Wenn ihr sehen wollt, wie ich wie die Madonna von Civitavecchia blutige Tränen weine, braucht ihr nur am Monatsende dabei zu sein, wenn ich meine Gehaltsabrechnung aus dem Umschlag hole.
Wer als Ehepartner in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt ist und, wie sehr häufig, wegen eklatanter Bezügedifferenz der verfluchten Anhängsel-Steuerklasse V zugeschrieben wird, kriegt stets an Ultimo einen feinen Schuss vor den Bug und bekommt mit der jährlichen Steuererklärung nochmals eine lange Nase vom Finanzamt gezeigt.
Nun verfügen wir leider nicht über Vermögen in Luxemburg oder Schleierkonten auf den Kanalinseln und haben dummerweise noch nicht einmal Schulden für dubiose Beteiligungen an Einkaufscentern in den neuen Ländern am Hals. Nix, nada, null, wir sind die Mutter aller statistisch relevanten 4-Personen-Haushalte mit einem Hauptverdienst, einem Teilzeitverdienst sowie zwei kostenintensiven Mitessern und ich frage mich nicht nur am Monatsletzten, wieso zur Hölle ich überhaupt zur Arbeit gehe.
In erziehungsintensiveren Zeiten, in denen ich einem Minijob nachgegangen bin, habe ich hübsch die Kohle kassiert, ein bisschen was zur Seite gelegt und das Finanzamt hat jährlich ein Sümmchen an Steuer wieder ausgespuckt, mit dem wir das eine oder andere Loch stopfen konnten. Seit ich wieder angemeldet arbeite, bedient sich der Frisskus nicht nur an meinen paar Teilzeitkröten über Gebühr und es ist auch nicht nur Essig mit Rückzahlung, sondern wir müssen darüber hinaus noch eine beschissene erkleckliche Nachzahlung leisten und werden ab sofort mit der Pflicht zu Vorauszahlungen belegt.
Steuerlich gesehen wären wir also ungleich besser bedient, wenn ich, anstatt zu arbeiten, das Horizontalsteuersparmodell praktizieren und mich 5 Tage die Woche auf der Couch räkeln würde. Dass die heutige Finanzamts-Post meine Motivation, überhaupt zur Arbeit zu gehen, auf den Gefrierpunkt bringt, muss ich nicht betonen.
Wenn ich nun höre, dass sich die Berliner Bande um eine Erhöhung des Kindergeldes streitet, käme mir die Galle hoch, wenn ich noch eine hätte. Anstatt sich um lumpige 10,00 € pro Kostenstelle Kind zu keilen, die in der Summe einen Betrag von 2 Mrd. Euro ausmacht und an den wirklich Bedürftigen wegen der Anrechnung auf die Hartz-IV-Leistung sowieso vorbeigeht, würde ich es dagegen viel mehr begrüßen, wenn endlich einmal eine auch nur ansatzweise Steuergerechtigkeit einziehen würde.
Wer die Mörderkohle verdient, während die manikürte Gattin daheim die Rosen bespricht und die Lacoste-Kinder zum Green chauffiert, bekommt den Steuervorteil in den Hintern geblasen profitiert von der geltenden Steuerregelung, während die Frau des Mittelschichtlers mit anschaffen geht (und meist auch gehen muss), um am Monatsende bitterlich auf ihren Teilzeit-Gehaltzettel zu heulen und schon mal was abzwackt, um die fällige Steuervorauszahlung zu bedienen.
In bin leider blutiger Laie was Steuerrecht angeht, aber mit meinen Steuergeldern finanziere ich Politiker und eine Armee von Spezialisten, die sich damit auskennen und dafür sorgen sollten, dass es gerecht zugeht. Die Idee der FDP, die Steuerklassen III und V abzuschaffen, um Anreize für die Aufnahme einer Berufstätigkeit der Ehe-Frauen zu bieten, hört sich erstmal nicht schlecht an, aber was die Gelben statt dessen aufs Tapet bringen, weiß ich nicht. Alles, was ich weiß ist, dass ich für das Engagement, die Familie mit meiner aushäusigen Arbeitsleistung finanziell zu unterstützen, mit dem heute erhaltenen Steuerbescheid einen kräftigen Schlag ins Genick bekomme. Aber wenigstens das weiß ich ganz genau.
Euch einen steuerfreien Abend wünscht
moggadodde