Loch steckt. Ich bin einfach zu lieb für diese Welt.
Der Kantinenfehlgriff ist symptomatisch für meine derzeitige Sicht aufs hiesige Leben.
Ganz sicher habe ich im Moment entschieden zu wenig Zeit für mich, bin sogar unentschlossen, ob ich den Hauptdarsteller in einer neuen Geschichte sterben lassen soll und befürchte deshalb die ersten Anzeichen von Altersmilde.

Weil hier dauernd irgeneiner rumturnt und ich nicht mal irgendwas machen kann, ohne dass mich gleich jemand fragt, was ich denn da mache und weil der MamS mir dauernd meine Notizen von diesem fast nie benutzten Esstisch räumt, auf dem nur der Laptop und ein Olivenholzkistchen aus Mallorca stehen sollen, weil meine wilde aber für mich sinnvolle Zettelwirtschaft sein ästhetisches Auge beleidigt und er so den Tisch nicht polieren kann, komme ich einfach nicht voran. Mit Schreiben. Mit Denken. Mit Überhaupt.

Die Kinder haben ihre Zimmer, in dem sie ihre eigene Ordnung haben dürfen, solange es nicht zu sehr stinkt. Dem MamS und seiner unerbittlichen Ordnungsregentschaft gehört der Rest und da gibt er auch kein Jota her. Ich darf mich bewegen in dieser musealen Welt, es ist kein Problem wenn ich brösle beim Essen und es ist auch nicht schlimm, wenn mein Glas einen Rotweinring hinterlässt – keine halbe Stunde später wieder alles wie ein Foto aus der „Schöner Wohnen“. Das ist zwar einerseits ziemlich bequem – wenn ich es nicht mache, er macht es ganz sicher und er macht es gern und ich habe gern, dass er es gern macht. Oder so. Aber ich habe hier keinen Platz für mich, an dem ich chaotisch sein kann, ein bisschen ein Schwein sein kann, mit einer halbleeren Wasserflasche und Zetteln mit Eselsohren und Rotweinflecken und einer Kollektion bunter Stifte und Büchern und Rechnungen und Rundbriefen und benutzten Tempos und das geht mir momentan ein bisschen gegen den Strich.

Nächste Woche darf sich der MamS ein paar Tage fortbilden, schön weit weg. Und dann bleibt der Staubsauger in seiner Ecke, solange ich nicht in Bröseln wate, bleiben die Kuscheldecken schlampig über die Couches geschmissen, bleibt das Rotweinglas stehen bis zum nächsten Tag und ich vielleicht stelle ich sogar benutztes Geschirr für zwei Stunden in die Spüle! Ab Montag gehören diese eineinhalb Quadratmeter Tisch für ganze drei Tage allein mir und meinem kreativen Chaos!

Euch eine hemmungslose Nacht wünscht
moggadodde

Gleich und gleicher

In den letzten Tagen haben wir uns um unsere Finanzen gekümmert. Rente, Riester, Sparpläne, Abgeltungssteuer, Versorgungslücke, Inflationsrate – lauter trockene und aufwändige Berechnungen, die ich unglaublich enervierend und langweilig finde, die aber leider unentbehrlich sind, wollen der MamS und ich uns auf unsere alten Tage nicht unter der Alten Mainbrücke mit ein paar Pappkartons als Bettstatt wiederfinden.
Vorsichtshalber soll aber trotzdem eine Risikoversicherung auf meine schnöde Existenz dem MamS den ersten Schock über mein mögliches, sozialverträgliches Frühableben erleichtern.
Das Ausfüllen des diesbezüglichen Antrags ist ja eine heikle Angelegenheit. In den letzten Jahren war ich schon wegen der einen oder anderen Angelegenheit beim Arzt – vor zwei Jahren hat mal der Rücken gezwickt, vor drei Jahren habe ich meiner Gallenblase gekündigt und im September ereilte mich die Bändersache. Lebensversicherungstechnisch ist das aber im Grunde aber alles Pillepalle gegen die Raucherei. Egal, ob ich einen lumpigen Glimmstängel oder eine halbe Stange täglich schmauche, die Bedingungen besagen:

„Die zu versichernde Person gilt dann als Nichtraucher, wenn sie in den letzten 12 Monaten keinen Tabak aktiv unter Feuer konsumiert hat.“

In dieser Hinsicht sieht es bei der hiesigen, zu versichernden Person leider reichlich finster aus, auch wenn ich es mit den Fluppen nicht übertreibe. Raucher ist Raucher, ein bisschen schwanger geht ja schließlich auch nicht. Am Risikozuschlag werde ich dank meiner Affinität zu Liberté toujours also nicht vorbeikommen.

Zwar ist die kruselige Formulierung „aktiv unter Feuer“ irgendeinem vernebelten Versicherungsfuzzi sicher im LSD-Rausch eingefallen aber den Satz

„Die zu versichernde Person gilt dann als Nichttrinker, wenn sie in den letzten 12 Monaten keinen Alkohol oral aus einem Glas-, Plastik- oder Porzellangefäß oder einem Fingerhut konsumiert hat“

suche ich trotzdem vergeblich.
Versicherungstechnisch wäre es danach also günstiger, wenn ich täglich fünf bis sieben Rotweinschoppen und ein paar Herrengedecke kippen würde, anstatt ein bisschen zu rauchen, denn jeder rotnasige Spiegeltrinker muss für die gleiche Versicherung weniger bezahlen als ich, was ich schon ein wenig ungerecht finde, denn gesünder ist die Trunksucht sicher nicht.

Der Volksmund sagt „Wer weder raucht noch trinkt, wird als sehr gesunder Mensch sterben“, was mir in diesem Zusammenhang schon ein Quantum Trost gibt.
Apropos: Ist das nicht ein bescheuerter Titel für den neuen Bond?

Euch einen vitalen Abend wünscht
moggadodde