Unkuhl

Irgend ein freundlicher Mensch hat unserem Kaninchen draußen heute den Wasserspender aufgefüllt. Ich wusste, er war fast leer, aber als ich auffüllen wollte, war das schon erledigt. Meine Kinder sind natürlich „unschuldig“, kümmern sie sich doch leider nur auf Zuruf um ihr Haustier.

Bei der Nachbarin oberhalb, die auch ein Karnickel ganz in der Nähe von unserem Stall hat, findet heute eine kleine Party statt und als ich vorhin auf der Terrasse stand und sie oben auf dem Balkon war, fragte ich, ob sie denn so freundlich war und das Wasser erneuert hat. „Seh‘ ich so aus?“ lautete ihre ebenso weinselige wie blödsinnige Antwort, die ich mal der Tatsache zuschreibe, dass sie offenbar schon etwas gebechert hat und vor ihren Gästen, die daneben standen, die richtig obercoole Sau raushängen wollte.

„Seh‘ ich so aus?“ war so ziemlich die dümmste Antwort, die sie geben konnte, ein einfaches „Nein!“ hätte auch gereicht. In solchen Feinheiten bin ich ziemlich empfindlich und wenn sie demnächst wieder runterkommt und ganz devot fragt, ob sie sich unseren großen 10-Liter-Topf ausborgen darf, lautet meine Antwort auch ganz sicher: „Seh‘ ich so aus?“ Doofe Kuh, die!

Euch eine coole Nacht wünscht
moggadodde

Stichprobe

Gemeinsam mit Hank habe ich mich gestern Abend durch das brachialpathetische Armageddon geflennt. Meine Tränendrüsen sind ohnehin recht leicht reizbar, bei Abschiedsszenen, tödlichen Krankheiten oder tragischen Liebschaften muss ich sehr schnell heulen. Obwohl Hank sturer als die Summe aller Esel sein kann, habe ich ihm offenbar meine weiche Seite vererbt und als sich Bruce Willis auf dem monströsen Asteroiden heroisch geopfert hat um die Welt zu retten sowie das Herzblatt seiner Tochter, schluchzte Hank hemmungslos und als er sah, dass auch ich bereits intern geflutet war, versuchte er gar nicht mehr, seine Tränen zu verbergen. Das geht natürlich nur, weil ich seine Mutter bin. Hätte er den Film mit seinen Kumpels angeschaut, hätte er den ultracoolen Megakasper gegeben und Herrn Willis ein feines „Yippieayeye, Schweinebacke“ hinterher geschmettert. Sind wir allein, zeigt er öfter seine windelweiche Seite und dieser Vertrauensbeweis macht mich schon ein bisschen stolz.

In einer der zahlreichen Werbepausen berichtete Hank, dass er glaube, die „Janina aus der Zweiten“ sei in ihn verliebt. Ich erkundigte mich vorsichtig, warum er denn diesen Verdacht habe und er antwortete: „Das merkt man halt. In der Pause ist sie immer bei mir und spielt mit mir ‚Seuche’“, was in seinen Kreisen nichts Schlimmes ist sondern nur eine Abart vom guten alten „Fangen-Spiel“.
Frech versuchte ich, ihn ein bisschen herauszufordern um ihn zur Preisgabe weiterer Details zu verleiten und bemerkte lachend, dass Janina vielleicht nur auf den Geruch ungewaschener Jungs steht, was mir einen kleinen Leberhaken von Little Romeo einbrachte. „Nein, natürlich mag sie dich. Dich muss man mögen, meistens jedenfalls“, machte ich wieder gut Wetter und fragte, wie sie denn aussehe. „Sie ist die Größte in ihrer Klasse und hat blonde Haare und blaue Augen“, erzählte er. Er wusste ihren Nachnamen und auch wo sie wohnt und die für seine Verhältnisse relative Präzision der Beschreibung machte mich stutzig, denn bisher war er blind für derartiges Wissen, ganz besonders bei Mädchen. Außerdem hörte ich wohl den Stolz, der in seiner Stimme mitschwang und ich gebe zu, dass dieser Satz mir einen klitzekleinen Stich in mein geschwollenes Mutterherz versetzte.

Bei Dixie und ihren bisher stattgehabten Verliebtheitssequenzen hatte ich komischerweise weniger Probleme, möglicherweise auch, weil sie schon in der zweiten Klasse krakelige, holprig formulierte Liebesbriefe verfasste, die dann doch nie abgeschickt wurden und die ich in einer Klarsichtfolie gesammelt habe, um sie irgendwann an ihrem Hochzeitstag zu präsentieren. Dixie ist seit ihrem 6. Lebensjahr dauerverliebt und solange sie nicht mit einem gewaltbereiten, machoesken Querkappenträger aufkreuzt, habe ich dagegen keine Einwände. Sie weiß, wer ihr gut tut und warum. Denke ich. Hoffe ich.

Seltsamerweise ist das bei Hank ganz anders. An einem vielleicht nicht mehr fernen Tag wird mir eine Janina, eine Sarah oder eine Mona den Rang als First Lady im Leben von Hank ablaufen. Dann werde ich jedes Mädchen, das er über die hiesige Schwelle bittet, misstrauisch beäugen und einer innerlichen Tauglichkeitsinspektion unterziehen, ich werde sie unauffällig auf ihr Allgemeinwissen abklopfen und auf ihre küchentechnischen Fertigkeiten, damit Hank sich im Falle eines Falles nicht nur von Dosenfriggo und Fast Food ernähren muss. Ich werde ihr Becken heimlich auf Gebärfreudigkeit mustern und ihre Fingernägel auf irgendwelche Mangelerscheinungen und es ist gut möglich, dass sie mich nicht mag, was dann aber auf Gegenseitigkeit beruhen wird, worüber ich aber zunächst kein Wort verlieren werde und falls das Pflänzchen in die Brüche geht, werde ich vielleicht sagen: „Die (beliebigen Namen einsetzen) war eh nicht gut für dich!“.
Ich will aber wirklich keine mürrisch-verhärmte, stutenbissige Frustkuh sein und hoffe inständig, dass ich niemals ein bösartiges, verbiestertes Schwiegermonster werde, das die Mädels vergrault und so die Zuneigung des Ablegers dauerhaft verspielt.

Bis dahin werde ich die Abende, die ich in trauter Runde, gerne auch bei einem Heulfilm mit Hank auf der Couch verbringe, ganz bewusst genießen. Mit irgendeiner Schnepfe seiner Wahl werde ich mich noch früh genug auseinandersetzen müssen.

Euch einen versöhnlichen Abend wünscht
moggadodde

Frühes Stück

Nein, ich frühstücke nicht opulent, nur am Samstag gibt’s leckere Bäcker-Schäfer-Brödli.
Unter der Woche gibt es nur „Colazione della casa“, von bösen Zungen auch „Black Breakfast“ genannt.

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Mehr braucht’s nicht, um mich für den Tag zu rüsten. Ich finde, ich bin genügsamer als ein Kamel.

Euch einen satten Tag wünscht
moggadodde

Hummerhart!

Gerade habe ich einen Hummer mit einem ziemlich verdutzten dreinschauenden Lamettaluden am Lenkrad ausgebremst.
Manchmal steckt ganz viel Freunde eben auch in kleinen Dingen.

Euch einen freudigen Tag wünscht
moggadodde

Mogga Mystery

Diesen Kuchen habe ich schon tausendmal gemacht. Mindestens. Ich könnte ihn backen mit verbundenen Augen und einer Hand auf dem Rücken fixiert. Eigentlich.
Wieso nur, Himmelarschundzwirn, will der blöde Kuchen heute nicht so wie ich will? Es ist ein Rätsel: Ich habe nichts anders gemacht als die tausende Male zuvor! Außen ist er für meinen Geschmack zu dunkel und trotz Überschreitung der Backzeit innen immer noch nicht richtig durch! In der Mitte ist er eingesunken und dort hängt auch der leckere, immer noch leicht cremige Teig an der selbstverständlich präparierten Backform.

Da hilft als Kosmetik nur ein geschätztes, halbes Pfund Puderzucker und eine eigentlich nicht eingeplante Kerze zum Füllen der Vertiefung,

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damit das Machwerk nicht gar so schlimm daherkommt.
Hank wird das nicht stören, Rotweinkuchen ist sein Favorit, auch wenn er ein bisschen misslungen außergewöhnlich aussieht.
Das mit dem Radiogruß heute früh hat geklappt, Hank war happy, dass ich aber dem Sender alle seine derzeit laufenden Nicknames gesteckt habe und diese auftragsgemäß vom Moderator verlesen wurden, fand er schon etwas peinlich.
Was soll’s. Mir ist schließlich auch fast nicht peinlich, dass ich es schaffe, einen Kuchen mit einem todsicheren Rezept zu versauen …

Euch einen feierlichen Tag wünscht
moggadodde