Gestern, Olympiahalle München:
Was für ein Feuerwerk für Sinne und Magengrube! Anarchisch-apokalyptisches Attraktionsfeuerwerk! Bombastisches Klangspektakel. Ein einziges Fest!
Muse sind eine Naturgewalt.
Geflashed
moggadodde
Gestern, Olympiahalle München:
Was für ein Feuerwerk für Sinne und Magengrube! Anarchisch-apokalyptisches Attraktionsfeuerwerk! Bombastisches Klangspektakel. Ein einziges Fest!
Muse sind eine Naturgewalt.
Geflashed
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Für jemanden wie mich, dessen Verstand mit der Funktionsweise eines Türschlosses überfordert ist, löst alles Technische einen großen Staunreiz aus. Manchmal stehe ich wie Catweazle und betrachte ähnlich irre schauend die Wunderwerke, die das menschliche Hirn zu vollbringen in der Lage ist (zugegeben, mit demselben Hirn macht der Mensch auch überaus viel Bullshit; aber das steht auf einem anderen Blatt).
Staunend sah ich also den Roboter „Atlas“, über den dasaweb kürzlich berichtete. Fast möchte man ihn in den Arm nehmen, so putzig unbeholfen tapert er durch die Gegend (ich meine Atlas, nicht dasaweb), wacklig noch, aber auch nach Ablenkung und Stürzen unbeirrbar seiner programmierten Bestimmung folgend. Ob ich lange genug lebe, dass mir anstatt einer unterbezahlten Pflegefachkraft ein humanoider Apparat, ich würde ihn vielleicht „Feedo“ nennen, den Grießbrei ins dann zahnlose Esszimmer löffelt, sei dahingestellt. Meinem derzeitigen Gesundheitszustand nach zu urteilen, muss sich die Roboterindustrie da ein wenig beeilen.
Was mir das Internet heute in die Timeline spülte, ist auch wieder in der Kategorie „Der Wahnsinn ist menschlich“ beheimatet. Der schwedische Musiker Martin Molin hat eine Maschine gebaut, die mit Murmeln Musik macht. Nicht nur ein bisschen Klimperklimperklacker, nein, ein hübsches, eingängiges Stück schleicht sich mit Ohrwurmverdacht ins Gehör, Steampunk trifft den verrückten Professor!
Da wäre er dann auch wieder, mein heutiger Catweazlemoment!
Einen flüssigen Tag wünscht
moggadodde
120 Kilometer einfach sind ja kein Pappenstiel, aber die Berichte der Main-Post hatten mich neugierig gemacht, die Ausstellung in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch-Hall anzufahren. Zweidimensionale optische Täuschungen finde ich schon faszinierend genug, die dreidimensionalen Bildobjekte von Patrick Hughes wollte ich unbedingt im Original erleben.
Erstaunlich, wie leicht sich das Gehirn überlisten lässt. Vor den Werken stehend, hin- und her und zurück und vor wippend, daran vorbei gehend, den speziellen Fixierblick aufgesetzt und die Bilder bewegen sich tatsächlich! Geben Tiefe, wo kaum eine ist, eine nur minimal veränderte Perspektive stellt den Blick auf den Kopf – Hughes ist ein Meister der Illusion.
Nicht nur seine Kunst überzeugt, auch die anderen Werke sind optische Leckerbissen, ebenso wie die parallel in den gleichen Räumen stattfindende künstlerische Vereinigung von Wilhelm Busch und Heinrich Hoffmann. Wir erfahren anhand vieler Zeichnungen, dass Wilhelm Busch auch ein Meister der Abbildung war, sehen viele alte Ausgaben von Hoffmanns „Struwwelpeter“ und auch der „Struwwelhitler“ wird nicht vergessen.
Weiter und sehr treffend beschrieben wird hier und hier.
Busch und Hoffmann warten auf Besucher bis 13.09.2016, die optischen Verwirrkunstwerke sind nur noch bis 28.03.2016 zu sehen. Geöffnet ist die Kunsthalle Würth täglich von 10 – 18 Uhr und der Eintritt ist – tatsächlich – frei!
Als kleinen Begleiter habe ich mir dann auch mal wieder eine Handtaschen-Ausgabe von „Max und Moritz“ zugelegt sowie ein paar psychedelische Postkarten und Anstecker für das innere Kind.
Mag der Eintritt auch frei sein – Museumsshops wissen, wie sie mich kriegen!
Gehet hin und staunet!
moggadodde
Gut ist, dass seit Sonntag die dritte Staffel von „Die Brücke“ im ZDF läuft. Schlecht ist, dass Saga Norén und Kollegen erst um 22.00 Uhr auf Sendung gehen. Gut ist, dass die rund 115 Minuten langen Folgen auch in der zugehörigen Mediathek gesehen werden können. Schlecht ist, dass das nicht nach zeitlicher Lust und Laune erfolgen kann, sondern wegen des Jugendschutzes ausschließlich in der Zeit von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr, womit die Katze auf dieselben Füße fällt, weil ich mit lediglich viereinhalb Stunden Schlaf selbst zum hohläugigen Killer würde.
Ich sehe gnädig darüber hinweg, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit den Sehgewohnheiten von Jugendlichen so gut auszukennen scheint, wie Miss Marple mit dem Bodymass-Index. Ganz sicher wäre ein tempoarmer Fünfteiler aus Skandinavien mit bislang schlappen 2 1/2 Opfern und komplexer Handlung bei den meisten handelsüblichen Jugendlichen ganz unten auf der Watchlist, gleich hinter dem Fernsehgarten und dem Wort zum Sonntag, so dass die Gefahr einer nachhaltigen Verstörung der ghettogestählten Gangstaseele eher gering erschiene. Sei’s drum. Drauf gepfiffen.
Als gestern Abend zur Primetime nämlich keine Brücke in Sicht war, wollte ich „mal eben“ Abhilfe schaffen und lud ein Programm zum Betrachten von Mediatheken herunter, das klappte so mittel. Weil dieses zudem als .zip-Datei geliefert wurde und das relativ neue Laptop noch kein Auspackprogramm beherbergte, lud ich auch das und dann musste noch was von Java her, damit überhaupt irgendetwas gestartet werden konnte.
Das alles herauszufinden, zu installieren, wieder zu finden, auszuprobieren, dauerte. Als alles endlich am Platz und startbereit war, war der Vollnoob MamS statt voll des Lobes für meine technische Beschlagenheit voller Enttäuschung, dass ein Stream via ChromeCast auf die große Mattscheibe nicht vorgesehen war. Es folgte eine mittlere kleine Diskussion.
Mittlerweile war es kurz vor 22.00 Uhr und so knipsten wir die Mediathek ohne Umwege an. Bereits nach einer Stunde forderte das Tagwerk den Schlaftribut, die Hälfte der zweiten Folge fehlt also bereits. So, wie es aussieht, werden wir die nächsten Folgen ab werktätigenfeindlicher Uhrzeit wieder nur in Häppchen sehen, damit der MamS seine altersschwachen Augen auf den Seniorenscreen 46-Zöller richten kann. Sollten wir am Wochenende keine Nachtschicht einlegen können, wird es also ein wenig dauern, bis wir die Auflösung des richtig starken Skandinavierpuzzles gesehen haben.
Vielleicht habe ich aber da auch nur den Slogan falsch verstanden. Für die Mediathek der öffentlich-rechtlichen Sender muss es jedenfalls heißen: Mit dem Zweiten siehst du länger.
Eine Nacht mit Durchblick wünscht
moggadodde
Im Supermarkt beobachte ich eine Frau, die mit ihrem Einkaufswagen schnurstracks eine Wand mit kleinen Schließfächern ansteuert. Sicher will sie dort ihre Handtasche deponieren, doch ich sehe, wie sie einen Säugling in die Wand steckt, wie eine Puppe, sitzend, denn das Fach ist nicht sehr groß. „Na toll“, denke ich, „die Schnalle will in Ruhe einkaufen und steckt das Baby ins Schließfach!“. Ich hoffe, sie kommt bald wieder, aber vergeblich. Eine Weile ist vergangen, bis ich mich daran mache, das Schloss zu knacken. Das Baby ist höchstens 8 Wochen alt, trägt einen gelben Strampelanzug und ist nach dem Aufenthalt im Schließfach vollkommen durchgeschwitzt. Ich nehme es an mich und mache mich aus dem Staub: Die bekommt das Kind nicht wieder!
Es wird behauptet, man verarbeite Erlebtes, bereite sich auf Kommendes vor, verfestige Erlerntes – meine Träume sind aber oft so skurril, dass ich mit aller Phantasie nichts erkennen kann, was mit mir und dem Leben, das ich führe, zu tun haben kann. Auch den Schließfach-Traum ließ ich erst mal sacken, sicher auch nur einer unter vielen, die bald vergessen sind.
Zu dieser Zeit beherrschte der Fasching die Franken. Von wegen „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“! In puncto Fasching sind der MamS und ich der Apfelbaum und der kleine Hank eine Fleischtomate. Wir verdrehen die Augen ob der Narrendichte, der Bub kauft sich eine SWAT-Ausrüstung und stürzt sich in den fröhlichen Nahkampf, wobei die Flüssigkeitszufuhr in dieser Zeit überwiegend durch ethanolhaltige Affektauflockerer erfolgt. Trotzdem ich seine Truppe zum Großteil kenne – alles vernünftige junge Männer – ich kenne sie eben nur nüchtern und dieser Zustand kann vom alkoholisierten Status ja stark abweichen.
Ich war ab Freitag also in durchgehender Dauersorge: Wie käme er nach Hause? Käme er überhaupt nach Hause? Wenn ja, mit wem? Würde er in den Bus kotzen oder doch erst daheim oder gar nicht? Riskiert er eine dicke Lippe und bekommt von einem anderen Gaudiburschen das Gesicht neu dekoriert? Wie kalt ist es draußen? Besteht Erfrierungsgefahr, sollte er volltrunken an des Feldes Rain zum Liegen kommen? Erwähnte ich, dass ich ab Freitag in durchgehender Dauersorge war?
Erstaunlicherweise führt der sonst so gestreng-gestrige MamS einen lockeren Umgang mit der Problematik. „Lass ihn, er ist doch noch jung“, „Reg‘ dich nicht auf, da passiert schon nichts“, sagt er. „Gell, jetzt ist die Mamutschka wieder glücklich, dass der kleine Hank wieder da ist!“, zieht er mich auf und ich würde ihn gerne hauen und dann wieder nicht, weil er ja Recht hat. An keinem Abend kam der kleine Hank mit allzu großen Ausfallerscheinungen heim. Ein glasiger Blick aber aufrechten Ganges, verlangsamte Sprache aber untadelige Grammatik – stets verzog er sich bald ins Bett und all die hineingeschüttete Flüssigkeit verließ den Körper nur auf statthafte Weise und am richtigen Ende.
Selbstverständlich muss sich der kleine Hank am jeweils nächsten Tag einem kleinen, beiläufig gestellten und als desinteressiert getarnten Fragenkatalog unterziehen, gefolgt von einem Vortrag über Alkohol im Allgemeinen sowie Leberschäden und irreparabel zerstörte Gehirnzellen im Besonderen. Auch wenn er in weniger als vier Wochen die Volljährigkeit auf dem Papier erreicht – solange er die Füße hier unter die hiesigen Tische parkt (ja, ich entblöde mich nicht, diesen Satz zu verwenden), muss er durch diese Mühle, auch wenn er rein rechtlich ab diesem Zeitpunkt tun und lassen kann, was immer er will.
An Aschermittwoch konnte ich plötzlich einen Zusammenhang der Geschehnisse mit eingangs erwähntem Traum herstellen, indem ich die Perspektive änderte: War ich etwa die Frau, die das arme Baby ins Schließfach packte? Tat ich es, um es vor Schaden zu bewahren? Das war doch so falsch! Und plötzlich war ich die Schnalle, die nicht klarkommt damit, dass die Frucht ihres Schoßes allmählich abdriftet, heraus aus der schützenden Umlaufbahn der Erdmutter, hinaus ins gefährliche Universum, das „eigenes Leben“ heißt. Und dort intelligentes Leben zu finden, da steht die Chance ja bei Eins zu mehreren Promilleonen.
Wehmütig
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