Bis 22.00 Uhr liefen die Geschäfte eigentlich gar nicht schlecht. Als dann aber ein selten in diesem Ausmaß gesehener Gewitterregen niederging versuchte jeder, an ein halbwegs trockenes Plätzchen zu flüchten. Von unserem relativ trockenen Unterstand aus glichen die großen Sonnenschirme, unter denen trotzdem aufgeweichte Menschentrauben Schutz suchten, überfüllten Rettungsbooten im tosenden Atlantik. Der Sturm blies orkanverdächtig, der Strom fiel teilweise aus, nur wir Cocktaildamen und -jungs waren mit unserer Hütte mit Licht versorgt, während die Tonleute verzweifelt versuchten, ihr Equipment zu schützen und die riesigen Boxen in noch riesigere Folien zu wickeln. Nach etwa einer Stunde, das Schlimmste war vorbei, setzte die Musik wieder ein und wie zum Trotz war die Stimmung besser als vorher, wenn auch die Nachfrage nach innerer Befeuchtung zunächst etwas nachgelassen hatte, weil die meisten Leute ja sowieso völlig durchnässt waren.
So schoben wir erst wieder eine relativ ruhige Kugel und mischten uns unters Volk, die verbliebenen etwa 700 Leute bekamen zum Dank für ihr Durchhalten eine halbe Happy Hour und tanzten barfuß oder in Strümpfen durch sandige Pfützen und grölten lauthals mit, als sie von der Bühne von den Klängen über ein gewisses rotes Pferd und irgendein geiles Luder namens Joana eingepeitscht wurden.
Die Jungs schubsten sich gegenseitig johlend in das aufgestellte Planschbecken, dessen Inhalt jetzt nicht mehr vertrauenerweckend aussah, abwechselnd mit den Mädels, die mit bis zu den Knien nassen Klamotten in der Brühe schwoften. Danach hatten sie Hunger und mit gefüllten Bäuchen konnten sie auch erneut flüssige Nahrung aufnehmen, weshalb der Getränkeabsatz wieder Fahrt aufnahm.
In den letzten Jahren konnte ich meinen Alkoholika-Erfahrungsschatz bereits um einige Kuriositäten wie Schlüpferstürmer und Krabbeldiewandnuff bereichern. Gestern habe ich Bekanntschaft mit dem „R(h)einspritzer“ gemacht, einem Fünfzehnprozenter aus der Kategorie „Jugend forscht“. Diese etwas andere Medizin ist wahlweise mit Himbeer- oder Waldmeisteraroma im Wodka erhältlich, wird vom bedürftigen Alkonauten aus der Spritze direttemang oral verklappt, was zwar gar nicht so übel schmeckt, aber trotzdem ziemlich dämlich aussieht.
Es gab keinerlei Prügeleien, keine Saufleichen, keine Pfützen, weil jemand den teuren Sprit extern verdauen wollte. Die Stimmung war ausgelassen, fröhlich, wohl angetrunken aber nicht ausfällig – da fällt die Zusage, anlässlich der nächsten Beachparty wieder zu helfen, nicht schwer.
Wenn vorher die Lust arg zu wünschen übrig lässt, wird es meist ganz nett. Das war auch gestern wieder so.
Euch einen trockenen Abend wünscht
moggadodde