Der Ausruf „Hey Sexy Lady!“ allein ist ja schon grenzwertig. Morgens um kurz nach 5 Uhr und überdies nicht von dem Herrn auf der anderen Seite des Bettes ausgesprochen, sondern von einem stammelnden, sprechsingenden Typ aus dem Radiowecker in die noch lahmarschige Ohrmuschel geplärrt, weckt diese Sentenz bei mir die pure, nackte, archaische Mordlust.
Kann ich Herrn Shaggy und das, was er Stimme nennt, zu allen anderen Tageszeiten nicht ertragen, schon wegen der steten Angst, an einem rasant wuchernden Gehörgangskarzinom zu erkranken, so ist das Senden eines solchen, akustischen Attentats noch vor dem eigentlichen Morgengrauen dem Tatbestand der versuchten Körperverletzung gleichzusetzen. Auch dass „to shag“ im Slang dem deutschen Verb „poppen“ entspricht, macht die Sache nicht besser (immerhin kann ich mir jetzt aber einen Reim darauf machen, warum unser Teppich „Shaggy“ genannt wird, wenn ich auch froh bin, dass der nicht auch noch singt).
Nicht nur Shaggy macht mich aggressiv. Genauso reagiert mein zentrales Nervensystem auf Jona Lewie und sein gerade zur Weihnachtszeit omnipräsentes „Stop The Cavalry“. Nein! Lass die Kavallerie endlich rein und dieses Verbrechen niedertrampeln, auf dass es die subversiven Objekte in den Radiostationen nie mehr über den Äther blasen können! Diesem niederträchtigen Versuch der Perforierung einstmals gesunder Hirnmasse entkommt man in diesen Tagen genauso wenig wie Wham und ihrem unvermeidlich-unsäglichen „Last Christmas“. Von wegen gnadenreiche Weihnachtszeit. Pustekuchen! Das ist ein lupenreiner Frontalangriff auf die psychische Volksgesundheit oder was davon übrig ist!
Meinen Radiowecker werde ich wieder auf Hundertfünfkommairgendwas justieren, einem reinen Nachrichtensender, wo mir zwar gleich nach dem Aufwachen im Viertelstundentakt alles Schlechte dieser Welt um die Ohren gehauen wird, aber morgens um 5 ist alles Schlechte dieser Welt noch um Längen besser als der schaurig-bräsige Shaggy.
Euch eine lärmfreie Nacht wünscht
moggadodde