Als ich aus dem Supermarkt komme, bepackt mit Nachschub und leicht genervt wegen der zu dicken Jacke, stelle ich fest, dass ein silberner Sharan so dicht an meiner Fahrerseite geparkt ist, dass ich unmöglich einsteigen kann. Zumindest kann ich nicht einsteigen, ohne meine Klamotten an den nassen Autos zu versauen, alternativ könnte ich natürlich meine ausladende Tür an das Blechkleid des Sharan rammen und ihm eine ordentliche Beule oder einen Kratzer beibringen, aber unaufmerksame oder gar mutwillige Parkplatzrammler sind der pure Abschaum. So tief sinke ich nicht.
Ich stelle also meine Taschen ab, und fange an zu meckern und zu gestikulieren, wie doof man denn sein müsse, um seine Schese sooo abzustellen? Jede Menge Platz ist links und rechts und ausgerechnet 50 cm neben mir muss man da das Auto hinquetschen? Das sei ja wohl nicht zu fassen und es soll sich jetzt ja niemand einbilden, ich kröche über den Beifahrersitz hinters Lenkrad! Heimatdeinesterne!
Hank guckt betreten wegen meines Ausbruchs (manchmal bin ich ihm nämlich peinlich) und meint, da käme ich doch rein und ich antworte, dass er mich doch mal anschauen soll und ob ich aussehe wie die gute alte Twiggy, was Quatsch ist, weil er keine Ahnung hat, wer Twiggy überhaupt ist.
Aus den Augenwinkeln sehe ich einen Mann mit Lederjacke aus der gegenüber liegenden Bucht mit den Einkaufswägen mit schnellen Schritten herankommen. „Bin ich zu nah?“ fragt er und ich antworte „Nein gar nicht. Ich stehe gern auf einem Parkplatz und schimpfe!“ und bereue meinen Zorn jetzt ein bisschen, weil er eigentlich ganz nett aussieht und mit seinem Schlachtschiff meine Nuckelpinne bestimmt nur übersehen hat.
Natürlich fährt er ein Stück weiter nach links und natürlich entschuldigt er sich nicht, was ich ihm nicht verübeln kann, immerhin habe ich vorhin böse über ihn geschimpft, was für mich so was wie ein Patt darstellt. Ich weiß ja schon selbst, wenn ich übers Ziel hinausschieße.
Hank, die kleine hinterlistige Schlange, die ich kurzzeitig an meinem Busen genährt habe, gibt meiner Inszenierung den Todesstoß genau in dem Moment, als die Lederjacke wieder an uns vorbeigeht. „Mama, schau mal!“ sagt er und deutet auf die dicke, rote Begrenzungslinie, die sich ziemlich mittig unter meinem Auto befindet. „Du stehst ja gar nicht richtig in dem Parkplatz!“ flötet er und sieht das entweder als Retourkutsche für den in seinen Augen peinlichen Vorfall oder aber er trainiert seinen Gerechtigkeitssinn. „Das ist was völlig anderes“, verteidige ich mich „das ging vorhin nicht anders!“, scheuche ihn ins Auto und rufe der Lederjacke ein fränkisches „Nix für ungut!“ hinterher.
Auf der Heimfahrt versuche ich Hank den Zusammenhang zwischen Blutsverwandtschaft, Loyalität und Verrat zu erklären und seine Antwort ist nur „Manchmal spinnst aber schon, Mama!“.
Dass die Kerle auch immer zusammenhalten müssen!
Euch einen aufregenden Abend wünscht
moggadodde