Manchmal höre ich am Morgen irgendein Lied im Radio, das sich wie ein Blutegel in meinem Kopf festbeißt. Zwanghaft summe ich den ganzen Tag die Melodie vor mich hin, wenn es gut geht, könnte es was Geiles von den Bee Gees gewesen sein, wenn ich Pech habe, hat Herr Naidoo mit einem seiner Wimmertexte in mein Gehirn markiert. Es kann gut sein, dass ich erst irgendwann am Abend zufällig feststelle, dass der viel beklagte Ohrwurm endlich aufgegeben hat.
Die Geburtstagsfeier eben fand in einem ziemlich engen Raum statt. Sämtliche Gäste waren adrett gekleidet und auf den ersten Blick hätte man meinen können, alle hätten nach dem üblichen Samstags-Tagwerk wie Straße kehren oder Gartenhäusle streichen ein bisschen der Körperpflege gefrönt. Schon als ich ankam, kroch aber etwas in meine Nüstern, das ich sofort als den Geruch von frischem, feuchtem Schweiß erkannte. Schwer legte sich das Odeur feuchter Körperausdünstung wie eine dicke, warme Wolldecke über den gut angewärmten Raum und ich nahm angestrengt Witterung auf, um die mephitische Quelle auszumachen und mit ihr ein Gespräch über die segensreichen Fortschritte im Bereich der Antitranspirantforschung zu führen, als die inzwischen aufgetragene Gyrossuppe als olfaktorisches Störfeuer mein Vorhaben vereitelte.
Ich danke dem gnädigen Herrn auf Knien, dass er die heutige Nacht so lau werden ließ, dass ich bald den Rest der Feier mit einigen anderen, ähnlich geruchsempfindlichen Gästen auf zwar unbequemen aber doch aushäusig placierten Bierbänken verbringen durfte.
Noch jetzt, da ich hier sitze und einen prophylaktischen Aspirincocktail einen Neutralisierungstrank zur guten Nacht genieße, verfolgt mich der schwere Geruch wie ein nicht abzuschüttelndes Phantom, wie ein Ohrwurm, nur auf nasaler Ebene, ein Nasenwurm sozusagen. Pfui, Teufel!
Euch eine wohlriechende Nacht wünscht
moggadodde