Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss

Gerade bin ich meinen räudigen Rücken los, da habe ich mir gestern schon wieder etwas eingefangen. Beim Bücken über einen Karton, um einen anderen, nicht gerade leichten dahinter anzuheben, fuhr mir ein stechender Schmerz in den linken Oberschenkel, ganz kurz nur. Ich dachte nicht weiter daran, erst als ich im Auto nach der Kupplung treten wollte, spürte ich einen üblen Schmerz in einer Gegend, die ich mit „schamhafter Leiste“ beschreiben würde.
Am Abend gesellte sich noch ein Druckschmerz im linken Unterbauch dazu. Meine Selbstdiagnose lautet auf „Leistenzerrung“ und so werde ich mich die nächsten Tage nur chauffieren lassen können, weil jeder blöde Köter sein Bein besser heben kann als ich.
Den MamS habe ich jetzt gebeten, dass er mich doch bitte möglichst unauffällig um die Ecke bringen möge, was er aber wegen meiner unzureichenden Lebensversicherung ablehnte, Gierschlund der. Soll er mich halt ausstopfen und ausstellen oder an die Anatomie verhökern, damit ein paar zittrige Studenten zum Üben was anderes als tote Frösche unters Skalpell kriegen. Er könnte natürlich auch meine Organe verkaufen, irgendwas an mir wird schon noch verwertbar sein, Leber und Lungen mal ausgenommen, was der MamS ernsthaft bezweifelte, bis ich ihm mit dem Argument, neuwertige ungebrauchte Milchkanäle in meinen Brüsten zu haben, eines Besseren belehrte.
Jedenfalls nervt mich mein lausiger Körperzustand im Augenblick kolossal an und ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wie es ist, wenn nirgends irgendwas zwickt, zwackt, knirscht oder juckt. Langsam glaube ich, ich bin eine Oma, bevor ich Oma bin.
Ich geh’ jetzt mal ein oder zwei Tabletten einwerfen und folge dann dem MamS ins Bett. Mal sehen, was an mir sonst noch halbwegs brauchbar ist.

Euch eine schmerzfreie Nacht wünscht
moggadodde

Omama im Laden

Wenn ich zurückdenke, war noch vor wenigen Jahren war alles ganz einfach: Mädels unter 20 mit Kinderwagen waren entweder Babysitter oder schlecht aufgeklärt, wohingegen Frauen von etwa 20 bis 45 mit Krümelmonstern im Schlepp Mütter waren und jede über 45jährige Frau, die mit Babys unterwegs war deren Oma. Mit ein paar Ausnahmen war auf diese Regel ziemlich gut Verlass.
Das hat sich in den letzten Jahren schon gewaltig verändert allein durch die Tatsache, dass

a. bereits Teenager Kinder kriegen,
b. sich noch Frauen jenseits der 45 fortpflanzen wollen,
c. dass der Kinderwunsch ja heute sogar noch bis tief in die 60er funktioniert werden kann und
d. man sich sogar bei Herren mit Babys in puncto Verwandtschaftsgrad nicht mehr sicher sein darf und Vater, Opa und sogar Mutter sein könnte.

Klar, dass sich da keine Sau mehr auskennt, oder?!

Da war ich gestern schon ein bisschen verwirrt, als ich im Klamottenladen eine Bekannte traf. Elli ist nur wenig älter als ich und wir hatten uns bestimmt schon 5 Jahre nicht mehr gesehen. Während Dixie geschätzte 6 Fantastilliarden Kleidungsstücke mit zur Anprobe nahm, war Zeit für einen kleinen Schwatz auf der knallroten Wartecouch in der Damenabteilung bei C & A, die, mit Verlaub verehrter Herr Brenninckmeyer, schon reichlich durchgesessen ist.

Elli hatte sich kaum verändert bis auf die Tatsache, dass sie ein ca. 4 Monate altes Baby auf dem Arm trug, nicht als Tattoo, sondern in echt.

Nun schossen mir einige Möglichkeiten der weiteren Konversation durch den Kopf:

1. „Na, gell bist schon Oma!?“
Diese Ansprache erschien mir zu privat. So gut bekannt sind wir dann doch nicht und selbst wenn hätte sie sich möglicherweise beleidigt gefühlt. Ich bin ja schließlich kein Mensch, der auf anderer Leute Gefühle herumtrampelt.

2. „Duziduziduzi, wer bist du denn?“
Dabei hätte ich das Baby am Arm gekrault und komisch geredet in der Hoffnung, dass Elli mit der Auflösung herausrückt. Das fand ich aber dämlich und außerdem ziemlich durchsichtig.

3. „Sag bloß, du hast noch ein Kind gekriegt?“
Auch eine Alternative, aber damit hätte ich Elli zu verstehen gegeben, dass ich sie zu alt für ein weiteres Kind halte, was ich ja auch getan, ihr aber nicht erzählt hätte.

Ich entschloss mich kurzerhand für Möglichkeit

4. „Was für ein wahnsinnig hübsches Kind!“
Das erschien mir am unverfänglichsten und war nicht einmal gelogen, weil es sich wirklich um ein echt schnuckeliges Baby handelte. Elli, ob sie nun Mutter oder Oma wäre, würde sich geschmeichelt fühlen und im nächsten Satz die Lösung liefern. Tatsächlich schnappte sie nach dem Köder und berichtete, dass sie sich ja auch erst mit dem Gedanken anfreunden musste, jetzt schon Großmutter zu werden, aber jetzt sei es ganz in Ordnung für sie. „Schau ihn dir an! Ist er nicht ein Goldstück?“ fügte sie hinzu, mit einem Blick, in dem sich haufenweise großmütterlicher Stolz befand.
Wie bestellt fing der süße Fratz an zu brüllen und ich sagte lachend, das Beste am Oma-Amt sei ja bestimmt, dass man das Kind abgeben könnte, wenn es schreit oder stinkt, aber Elli lachte nicht mit, sondern verstaute ihren Enkel samt Schnuller im Wagen, wo er gleich wieder friedlich war. Im Stillen sendete ich eine Botschaft an sämtliche bekannten und unbekannten Götter, dass es bitteschön noch 10 bis 20 Jahre dauern möge, bis mich so ein kleiner Scheißer „Oma“ ruft.
Meine witzig gemeinte Ansage, dass ich Kinder ja schon mag, nur kein ganzes essen könnte, hat sie nicht verstanden, was ich ihrer unverständigen Miene ansah. Hoffentlich geht mir irgendwann als Oma nicht auch jeglicher Humor flöten.

Euch einen lustigen Abend wünscht
moggadodde

Hüftgoldener Herbst

Essen und Trinken, so sagt der Volksmund, hält Leib und Seele beisammen. Als besonders guter Klebstoff in herbstlich-stürmischen Zeiten hat sich im Casa Mogga die Miesmuschel erwiesen, die ab Oktober einmal monatlich auf den Tisch des Hauses kommt

und an diesem Wochenende erstmals in der neuen Saison auf dem Speiseplan stand.

Zusammen mit einem flüssigen Traubenendprodukt aus dem Stiefelstaat sind „Cozze al pomodoro“ ein nicht alltäglicher Gaumenschmaus und grundsätzlich genauso narrensicher herzustellen wie eine Tütensuppe, schmecken nur viel leckerer.
Sogar Hank, der im letzten Jahr muschelverzehrtechnisch nicht im ersten Glied stand, bediente sich mehrmals, was daran liegen könnte, dass diesmal die Niederlande als Heimat der Meeresfrüchte angegeben war (seit der EM ist er ja ein halber Oranje) und zu fünft vernichteten wir viereinhalb Kilo Muscheln, brutto natürlich.

Das lange Wochenende hat sich auch ansonsten hübsch auf die Hüften gelegt. Der hausgemachte Zwiebelblootz ist ebenfalls ein herbstliches must-have, den ich aus Faulheit Zeitgründen allerdings beim hiesigen Backhäuslesfest gekauft habe. An das dazugehörige prickelig-gärende Federweißer-Gelumpe allerdings werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Allein beim Geruch von Bremser wird mir blümerant zumute, aber einem feinen Rotling gegenüber bin ich ja umso weniger abgeneigt.

Für den Rest der Woche habe ich deshalb einen gewissen Herrn Schmalhans in die Küche abkommandiert und demonstrativ die elektronische Diät-Waage aus dem Schrank geholt, denn Essen und Trinken können Leib und Seele leider nicht nur zusammenhalten sondern auch ganz schön auseinander gehen lassen.

Euch einen deliziösen Abend wünscht
moggadodde

Und dann war da noch …

dieser Hochleistungsidiot, der gestern so nahe neben mir geparkt hatte, dass, wäre ich einfach geradewegs zurückgefahren, sowohl meinen als auch seinen Spiegel abrasiert hätte (ich sage bewusst „seinen“ – ich glaube, Frauen parken so nicht).
Wie immer wenn man Hilfe bräuchte, war fast keine Sau in Sicht und die die ich sah, heizten alle selbst zu ihren Autos – kein Wunder, es brunzte (fränkisch!) und windete heftigst.
Mit einer dornig aussehenden Hecke links und vor mir und dieser alten Reisschüssel rechts von mir brachte ich eine beachtliche Ausparkzeit von < 5 Minuten auf mein Lebenszeitkonto, verbunden mit mehrmaligem Aussteigen und Besichtigung der tampontäschchenknappen Entfernung. Zugegeben, zu gerne hätte ich dem Vollhorst eine Beule in den Kotflügel getreten. Apropos Tampon: Falls ihr (also die Damen unter euch) unter bakteriellem Ungleichgewicht in der Vagina leidet (soll ja ab und zu vorkommen, habe ich mir sagen lassen), es gibt den Renner aus den skandinavischen Ländern jetzt auch hier, nämlich probiotische Tampons zur Verbesserung des Raumklimas in südlichen Gefilden. Billiger und genauso hilfreich habe ich gelesen, ist es aber, das Ding vor Gebrauch einfach in Naturjoghurt zu tauchen. Praktisch, gell? Euch einen schmackhaften Tag wünscht moggadodde

Himmel und Hölle

Viereinhalb Stunden später bin ich fertig wie ein Päckchen Resi. Während das erste Date in Hanks 5. Klasse vorhin noch geprägt war von Optimismus und fröhlicher Zuversicht hinsichtlich des schulischen Fortkommens der Sprösslinge, war das zweite Treffen später in Dixies 10. Klasse weitaus weniger erfreulich.
Hier dominierten Wut und Ohnmacht die Stimmung, denn der wirklich einzigartig einsatzfreudige Klassenlehrer müht sich nach Kräften, beim Direktor die Personalie eines eher ungeeigneten Lehrkörpern auf den Prüfstand zu stellen, stößt dort aber auf taube, bzw. profilierungsgeile Ohren. Und am lautesten mit den Vorwürfen sind die Eltern genau der Schüler, die am meisten für die Unruhe und das Chaos in der Klasse verantwortlich sind.
Ich bin sicher, Elternabende sind direkt in der Hölle erfunden wurden.

Euch eine ruhige Nacht wünscht
moggadodde