Stinkig!

Nach einer sehr lauten Grundsatzdiskussion mit den hiesigen Minderjährigen, die üblichen Themen betreffend, hatte ich mir ganz fest vorgenommen, heute Abend meinen Groll in Getränken zu versenken. Alkoholisch, versteht sich. Statt dessen bin ich tief und fest eingeschlafen und jetzt ist meine Wut schon verraucht, ganz ohne Gebrauch der Promillekeule, was ja auch nicht so schlecht ist.

Ohne jede Benebelung nehme ich aber den impertinenten Gestank hier umso deutlicher wahr. Fischstäbli haben die Kinder gemacht, im Backofen wenigstens. Ich kann nicht mit Gewissheit sagen, wie lange die Leichenteile im Permafrost zugebracht haben, kann mir aber nicht vorstellen, dass die Biester schlecht waren und bis jetzt hat Hank auch keine wieder, na ihr wisst schon.
Gelüftet wie verrückt habe ich schon, sowohl mit Durchzug als auch mit Stoßlüfttaktik, was bei Gefrierpunktkälte gar kein Jux ist. Ich habe Kaffee gekocht und Zitronen verteilt aber es stinkt hier weiter wie auf einem Krabbenkutter in der Nordsee und das bestimmt für die nächsten drei Tage. Einfach ekelhaft!

Wenn ich’s recht bedenke, sollte ich jetzt doch noch ein Bier trinken. Fisch muss doch schwimmen, oder?

Euch eine aromatische Nacht wünscht
moggadodde

Schisshasenpfeffer

Bestimmt kennen besonders Frauen diese Situation: Am Nachmittag habt ihr euer Auto auf einem großen, belebten, kostenlosen weil unbewachten Parkplatz abgestellt und wenn ihr in der Nacht wieder zum Auto geht, ist plötzlich alles anders. Es ist jetzt stockdunkel und die Hälfte der Laternen ist hinüber. Nebelschwaden wabern über ein paar übrig gebliebene, angelaufene Autos und bibbernd zieht ihr eure Jacke über der Brust zusammen. Ihr beschleunigt euren Schritt, denn ihr wisst, es gäbe mindestens ein Dutzend Verstecke für einen Strauchdieb/Raubmörder/Triebtäter, der es auf euch oder eure Handtasche abgesehen hat. Euer Auto ist noch so weit weg! War da nicht gerade ein Rascheln? Ihr dreht euch nicht um, sondern späht nach vorne in die Dunkelheit und erinnert euch dummerweise an den Fall einer abgeschlachteten Frau, die bedauernswerte Spusi-Beamte später in Einzelteilen aus irgendeinem Fluss fischten. Das war zwar nicht in der Gegend, in der ihr gerade seid, aber schlechte Menschen gibt es überall und vielleicht hat der irre Mörder seinen Radius erweitert?
Jetzt hört ihr kein Rascheln mehr sondern nur noch das laute Pochen eurer ängstlichen Herzen, die sich langsam zu den Ohren hocharbeiten und fangt an zu rennen. Endlich erreicht ihr das Auto, dankt dem Erfinder der Funkfernbedienung, fallt mit Herzrasen auf den Fahrersitz, verriegelt die Türen und schimpft mit euch selbst, dass ihr a.) aus Geiz die blöde Karre irgendwo JWD geparkt habt, b.) solche Schisser seid und c.) keine Waffe dabei habt.

Wenigstens Punkt c.) wollte ich ändern. In einer Art „Impulskauf“ habe ich Oleoresin capsicum besorgt, besser bekannt als „Pfefferspray“ und nahm es gleich gestern Abend mit zu einem Elternstammtisch in einem etwas abseitigen Lokal. Sicherheitshalber. Frau weiß ja nie.
Beim anschließenden Gang über den großen, fast leeren Parkplatz am Waldrand hielt ich mich an meiner Neuerwerbung

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fest, aber wohl fühlte ich mich trotzdem nicht. Damit ich ein Gespür für das Handling mit dem Kampfstoff bekomme, habe ich vorhin draußen mal etwas trainiert und die Botanik besprüht.
Die Plastiksicherung über dem Auslöser war recht leicht zu knacken und fehlt jetzt, was ein weiteres Mitführen in der Jackentasche m.E. nicht ganz unproblematisch macht. Wer öfter die Hände in den Taschen hat und dort vielleicht noch Feuerzeug und Kleingeld mit sich führt, hat schnell unbedacht die Zündung betätigt. Eine Aufbewahrung in den unendlichen Tiefen meiner Damenhandtasche macht nach meinem Dafürhalten nicht viel Sinn, würde es im Ernstfall viel zu lange dauern, bis ich es dort hervorgekramt hätte.
Die Reichweite des Sprays beträgt nach meinem Versuch auf der Terrasse sicher 4 m und der feine Nebel verteilte sich sofort zärtlich auf einem trockenen Buchsbaum. Obwohl ich auf die Windrichtung achtete und den Sprüharm ganz lang machte, bemerkte ich sofort einen kratzenden Hals sowie Nies- und Hustenreiz, der ungefähr eine halbe Stunde anhielt.
Von der verheerenden Wirkung, die das Zeug auf einen Angreifer haben könnte, konnte ich mir jetzt ein deutliches Bild machen aber die Vorstellung, dass ein potentieller Übeltäter mir die Dose aus der Hand winden und mich selbst damit ins beißende Fegefeuer stürzen könnte, macht mir letztlich doch noch mehr Angst als ein unbewaffneter Gang über einen einsamen Parkplatz.
Zu denken gibt mir darüber hinaus die Möglichkeit, dass ich irgendeinen Typen in vielleicht irrationaler, aufkommender Panik mit einer Ladung Pfeffernebel auf die Bretter schicke, der mich eigentlich nur nach der Uhrzeit, der nächsten Haltestelle oder meiner Telefonnummer fragen wollte. Nicht jeder Mann auf einem einsamen Parkplatz ist ja per se ein Dreckskerl.

Der MamS kann das Döschen gerne auf seine Joggingrunden durch den Wald mitnehmen, wo er sich bei Bedarf gegen wechselnde Wildschweine oder hungrige, bald wieder heimische Wölfe wehren könnte und in der Küche könnte ich selbst es auch fürs Salatdressing oder zum Würzen eines deftigen Zigeunersteaks verwenden, weil der Hersteller mit Lebensmittelechtheit wirbt. Nach reiflicher Überlegung, der Abwägung von Pro und Contra sowie meinem Versuch von vorhin werde ich mich nämlich für einen evtl. Ernstfall wohl weiterhin auf die „Knie in die Glocken-Taktik“, meine laute Stimme und meine leider nicht sehr schnellen Beine verlassen. Ich bin und bleibe halt doch ein Schisser.

Euch einen sicheren Abend wünscht
moggadodde

Bookstock

Die erste Nachricht aus dem unerbittlichen Radiowecker heute früh war die von Roy Scheider, der mit 75 Jahren an irgendeinem Staphylokokkenbesatz gestorben ist. Ich mochte den Kerl mit der krummen Nase immer sehr gern sehen, er ist auch der Grund, warum sich der MamS nur sehr ungern in offene Gewässer traut. Unzählige Male habe ich „Das fliegende Auge“ gesehen, in dem Roy Scheider den aufmüpfigen Hubschrauberpiloten Murphy spielt und natürlich den „Marathon-Mann“, einen Kultfilm, über den sowieso nichts weiter gesagt werden braucht.
Ganz allmählich dürfte das Heldensterben beginnen, Menschen, die mich seit meiner Jugend in Film und Fernsehen begleiten kommen ganz langsam ins prekäre Alter. Der große Robert de Niro, der Mann, der auch ein Schnitzel spielen könnte, wird heuer schon 65, der zwar rollentechnisch arg festgelegte aber trotzdem brillante Jack Nicholson ist gar schon über 70.
Deutsche Pendents kommen mir erst nach Bedenkzeit in den Sinn: Armin Müller-Stahl vielleicht oder Jürgen Prochnow und natürlich auch Mario Adorf (Via Mala!), ach und dann dieser, von dem mir der Name gerade entfallen ist, stechende blaue Augen, na, Udo Kier, klar! Aber kaum einer hat das Charisma eines Dustin Hoffman oder den Nimbus des aufrechten Helden wie Gene Hackman. Komme mir jetzt keiner mit John Wayne, den konnte ich nie leiden, wie ich die klassischen Cowboy und Indianer-Western generell blöd finde.

Die Nachricht hat mich daran erinnert, dass der Frater Aloisius mir am Wochenende einen Knüppel zwischen die Beine geschmissen hat. Eh ich da noch länger drüber falle, erledige ich die Sache doch gleich hier und jetzt. Die Aufgabenstellung lautet:

1. Das nächste Buch in seiner Nähe mit mindestens 123 Seiten zur Hand nehmen und
2. die Seite 123 aufschlagen, dann
3. den fünften Satz auf dieser Seite heraussuchen und ab dort
4. die nächsten drei Sätze zitieren, woraufhin man
5. dieses Stöckchen an fünf Blogger weiterwerfen soll.

„Aber immerhin, unter Griffiths Fittichen hatte Jack 1957 ein paar Rollen an Land gezogen, meist in Fernsehsendungen, außerhalb der Hauptsendezeit, nichts Weltbewegendes. Griffith mochte Nicholson sehr, obwohl er nicht glaubte, dass er es auf lange Sicht zu etwas bringen würde. So blätterte er, als er wieder einmal mit dem riesigen Musterbuch unterm Arm bei Vorbesprechungen für einen Low-Budget-Film auftauchte, schnell über Jacks Foto hinweg und wies auf den anderen, erfolgreicheren Schönling hin.“

Diese Sätze stammen aus der Jack Nicholson-Biografie „Jacks Life“ von Patrick McGilligan, das ich vor kurzem aus dem Kellerarchiv geholt habe. „Departed – Unter Feinden“ aus dem Jahr 2006 ist heute übrigens im Pay-TV zu sehen, aber ich werde (unter Flüchen zwar wegen der Werbeunterbrechungen) zur Prime-Time „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ anschauen und mich auf dem Boden kugeln vor Lachen.

Weiterwerfen werde ich den Prügel nicht; wie ihr wisst, ist hier die letzte Ruhestätte eines jeden Stöckchens. Aber wer will, darf raten, aus welchem Film dieser so vielfältig verwendbare Satz stammt:

„Ich war überqualifiziert und unterfordert. Oder war es umgekehrt?“

Wahrscheinlich geh’ ich jetzt mal besser in die Küche, sonst werd‘ ich hier gar nicht mehr fertig mit Quatschen.

Euch einen warmen Tag wünscht
moggadodde

Sugarbabe

„Kindergeburtstag“ – das Schreckenswort jeder Mutter – aber heute nicht für mich! Weil Hank bei seinem umgezogenen Kumpel eingeladen war, musste ich schon im Morgengrauen um 10.00 Uhr im Kitzinger Gau sein, wo ich drei Kreuzzeichen schlug, dass ich nicht die Gastgeberin war. Ein Teil der 10 (!) Kinder gebärdete sich wie wild und zog damit die anderen in einen schreienden Strudel. Sie catchten rund um den Frühstückstisch, galoppierten durch die Wohnung, plärrten aus vollen Kehlen, als ob sie am Spieß steckten, ich bin wohl schon zu alt für so ein Kindergeschrei. Schnell kippte ich einen Kaffee hinunter, wechselte brüllend ein paar Worte mit der Mutter des Geburtstagskindes und fuhr gleich wieder weiter. Die Arme wollte mit der irren Bande auf den Fußballplatz gehen und ich überlegte noch kurz, ob ich Hanks Kassen-Chipcard dort lasse; so wie das dort abgeht, hätte es schon passieren können, dass er oder eines der anderen Herzchen in die Klinik muss.

Die wohltuende Ruhe im Auto entspannte mich sofort. Ich machte einen Abstecher ins reizende Dörfchen Dettelbach, besuchte spontan auf einen Kaffee die Schwägerin bei ihrer Arbeit in Mainstockheim und, schonmal in der Gegend, machte mich spontan in Kitzingen auf die Suche nach Biffos Bäckerei, die ich tatsächlich sofort fand. Dass ein Bäcker sein Werk gegen Mittag schon gemacht hat und nicht mehr da ist, hätte ich mir ja denken können, aber die nette Frau des Chefs versprach, Grüße von mir auszurichten.

Inspiriert von den vielen Leckereien in Biffos Auslage entschied ich spontan für den Besuch morgen ein schönes Tiramisu zu machen und es fiel sogar noch ein Rest für einen Freitagsnachtisch ab,

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der vorhin ganz spontan vertilgt wurde.

Natürlich wirkt sich ein richtiges Tiramisu auf eine handelsübliche Hüfte ungefähr so aus wie Agent Orange auf den vietnamesischen Dschungel: Vernichtend. Früher hatte ich deshalb wegen der Schadensbegrenzung tatsächlich Quark untergemischt, aber heutzutage pfeif‘ ich auf solchen Kokolores. Wenn ich Tiramisu esse, dann kommt mir ausschließlich 80 %iger Mascarpone in die Rührschüssel. Wenn schon fett, dann richtig denn schließlich isst man das ja nicht dauernd, obwohl man schon könnte, das gilt zumindest für mich.

Mein Kaffee kriegt Zucker statt Süßstoff, mein Tiramisu kriegt Mascarpone statt Quark und wenn ich wieder mal bei Biffo bin, gönne ich mir garantiert einen seiner sensationell aussehenden Schneeballen. Das Leben ist doch wirklich zu kurz, um es mit behandelten Light-Nahrungsersatzmitteln zu verplempern und der bewusste Genuss einer als „sündig“ verrufenen Delikatesse verursacht bei mir allemal ein besseres Bauchgefühl als die dauerhafte, verkrampft-verkniffene Zuführung von geschmacklosem Industriefutter, das eine Armee von Nahrungsmittelchemikern aufwändig und kostspielig gesundgeschrumpft hat.
Damit meine Hüften nicht doch noch sumoeske Ausmaße annehmen, gibt es eben auch mal irgendwas Grünes oder eben einen Knäckebrot-Gedächtnis-Tag. Dass auch ich eines schönen Tages die gesunden Radieschen von unten anschauen werde, ist ja nicht nur mir glasklar. Aber bis es soweit ist, will ich nach meiner eigenen Fasson leben, ich will schmecken und genießen, ohne mich pausenlos zu kasteien oder dauernd wegen eines vermeintlichen Fehltritts Buße tun zu müssen. Manche mögen es Unvernunft nennen. Ich nenne es Leben.

Euch eine süße Nacht wünscht
moggadodde

Störfeuer

Dass dieser MamS auch immer alles verräumen muss! Himmel! Da lag ich doch vorhin in Dixies Bett. Die Gute nächtigt, auch weil grade Ferien sind, recht oft aushäusig und beschert mir ein freies Solistenbett, in dem sich hervorprächtig schlafen lässt.
Nun war es aber grade mal halb 4 Uhr früh, als ich des Schnarchens allererster Güteklasse anhörig wurde. Nach kurzer Reflexion der Tatsache, dass der MamS ja behauptet garnienicht zu sägen, hievte ich mich aus dem Hochbett und wollte das Spektakel mit meinem mp3-Dingele aufnehmen. Da, wo ich ihn hingelegt hatte, war er aber nicht mehr (der Player – nicht der MamS). Weil Dixie ständig meinen kleinen Player rippt, hatte ich ihn in der gläsernen Bar versteckt, hinter einem guten Grappa, versteht sich und unsichtbar für alle Augen. Alle Augen? Nein! Der MamS und sein Alter Ego, der Generalissimo, haben sich offenbar daran gestört und ihn wieder irgendwohin verschleppt. Möglicherweise hat er mir sogar gesagt, wohin, aber ich bin ehrlich, ich höre nicht pausenlos ganz genau zu. Ich stöberte zwar durch die Schubladen, blieb aber erfolglos.
Jetzt, wo ich glockenhell wach war, konnte ich ja gar nicht einsehen, dass nur ich um meinen Nachtschlaf komme. Ich informierte den MamS, dass sein Gesäge noch zwei Zimmer weiter bestechend klar vernehmbar sei und dass ich gerne Tondokumente angefertigt und ihm präsentiert hätte und überhaupt, wo ist denn der mp3-player, Himmelarschundzwirn?!
Seine Antwort konnte ich nicht genau verstehen, ich glaube, er sagte „Grmfpl“ und das hätte ich an seiner Stelle auch gesagt.

Wieder in Dixies Bettchen sinnierte ich über den Umstand, dass das Wort „AUSZIEHEN“ tatsächlich drei verschiedene Bedeutungen hat! Denkt mal drüber nach!

Euch einen erfreulichen Tag wünscht
moggadodde