Sprechstunde

Auf allen Wipfeln ist Ruh‘, vor allem auch wieder an der Familienfront. Der Entschluss, den Dixie und ich vor einigen Wochen gemeinsam fassten, nämlich die Einschaltung einer geschulten Mediation, ist bei ähnlich gelagerten Fällen absolut empfehlenswert. Dass unsere zweite Sitzung gerade in die Zeit abflauender Kampfhandlungen vom Wochenende fällt, hat sich gut getroffen. Es tut mir nämlich absolut gut, in einem Dreiergespräch die abgelaufenen Vorfälle ruhig und sachlich reflektiert zu bekommen und, was mich am meisten wundert ist die Offenheit und dann fast erwachsen erscheinende Ruhe, mit der Dixie in diesen Gesprächen ihre Sicht der Dinge darlegt. Die Inanspruchnahme professioneller, neutraler Hilfe bei der Ãœberwindung familiärer Spannungsspitzen und Konfliktsituationen war eine gute und richtige Entscheidung.
Natürlich kann so eine Mediation kein Allheilmittel sein. Die Gefahr für Rückschläge, erneute Ausraster und Wiederholungstaten ist trotzdem gegeben, das ist ja schließlich keine Gehirnwäsche, sondern, ich würde es „Vertragen unter Anleitung“ nennen, inklusive der Offenbarung von unangenehmen Wahrheiten auf beiden Seiten.
Ich hoffe, das Gespräch hält jetzt mal wieder ein paar Wochen vor und so retten wir uns über die Zeit, bis das schwammige Ding namens Vernunft dereinst den Sieg über die Unberechenbarkeit der Hormone feiern wird.

Alle Unterweisung der Jugend hat dieses Beschwerliche an sich, dass man genötigt ist, mit der Einsicht den Jahren vorzueilen, und, ohne die Reife des Verstandes abzuwarten, solche Erkenntnisse erteilen soll, die nach der natürlichen Ordnung nur von einer geübteren und versuchten Vernunft könnten begriffen werden.

Das hat der olle Kant schon ganz richtig erkannt, finde ich.

Euch einen ausgeglichenen Abend wünscht
moggadodde

Pipikrimi

Eben haben wir als Polizisten versucht, einen Kollegen in die geschlossene Pflegeabteilung eines Krankenhauses einzuschleusen. Dieses Krankenhaus wurde von irgendeiner Sekte geführt und auffällig viele Nierenkranke wurden dort von ihrem Leiden erlöst, d.h. sie starben nach kurzer Zeit. Irgendwas war da oberfaul, wir malten uns bizarre Rituale mit abgezapftem Urin aus oder Pipi-Cleopatra-Bäder. Jedenfalls klappte das mit dem Kollegen nicht, weil die Abteilung, wie der in weiß gekleidete Zerberus an der Rezeption uns beschied, voll belegt sei.
Der Kollege und ich schlichen zum Parkplatz und waren gerade dabei, eine andere Möglichkeit der Infiltration zu ersinnen, als ich aufwachte.
Mann, musste ich aufs Klo!

Euch einen trockenen Tag wünscht
moggadodde

Besenrein

Da marschiert das Nazi-Gesocks durch das beschauliche, benachbarte Marktheidenfeld und am Ende des Tages findet sich eine Gruppe Menschen zusammen, die mit Besen bewaffnet die braune Ideologie von der Straße kehrt.
Auch wenn ich es noch besser gefunden hätte, wenn dieser trübe Bodensatz gar nicht erst aus seinen Sümpfen gekrochen wäre, halte ich den gemeinsamen Kehraus für ein schönes Symbol.

Euch einen optimistischen Tag wünscht
moggadodde

Funkstille

Toll, Dixie versteht sich ein bisschen besser mit ihrem Vater! Ist es nicht das, was ich mir sehr lange gewünscht habe? In der Rechnung nicht berücksichtigt ist allerdings, dass im Gegenzug sie und ich einmal mehr massiv auf Kriegsfuß stehen, auch wegen ihrer achselzuckenden Gleichgültigkeit, mit der sie mir verletzende Sätze wie giftige Pfeile in die Brust schießt. Wo andere Menschen ein Herz haben, wabert bei ihr momentan ein zäher Klumpen stinkenden Teers, der sich mit Worten, jedenfalls mit Worten von mir, nicht beseitigen lässt. Ich mag auch nicht mehr reden, davon abgesehen, denn es ist einfacher, mit einem einzelnen Haar eine Auster zu öffnen.
Vielleicht bin ich zu ungeduldig, zu wenig gelassen bei auftretenden Problemen, zu emotional, aber leider bin ich auch viel zu zart besaitet und kann mit ihrer momentanen Härte nicht umgehen, die morgen schon wieder einer vollkommenen Normalität ihrer Stimmung gewichen sein kann.

Alles normal? Hormonelles Karussell? Pubertät? Abnabelungsprozess? Mag alles sein und trotzdem frisst dieser Zustand an meinem Nervenkostüm und es ist so, als würde man tatenlos zuschauen müssen, wie ein Marder an einem Zündkabel nagt. Wenn er fertig ist, ist auch die beste Batterie nutzlos.

Euch einen umgänglichen Tag wünscht
moggadodde

Contact mit Dr. Heigel

Ein, zwei Stündchen Schlaf und ich bin wieder „uffm Damm“ wie der Franke sagt. Zwar ist der Pickel mitten auf der Nase immer noch da und die Haare sehen schlimmer aus als vorher (gibt es eigentlich eine Steigerungsform von „verheerend“?), aber wenn ich um die hiesigen Spiegel einen Bogen mache, ist es gar nicht so schlimm. Eine recht beachtliche Prise Nasenspray und zwei Gläser (aber nicht mehr!) Medizin nach Dr. Heigel und die Welt sieht schon wieder viel rosiger aus.
„Nicht schon wieder Fußball“ war der Tenor beim MamS und bei mir und so genossen wir heute eine Gabe von Georg.
Mein Klagelied die Physik betreffend hat der gute Georg nämlich kürzlich zum Anlass genommen, mir einen Film zu übersenden, von dem ich noch nie gehört hatte.

In „Contact“

Contact mit Dr. Heigel

spielt Jodie Foster eine Wissenschaftlerin, die verbissen nach der Existenz außerirdischen Lebens sucht und im Wega-System schließlich fündig wird. Die Hysterie innerhalb der Erdbevölkerung, das Geklüngel der großen Nationen um die Gunst der möglicherweise existenten Extraterrestrischen ist genauso glaubhaft und greifbar wie der Zweifel, den auch der Zuschauer die ganze Zeit über hegt. Er begleitet Ellie Arroway im Höhepunkt des Films während ihrer atemberaubenden Reise durch die Galaxis und ist Zeuge ihres Zusammentreffens mit einer unbekannten Lebensform. Natürlich hat sie nach ihrem Trip keinen Beweis in der Hand und natürlich wird ihr deshalb nicht geglaubt. Trotzdem erfährt der Zuschauer am Ende, dass sich ein Teil der Prüfungskommission (schön fies: James Woods) sehr wohl der Tatsache bewusst ist, dass die Aufnahmebänder während einer Länge von 18 Stunden aufgezeichnet haben und nicht nur wenige Sekunden, wie publiziert, Ellies Geschichte also wahr sein muss.
Der unüberbrückbare Widerspruch zwischen Verstand und Glauben, Wissenschaft und Religion, wahr und unwahr, sehr anschaulich und sehr spannend aufgeworfen und umgesetzt in „Contact“.
Hank durfte mitgucken und war höchst gebannt, ebenso wie der MamS, der Science Fiction-Inhalten sonst eher unverständig gegenüber steht.
Ich fand „Contact“ unterhaltsam und extrem spannend und danke dem lieben Georg nochmals für die schöne Ãœberraschung. Meine Physikkenntnisse haben sich zwar nur unwesentlich verbessert, aber das war ja auch nicht die Intention der Sache. Auch dank der Kurmaßnahme nach Dr. Heigel und Georgs „Contact“ kenne ich jetzt zumindest den Unterschied zwischen „Vernunft“ und „Glauben“: Es ist ganz sicher nicht vernünftig, mit Schnupfen Rotwein zu trinken, aber ich glaube, in meinem Fall hat es geholfen. Und wenn ich auch fremde Lebensformen entdecken will, muss ich nur bei Dixie unters Bett gucken. Da hab‘ ich dann sogar Beweise.

Euch eine weise Nacht wünscht
moggadodde