Normalerweise pflege ich mich um diese Zeit an einem Freitag nochmals umzudrehen, im Bett, nämlich. Weil ich den MamS zu für einen freien Tag nachtschlafender Stunde in die Stadt fahren musste, nutzte ich den nach einem nächtlichen Gewitter herrlich frischen Morgen und spazierte durch den Hofgarten. Die Würzburger Residenz ist nämlich ein echtes UNESCO-Weltkulturerbe und wie es meistens ist, wenn man was Prächtiges in der eigenen Stadt hat, schaut man es sich selten in Ruhe an und überlässt das Feld den Legionen von Touristen vornehmlich japanischer Provenienz
die auch auf Kopfsteinpflaster oft den Look über die Praktikabilität stellen, aber heute erst gegen Ende meiner Tour ausgeschlafen hatten.
Den ganzen, riesigen Park hatte ich ganz für mich allein, abgesehen von ein oder zwei Hunden und ihren Frauchen. Ich lustwandelte durch schattige Laubengänge, in denen zahlreiche Fürstbischöfe und Höflinge noch zahlreichere Amouren gepflegt haben dürften
und betrachtete putzige Putten
die an anderer Stelle auch Ka-putten genannt werden können. Entweder es grassiert im Hofgarten ein fieses Virus oder es gibt öfter degeneriertes Drecksgesindel, das mutwillig die Jahrhunderte alten Figuren beschädigt, ich habe nämlich sicher 5 Putten entdeckt, denen ein Bein fehlte.
Die kühle Luft war feucht und glasklar. Die Morgensonne blitzte durch Blätter und Ginkgo-Bäume; im Schatten fröstelte ich noch, aber sobald ich in die Sonne trat, durchströmte mich schon die aufkeimende Wärme. Von draußen hörte ich wie durch einen Filter das sonore Brummen des Berufsverkehrs und vor meinen Füßen flitzten die Eichhörnchen herum.
Von den oberen Terrassen aus kann man sogar die Festung und einen Zipfel der Neubaukirche sehen
und ich habe mir vorgenommen, im Spätherbst, wenn die Touristenströme verebbt sind und Würzburg wieder den Würzburgern und ein bisschen auch den Bäuerli im Umland gehört, auch wieder einmal die Innereien der Residenz zu besuchen, wo ich seit vielen Jahren nicht mehr war.
Später, als ich genug hatte von der friedlichen Natur und der stillen Abgeschiedenheit, ging ich einen Kaffee trinken und hatte auf der Juliuspromenade ein mäßiges Frühstück „Max“ mit Rührei und Krabben, was aber immer noch besser war als das Frühstück des MamS, das heute erneut aus einem Gastroskop bestand.
Die Morgenstunden an einem strahlend hellen Tag sind wirklich die Schönsten des Tages! Wenn ich nur nicht so eine elendig verpennte Schlafmütze wäre!
Euch einen erholsamen Abend wünscht
moggadodde