Insekten sind ja was ganz Ekliges. Möglicherweise sieht man diese Aussage anders, wenn man auf der grünen Wiese aufgewachsen ist, aber ich als gebürtiges Stadtkind grusele mich davor. Auch mittlerweile fast 20 Jahre Landleben haben meine tiefe Abneigung gegenüber Insekten nicht verringern können. Nicht umsonst haben wir sämtliche Fenster mit Netzen versehen und auch die ziemlich kostspieligen Schiebegitter an den Terrassentüren sind jeden einzelnen Cent wert. Die Anschaffung im letzten Jahr war dringend nötig. Wer in Gesellschaft von zeitweise bis zu 15 Fliegenviechern versucht, in der Küche zu werkeln ohne sich zu übergeben oder auch nur eine Sekunde Schlaf findet, während im selben Raum ein unberechenbares 15 cm-Monster von Grashüpfer kratzend über die Wände spaziert, braucht ein dickes Fell und eine gute Muggebaddsche.
Nicht nur Fliegen kann ich nicht leiden, diese nichtsnutzigen, dreckigen Parasiten, die sich auf noch warmen Kuhfladen verabreden, um dann über unser Essen herzufallen, auch Maikäfer finde ich absolut nicht putzig. Zwar ernte ich mit dieser Äußerung bei vielen Mitmenschen Kopfschütteln, von „niedlich“ bis „erinnert mich an meine Kindheit“ reichen die Bekenntnisse. Wenn ich ein Tier mit meiner Kindheit in Verbindung bringen wollte, wäre das der schlaue Mischlingshund „Stupsi“ meiner verstorbenen Oma, der sämtliche Türen öffnen und so liebzreizend betteln konnte, aber ganz bestimmt kein Maikäfer, den schon Wilhelm Busch vollkommen zu Recht als Plage abgestempelt hat, weshalb er sich meinetwegen mit den Ratten der Lüfte, den Tauben, um die vorderen Ränge im Wettbewerb des unbeliebtesten Tieres streiten kann.
Die einzigen Insekten, die vor mir und meiner Muggebaddsche sicher sein können, sind Bienen, weil sie für die Honigproduktion zuständig sind und Ameisen, letztere aber nur, weil sie sich um die Überreste der erlegten Insektenkollegen kümmern. Marienkäfer hingegen, für mich die einzig brauchbaren Insekten, sind auch diejenigen, die ich mit liebevoller Hingabe auf den Fingern spazieren lasse, wo sie zielsicher und federleicht immer nach oben streben und sie danach auf den nächsten, verlausten Rosenbusch setze, sie sind für kriegerische Angriffe meinerseits tabu, die einheimischen Siebenpunkter jedenfalls.
Nicht nur die Europäer waren mit ihrer Idee, den „Asiatischen Marienkäfer“ zur biologischen Schädlingsbekämpfung hierher zu bringen, etwas vorschnell. Das schwarze Schaf unter den Marienkäfern vertilgt zwar noch mehr Läuse als seine einheimischen Kollegen, vermehrt sich aber ungleich stärker und, einmal in den Produktionskreislauf geraten, verdirbt er durch seine bitter-gallig schmeckenden Körpersäfte den Winzern die Lese. Bei Gefahr neigt der Asiatische Marienkäfer überdies zum „reflexbluten“, was ordentlich stinken und Feinde abwehren soll und das ist eine Vorstellung, die meinem ohnehin angeknacksten Verhältnis zu Insekten den Todesstoß gibt.
Wegen seines offensiven Vermehrungsverhaltens wird befürchtet, dass der Asiate den einheimischen, niedlichen, harmlosen Marienkäfer, das Glückssymbol schlechthin, über kurz oder lang vollkommen verdrängt, deshalb setze ich ihn mit auf die lange Liste der von mir persönlich bedrohten Insektenarten.
Allerdings, der Trick mit dem „Reflexbluten“ ist schon eine geniale Selbstverteidigungsmethode, das muss man den Viechern lassen.
Euch einen fliegenfreien Tag wünscht
moggadodde