Gestatten: Axel Schweiß

Manchmal höre ich am Morgen irgendein Lied im Radio, das sich wie ein Blutegel in meinem Kopf festbeißt. Zwanghaft summe ich den ganzen Tag die Melodie vor mich hin, wenn es gut geht, könnte es was Geiles von den Bee Gees gewesen sein, wenn ich Pech habe, hat Herr Naidoo mit einem seiner Wimmertexte in mein Gehirn markiert. Es kann gut sein, dass ich erst irgendwann am Abend zufällig feststelle, dass der viel beklagte Ohrwurm endlich aufgegeben hat.
Die Geburtstagsfeier eben fand in einem ziemlich engen Raum statt. Sämtliche Gäste waren adrett gekleidet und auf den ersten Blick hätte man meinen können, alle hätten nach dem üblichen Samstags-Tagwerk wie Straße kehren oder Gartenhäusle streichen ein bisschen der Körperpflege gefrönt. Schon als ich ankam, kroch aber etwas in meine Nüstern, das ich sofort als den Geruch von frischem, feuchtem Schweiß erkannte. Schwer legte sich das Odeur feuchter Körperausdünstung wie eine dicke, warme Wolldecke über den gut angewärmten Raum und ich nahm angestrengt Witterung auf, um die mephitische Quelle auszumachen und mit ihr ein Gespräch über die segensreichen Fortschritte im Bereich der Antitranspirantforschung zu führen, als die inzwischen aufgetragene Gyrossuppe als olfaktorisches Störfeuer mein Vorhaben vereitelte.
Ich danke dem gnädigen Herrn auf Knien, dass er die heutige Nacht so lau werden ließ, dass ich bald den Rest der Feier mit einigen anderen, ähnlich geruchsempfindlichen Gästen auf zwar unbequemen aber doch aushäusig placierten Bierbänken verbringen durfte.
Noch jetzt, da ich hier sitze und einen prophylaktischen Aspirincocktail einen Neutralisierungstrank zur guten Nacht genieße, verfolgt mich der schwere Geruch wie ein nicht abzuschüttelndes Phantom, wie ein Ohrwurm, nur auf nasaler Ebene, ein Nasenwurm sozusagen. Pfui, Teufel!

Euch eine wohlriechende Nacht wünscht
moggadodde

Bauchgefühl

Das Frühstück des armen MamS besteht heute aus einem Schlauch mit einer Kamera dran. Gar nicht schön, so eine Magenspiegelung, glaube ich.

Euch einen schmackhaften Tag wünscht
moggadodde

Ja, ist denn schon Finale?

Allmählich geht mir die EM auf die Eierstöcke. Sogar Ballacks Oma wird jetzt für einen Tipp hinter ihrem Ofen hervorgezerrt und so langsam kann ich keine Deutschland-Fahnen mehr sehen, weder an Hauswänden noch an Autos oder auf Gesichtern, Busen und Bäuchen.
Außerdem nervt mich das Heiapopeia der Medien um die deutsch-türkische Freundschaft auf dem Sportplatz. War es nicht prickelnd, als wir uns ein bisschen mit den Polen gekabbelt haben oder mit den Holländern? War das Cordoba-Gesumse vor dem Österreich-Spiel nicht wirklich witzig?
Ein bisschen Hitzköpfigkeit gehört zum Fußball dazu, ein paar augenzwinkernde, verbale Pfeilspitzen in Richtung des anderen Lagers sind so alt wie der Sport an sich. Die Politiker meinen, das heutige Spiel als Spiegel der Integration der Türken in Deutschland sehen zu können und bemühen sich enorm um einen Schmusekurs, an dessen Ende es mich nicht wundern würde, wenn der Tribünenjoker Frau Merkel bei einem Sieg der deutschen Mannschaft spontan und unter mitfühlenden Tränen beschließt, sich fortan nur noch von Döner zu ernähren.

Sportliche Rivalität ist eine ganz normale Angelegenheit und vor dem Polen-Spiel hat sich der DFB auch nicht schon im Vorfeld ängstlich als Schlichter geriert und dazu aufgefordert, ein multikulturelles Fest daraus zu machen, obwohl hierzulande auch eine Menge polnischer Menschen leben.
Ich für meinen Teil werde ganz bestimmt ausgelassen feiern, wenn wir heute Abend gewinnen und ich würde natürlich ein wenig mit den Zähnen knirschen, wenn wir verlieren sollten aber ich werde sicher nicht traurig sein, wenn die türkische Mannschaft ausscheidet, genausowenig wie ich getrauert habe, als die anderen bisher ausgeschieden sind.

Ich bin wirklich zuversichtlich, dass die deutschen und die türkischen Fans heute Abend auch ohne von oben verordnete Brüderschaft in der Lage sind, die Leistung des jeweils anderen Teams aufrichtig anzuerkennen und ihren Frust über die Niederlage nicht per Faustkampf zu kompensieren. Wer sowas tut ist sowieso kein Fan des Sports, sondern ein armes, bemitleidenswertes Krawallwürstchen und da ist die Nationalität dann auch vollkommen egal.

So. Ich gehe jetzt zum Rudelgucken. Wenn die EM endlich vorbei ist, kann ich aber mindestens zwei Monate lang keinen Fußball mehr sehen.

Euch einen spannenden Abend wünscht
moggadodde

Licence to grill

Der Dialog mit der Nachbarin von letzter Woche

Ich so: „Wir haben heute Gäste zum Grillen!“
Sie so: „Habt ihr’s gut! Bei uns gibt’s immer bloß Schwein?“

erinnerte mich daran, dass ich euch das höchst amüsante Buch „Natural Born Grillers“

noch gar nicht ans hungry heart gelegt habe. Jetzt, mitten in der grilltechnischen Stoßzeit, ist es die ideale Lektüre für z.B. die nutzlosen Minuten, in denen der ambitionierte Maitre de Grillage auf das Durchglühen der Kohle wartet.

Obwohl das Buch nicht mit neuen, die sommerlichen Magazine üblicherweise füllenden Rezepten aufwartet (Schwarzwälder Kirschtorte vom Grill ist für mich auch nicht unbedingt ein kulinarisches must-have), finden sich allerlei Alternativen zur jährlich erneut aufgeworfenen Frage, ob der Kugel- oder etwa der Kamingrill das technische Nonplusultra darstellt. Warum nicht einmal eine ausgediente Waschmaschinentrommel oder ein Kellerfenstergitter zum Grill modifizieren? Und wen sogar während der Arbeit der Heißhunger auf Woscht überkommt, erhält eine genaue Anleitung zum Würstelbraten mit dem 600 °-Heißluftföhn, der sonst zum Entfernen von Lacken verwendet wird.

Auch darf ein minuziöser Grill-Knigge nicht fehlen, denn sowohl aus Sicht des Gastes wie auch des Gastgebers gibt es eine Menge Möglichkeiten, bei der jeweils anderen Partei ins Fettnäpfchen zu treten, indem man möglicherweise zu wenig Gier beim Kampf um den ersten Fleischlappen an den Tag legt. Jagderfolg macht sexy und der Gewinner könnte in der Folge des Abends bei den Damen einen Stein im Brett haben („Leitwolfprinzip“), das behaupten zumindest die Chefgriller Frank, Dirk und Bernd, die immer, überall und alles grillen außer Eisbärentatzen, Emu-Krakauer und Quallen. Auch Ozelotzungen und Erdmännchen gehören auf ihre grilltechnische Schwarze Liste.

„Natural Born Grillers“ ist kein bedeutsames Buch und auch kein Kochbuch im üblichen Sinn. Aber es ist kurzweilig und herzerfrischend komisch formuliert und darüber hinaus mit sehr gelungenem Bildmaterial versehen. Notfalls könnte es auch als Grillanzünder verwendet werden, dann ist es allerdings für (neu) 16,90 € nicht gerade billig. Ihr könnt es aber so machen wie ich: Einfach vom kleinen Bruder schenken lassen.

Euch einen krossen Abend wünscht
moggadodde

Wildwechsel

Endlich Montag! Endlich sind alle aus dem Haus und ich kann mich endlich mal auf mich besinnen und bin endlich mal wieder allein. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich kann meine Familie gut leiden, manchmal meistens liebe ich sie sogar, aber an dem Spruch „Distanz schafft Nähe“ ist ganz besonders am Montagmorgen durchaus was Wahres dran.
An den Umstand, dass in den hiesigen Hallen nun immer häufiger auch Dixies Romeo anzutreffen ist, müssen der MamS und ich uns nämlich erst gewöhnen. Unverständlicherweise Offenbar gefällt ihm das Familienleben hier ziemlich gut. Trotzdem ist es ungewohnt daran zu denken, beim Duschen die Badezimmertür zu verschließen und danach mal eben nackig ins Schlafzimmer zu schlendern ist auch nicht mehr drin.
Dafür ist nicht nur ein kräftiger Esser sondern sind auch zwei kräftige Hände mehr im Haus und selbstverständlich darf er an den Freuden des Getränkekistenschleppens teilhaben oder wird auch mal zum Kniffelspielen mit Hank abkommandiert. Überhaupt scheint Hank das derzeitige Liebesglück seiner Schwester zu inspirieren.

Aus dem Telefonbuch hat er nämlich den Schnipsel mit der Nummer seiner eigenen Favoritin aus der 3. Klasse ausgeschnitten und mit einem Namensschild versehen über sein Bett gepinnt, was ich persönlich schon dezenter finde als Poster von barbusigen, schaumigen Autowäscherinnen oder die für viele Jungs obligatorische Abbildung einer sprintenden Pamela Anderson mit Schwimmbrett unterm Arm.
Daran, dass Dixie seit ihrem 7. Lebensjahr permanent in irgendjemanden verknallt ist, habe ich mich ja gewöhnt. Dass Hank nun aber auch schon anfängt, seine Schwärmerei so offen zu präsentieren, finde ich momentan nur deshalb ganz niedlich, weil ich inständig darum bete, dass es noch ein paar Jahre dauert, bis sich seine Schnecken hier die Klinke in die Hand geben. Ich hoffe nur, ich werde bei ihm und seinen Amouren ähnlich gelassen sein wie bei seiner Schwester.

Euch einen liebevollen Tag wünscht
moggadodde