Domo arigato, Mr. Roboto!

Seit ganz genau 10 Jahren verrichtet mein Japanerfloh zuverlässig seinen Dienst. Ansonsten die Ratio höchstpersönlich, habe ich in dieser langen Zeit so etwas wie eine persönliche Beziehung zu meinem Auto aufgebaut, zumal es mich in den vielen Jahren nicht einmal enttäuscht hat. Da kann sogar mancher Mensch nicht mithalten. Gut, das Liebchen säuft nur Super und das nicht zu knapp und ist mit mickrigen 60 PS in der lieblichen, fränkischen Hügellandschaft auch ziemlich schwachbrüstig unterwegs, aber wenn es um Autopannen ginge, könnte ich nicht mit einer einzigen Geschichte aufwarten: Es gab nämlich keine.
Weil das Moggamobil also heute Geburtstag hat, habe ich ihm endlich eine neue Scheibenwaschpumpe spendiert, die mit Aus- und Einbau an die 90 Mücken gekostet hat und den hippen WP-Aufkleber habe ich heute auch angebracht:

Mein caramelfarbenes Bonbon hat eigentlich alles, was für eine angenehme Fahrt erforderlich ist, aber eines vermisse ich schmerzlich: Mein nächstes Auto hat auf alle Fälle einen Getränkehalter. Da haben die Japaner damals einfach gepennt.

Euch einen komfortablen Abend wünscht
moggadodde

Schnappi-Schnäppchen

Heute auf der Bundesstraße:

Eine komplette Halle für einen Krokodil- oder Schlangenleder-Geldbeutel? Das muss ja ein wirklich exklusives Stück sein.
Ach, daraus hätte ich auch eine schöne THINK-Kopfnuss machen können! Das ist mir aber erst hinterher eingefallen.

Euch einen ausgeschlafenen Tag wünscht
moggadodde

Early bird catches the sun

Normalerweise pflege ich mich um diese Zeit an einem Freitag nochmals umzudrehen, im Bett, nämlich. Weil ich den MamS zu für einen freien Tag nachtschlafender Stunde in die Stadt fahren musste, nutzte ich den nach einem nächtlichen Gewitter herrlich frischen Morgen und spazierte durch den Hofgarten. Die Würzburger Residenz ist nämlich ein echtes UNESCO-Weltkulturerbe und wie es meistens ist, wenn man was Prächtiges in der eigenen Stadt hat, schaut man es sich selten in Ruhe an und überlässt das Feld den Legionen von Touristen vornehmlich japanischer Provenienz

die auch auf Kopfsteinpflaster oft den Look über die Praktikabilität stellen, aber heute erst gegen Ende meiner Tour ausgeschlafen hatten.
Den ganzen, riesigen Park hatte ich ganz für mich allein, abgesehen von ein oder zwei Hunden und ihren Frauchen. Ich lustwandelte durch schattige Laubengänge, in denen zahlreiche Fürstbischöfe und Höflinge noch zahlreichere Amouren gepflegt haben dürften

und betrachtete putzige Putten

die an anderer Stelle auch Ka-putten genannt werden können. Entweder es grassiert im Hofgarten ein fieses Virus oder es gibt öfter degeneriertes Drecksgesindel, das mutwillig die Jahrhunderte alten Figuren beschädigt, ich habe nämlich sicher 5 Putten entdeckt, denen ein Bein fehlte.

Die kühle Luft war feucht und glasklar. Die Morgensonne blitzte durch Blätter und Ginkgo-Bäume; im Schatten fröstelte ich noch, aber sobald ich in die Sonne trat, durchströmte mich schon die aufkeimende Wärme. Von draußen hörte ich wie durch einen Filter das sonore Brummen des Berufsverkehrs und vor meinen Füßen flitzten die Eichhörnchen herum.

Von den oberen Terrassen aus kann man sogar die Festung und einen Zipfel der Neubaukirche sehen

und ich habe mir vorgenommen, im Spätherbst, wenn die Touristenströme verebbt sind und Würzburg wieder den Würzburgern und ein bisschen auch den Bäuerli im Umland gehört, auch wieder einmal die Innereien der Residenz zu besuchen, wo ich seit vielen Jahren nicht mehr war.

Später, als ich genug hatte von der friedlichen Natur und der stillen Abgeschiedenheit, ging ich einen Kaffee trinken und hatte auf der Juliuspromenade ein mäßiges Frühstück „Max“ mit Rührei und Krabben, was aber immer noch besser war als das Frühstück des MamS, das heute erneut aus einem Gastroskop bestand.

Die Morgenstunden an einem strahlend hellen Tag sind wirklich die Schönsten des Tages! Wenn ich nur nicht so eine elendig verpennte Schlafmütze wäre!

Euch einen erholsamen Abend wünscht
moggadodde

Lausige Vorstellung

Vorhin auf der Treppe traf ich eine Nachbarin. „Pass auf“, sagt sie, „meine Kinder haben vom Urlaub bei der Oma die Läuse mitgebracht!“. Ich äußere mein Mitgefühl für nun anstehende Aktionen wie Nissenkämmen und Läusezupfen rate zu sofortigem Einsatz chemischer Massenvernichtungswaffen, während ich im Stillen überlege, wann ihr Sohn mit seinen schulterlangen Zödeln zuletzt mit Hank Kontakt hatte.
„Und deine Tochter“, erkundige ich mich, „ist die nicht gerade im Zeltlager? Da wirst du bestimmt anrufen, dass die dort zumindest mal nachschauen, oder?“
„Nö“, sagt sie bestimmt, „ich ruf da nicht an. Die hat mit Sicherheit auch die Läuse, aber ich versau‘ ihr ja jetzt das Zeltlager, wenn ich sie hole!“
„Klasse Plan! Wegen deiner Tochter bringen dann die 30 anderen Kinder Kopfgetier als Andenken mit heim, das finde ich aber nicht so prickelnd!“, ereifere ich mich ein bisschen, erkenne aber, dass sie den Teufel tun und 50 km zum Zeltplatz fahren wird, um das verlauste Gör abzuholen und schließe seufzend die Tür.

Kopflausbefall kann immer wieder jeden treffen und deswegen wird auch nicht mehr scheel geschaut. Nur spezielle Spätgebärende und Erstlingsmütter verfallen wegen einiger Tiere auf den Köpfen ihrer Kinder noch in Panik. Waren Läuse früher Synonym von Armut und kahlgeschorenen Köpfen und muffeligen Mützen, genügt heutzutage unter Umständen nur der Blick auf die Garderobe eines Kindergartens oder einer Schule und es hat einen erwischt. Einmal aus Jux die Kappe vom Nachbarn gemopst und schon hat man die Untermieter auf der oberen Matte sitzen. Ärgerlich ist natürlich viel mehr der zusätzliche Arbeitsaufwand zur Beseitigung der Bescherung wie Insektizideinsatz und das Einfrieren der Kuscheltiere. Glücklicherweise blieben meine Kinder bisher davon verschont, aber wenn jemals der Ernstfall eingetreten wäre und ich wüsste, eines meiner Kinder sitzt kuschelig im 10-Mann-Zelt während seine mitgebrachten Blutsauger die große Völkerwanderung über alle anwesenden Köpfe antreten, könnte ich nicht ruhigen Gewissens meinen Hintern auf der Couch parken und so tun, als ob es um einen abgebrochenen Zehennagel geht.
Manche Leute verstehe ich einfach nicht.

Euch einen ungezieferfreien Abend wünscht
moggadodde

Guggen!

Auch wenn dieser Tipp ein bisschen kurzfristig ist: Heute um 22.25 Uhr sendet 3SAT den Schlöndorff-Streifen „Die Geschichte der Dienerin“ nach dem Bestseller von Margaret Atwood „Der Report der Magd“ (bzw. „The Handmaid’s Tale).
Der Film kommt, wie so oft, nicht an das Buch heran, allerdings ist das Thema ein ganz Besonderes. Nachdem durch Umweltverschmutzung, nuklearer Verstrahlung und Krankheiten nur ganz wenige Menschen überhaupt noch Kinder gebären können, werden im total überwachten Zukunftsstaat „Gilead“, in dem die Regeln des Alten Testaments das Gesetz sind, Frauen enteignet, rechtlos gemacht und nur noch geduldet, um dem Manne untertan zu sein und als Gebärmaschine zu fungieren.
Die Geschichte wird aus der Sicht der „Magd“ Desfred erzählt, die anstelle der Ehefrau des Kommandanten, die selbst offenbar unfruchtbar ist, vom Kommandanten schwanger werden soll. Weil dies allerdings mehrmals fehlschlägt, arrangiert die Ehefrau ein Treffen ihrer Magd mit dem Chauffeur Nick, aus dem sich eine fatale Beziehung ergeben wird.
Das Buch habe ich schon vor Jahren mit steigendem Entsetzen gelesen und den Film nur kurz danach gesehen. Ich finde, er ist einen Tipp wert, also anschauen oder Recorder programmieren. Aber Achtung, der Film trägt mein persönliches Prädikat: „Traurig“.

Euch einen angenehmen Abend wünscht
moggadodde