Ganz unten – ganz oben -ganz schräg

Heute konnte ich die Barbarossahöhle besuchen, die mit ihren Seen und den riesigen Gipsvorhängen an Decke und Wänden ein eindrucksvolles Erlebnis ist. Gelegentlich finden dort auch Konzerte und Theateraufführungen statt, die dank der besonderen Akustik ganz sicher ein Erlebnis sind. Sogar standesamtliche Trauungen sind dort möglich. Ein bisschen morbid, wie ich finde, aber andere heiraten beim Fallschirmspringen, so what!?

imag5566

imag5574

imag5580

imag5591

Das Kyffhäuser-Denkmal

imag5620

imag5609

imag5624

imag5615

überraschte mich durch sein schieres Ausmaß und dank trockenen Wetters hatten wir eine fantastische Rundumsicht auf, na, Landschaft halt.

Den Schiefen Turm von Bad Frankenhausen, schräger als der Bruder in Pisa, nahmen wir im Vorbeigehen mit.

imag5636
Einen alten Mann mit Rollator, den ich auf Glück als Einheimischen identifizierte, fragte ich, wie er denn die Schiefheit am besten aufs Bild brächte. Er entpuppte sich als der letzte Glöckner des Turms und kam ins Plaudern. Ãœber Beerdigungen, anläßlich derer er die Glocke besonders lange läutete, natürlich mit Strick und ohne heute übliches elektrisches Gedöns, und dass die Glocke am besten klänge, wenn sie gestreichelt würde kam er zu seiner Frau Marlies, die ihm eine gute Frau und seinen Kindern eine so gute Mutter gewesen sei, die’s aber am Herzen hatte und kürzlich gestorben sei. Ganz ein netter, alter Herr, der Ex-Glöckner!

Ansonsten ist mir eine sprachliche Besonderheit besonders aufgefallen: Das, was bei uns ein „ja“ darstellt, ist beim hiesigen Gebrauch so ähnlich wie „No“ zu verstehen, am Ende in der Tonlage nach oben gehend. „Ich möchte bitte zahlen“ – „No! Komme gleich!“. Mein Ohr findet das sehr angenehm. Für mich klingt es nach: „Klar. Sie haben Recht. Das ist eine gute Entscheidung!“ und irgendwie fühlt sich das richtig gut an.

Gut wird sich jetzt auch mein Bett anfühlen. Bin nämlich ganz hübsch groggy, von den vielen Höhen und Tiefen des Tages! Ach, die Randfichten. Ja. Ähm. Die haben wir doch dann glatt ausgelassen …

Eine erholsame Nacht wünscht
moggadodde

Scaramouche, can you do the Fango?

Nur umgangssprachlich wird der Begriff „Kur“ noch verwendet, „medizinische Rehabilitationsmaßnahme“ ist jetzt die Bezeichnung der Wahl für das, was der MamS gerade unternimmt. Drei Wochen ist er Jottwedee und das ist er wirklich. Weil ich ihn als FasS zur Aufmunterung und als Genesungsbooster gern auch besuchen würde, hätte ich ihn zwar viel lieber in einer Einrichtung an herrlicher Ost- oder Nordsee gesehen, wäre zur Not sogar ins bayrische Gebirge gefahren, obwohl ich mich in Bergen so am Platz fühle wie ein Frosch beim Friseur. Aber nein, die Wahl fiel auf den Kyffhäuserkreis, einen von so einigen blinden Flecken auf meiner internen Deutschlandkarte.

Natürlich werde ich hier kein Bäderbashing betreiben, solange ich nicht selbst da war, ein paar sehenswürdige Orte hat die Suche ja auch schon ergeben und die an diesem Wochenende dort gastierenden Randfichten werden zu berichten wissen, ob der Michel sich nun endlich den finalen Holzpyjama angezogen hat. Oder so ähnlich.

Bis dahin essen der kleine Hank und ich zum größten Teil, was dem Gaumen des MamS eher nicht so mundet. Tiefkühlpizza von Dr. Ordinaer. Delikatessen von McDo. Oder heute eben ein sensationell gigantisches Risotto. Ein wenig fürchte ich, dass der MamS nach drei oder vier Wochen hier wieder aufkreuzt als eine Mischung zwischen Gebreselassie und Barbara Rütting, vong Fitness her, während der kleine Hank und ich aufgedunsen und bleich durch die ungesaugte Behausung rollen wie zwei Harzer Käse.

Bei der Recherche zur brennenden Frage, ob der Kurschatten/die Kurschättin nunmehr korrekterweise nicht vielleicht Rehatrabant heißt, stieß ich auf eine Webadresse, bei der man schon im Vorfeld nach einem zukünftigen Schatten fahnden kann. Neben einigen Anfragen zu Wander-, Schwimm-, Tanz- oder Skatgefährten werden Kurschatten-News ausgetauscht und Kurschatten-Erlebnisse zum Besten gegeben. Aber auch ein „Prinz für Reha in Frankfurt“ wird ebenso gesucht wie ein „Kuscheltiger für Bad Kissingen“. Nunja. Ich persönlich hätte ja wahrscheinlich auch eher genug damit zu tun, da ein stabiles Wlan zu finden, Sanus per Terrabytem!

Eine balsamische Nacht wünscht
moggadodde

Abgehoben

Fliegen! Ans Meer! Gibt es Schöneres!? Auch wenn es mit der Charterbüchse nach Malle geht: Dixie und Cousinchen machten sich heute ab auf die Insel, die gerade unter Wassermangel und Tourikalypse stöhnt.
Und weil ich das Fliegen ja selbst so liebe, beobachtete ich die Mädchen in Echtzeit quasi von FRA bis PMI und war so ein winziges Bisschen dabei. Dankbar ist mein innerer Kontrollmonk da für Seiten wie flightradar24, mit der lückenlose Flugüberwachung möglich ist. Ach, jetzt sind sie gerade über dem Genfer See, der Blick muss traumhaft sein! Guck, Landeanflug! Und ob sich wohl schon jemand übergeben hat?

Wunderbare, neue Welt, die plötzlich ganz klein wird und überhaupt zeigt die Seite den Wahnsinn, der sich in den Lüften abspielt. Die geballte Unmenge an Flugzeugen zu sehen, die über unseren Köpfen von bewundernswert kaltblütigen Lotsen und nicht zu beneidenden Kapitänen gelenkt wird, ist absolut beeindruckend.

IMAG5439

Mit 49 Minuten Verspätung gestartet, mit 38 Minuten Verspätung gelandet, immer genau im Bild, ein zumindest vor dem Monitor reibungsloser Flug. Ich will nicht behaupten, dass ich eine Helikoptermutter bin. Vielleicht bin ich sogar eine Airbusmutter?

Einen luftigen Abend wünscht
moggadodde

Optimist!

Einer der ersten Griffe des Tages gilt dem Mobiltelefon, da macht auch der Sonntag keine Ausnahme. Immer mal wieder sonntags erreicht mich eine Nachricht der Lottogesellschaft, so auch heute:

Screenshot_20160821-114755_1

Ich spüre ein kurzes Zucken im Herzmuskel. Der Puls beschleunigt, jegliche Benommenheit auf der Schwelle von Schlaf- zu Wachzustand ist mit einem Wimpernschlag weggewischt.

Der Gewinnspielsystemadmin hat die Sache so eingefädelt, dass der Kunde bei jeder Art von Erlös benachrichtigt wird. Das heißt, egal ob Zweifuffzich, Zweihunderfuffzichtausend oder zwei Millionen: Diese Mail sieht immer gleich aus und man erfährt nach Öffnen dieser ersten Mitteilung ausschließlich die Art der Gewinnklasse. Erst am Montag wird die Quote ermittelt und der tatsächliche Betrag in einer neuen Mail genannt.

Es muss nicht erwähnt werden, dass eine nennenswerte Summe noch nicht dabei war, nichts jedenfalls, was den Gegenwert eines Kastens ordentlichen Biers exklusive Pfand überstiegen hätte. Aber, hey, es heißt doch Glücksspiel! Irgendwann kommt es doch, das Geldglück, und vielleicht versteckt es sich ja hinter dieser Mail?
Sitze ich nächste Woche mit einer Flasche Veuve Schlaquemischtot am Strand des Sehnsuchtsorts Sansibar? Gründe ich im nächsten Monat eine El Silbo-Schule mit Tonstudio auf La Gomera? Reicht’s für den Flugschein und ein Maschinchen, meinetwegen aus zweiter Hand? Oder verrate ich gar nichts und male mir die verblüfften Gesichter meiner Erben bei der Testamentseröffung aus?

Ich liege also im Bett und genieße das Prickeln dieses aufregenden Augenblicks zwischen Erwartung und Wahrheit. Schiebe den Moment noch ein wenig hinaus. Noch ein bisschen. Dann klicke ich auf die Mail, anhand der Gewinnklasse kann ich ja wenigstens annähernd die Höhe des Gewinns erkennen.

Was soll ich sagen? Diesmal ist sogar ein Kasten Bier plus Pfand drin. Geld hin, Geld her: Glück ist ja schließlich keine Frage des Kontostandes, und jetzt kann ich riechen, dass der MamS schon Kaffee gekocht hat und höre, dass er den Frühstückstisch deckt und das ist für den Moment Glück genug.
Aber die nächste Nervenkitzelmail wird kommen. Und dann wird es wieder ganz genauso sein.

Einen reichen Sonntag wünscht
moggadodde

Rummelfahrtskommando

„Wenn ich das fahre, bin ich morgen krankgeschrieben!“, sagt der MamS und deutet auf ein Fahrgeschäft, dessen Krakenarme jeweils drei nebeneinander angeordnete Polstersitze in halsbrecherischen Schleifen und ebensolchem Tempo durch die Lüfte wirbelt. „Ich auch“, antworte ich. „Komm, lass uns Tickets kaufen!“, schlage ich vor und diese kleine Episode zeigt, wie es um unser beider Arbeitsmoral momentan bestellt ist. Kein Maulwurf könnte tiefer gründen. Aber das nur am Rande.

Drei ähnlich spektakuläre Schwindelbetriebe sind auf der Laurenzi-Messe unmittelbar nebeneinander platziert und jeder einzelne versucht, die anderen musikalisch zu übertreffen. Der ohrenbetäubend laute Klangbrei scheppert aus mannshohen Lautsprechern und wie das fahrende Volk dieses Tonferno tagein, tagaus ohne Gehör- oder Hirnschäden überstehen kann ist mir ein Rätsel. Bestimmt Ohropax. Es muss Ohropax sein.

Bei den Halswirbelfolterern sind die Poser zu finden, die sich in ärmellosen Shirts gegenseitig in die Seite knuffen und der Feigheit zeihen, und auch beim Autoscooter ist alles wie immer. Hier treffen sich die coolen Chiller, sie wippen zur Musik, bandeln an, flirten. Blicke fliegen hin und her und nur wenn der Chef den Trockennebelknopf drückt, ist man kurz unbeobachtet. Ich kann mich noch gut an das eigene Bauchkribbeln beim Autoscooter erinnern. Heute ist es nur der Magen, der mit Volksfastfood gefüttert werden will. Gebrannte Mandeln und immer die Angst, dass die Kronen nicht halten? Sie halten.

Abseits des Messetrubels hat der nahe Main aber seine ganz eigene Anziehungskraft.

IMAG5369

Im Rücken Schreie, Blasmusik, Ansagen, Zugeproste, ein Typ, der sich gerade ins Gras erbricht und vor einem fließt ruhig das Wasser. Ein paar Schritte, eine andere Welt.

Einen erholsamen Abend wünscht
moggadodde