THINK! 2.0

Das vergangene THINK!-Kopfnuss war ja nur Aufwärmtraining … Jetzt allerdings gibt’s eine ganz andere Art von Rätsel, eine richtige Herausforderung für die besonders einfallsreichen Mädels und Jungs unter euch. Hier ist weniger Wissen denn Phantasie gefordert.
Stellt euch bitte folgenden Sachverhalt einmal vor euer geistiges Auge:

Ein Mann, nehmen wir einfach den MamS, hat die Möglichkeit, mit meinem ausdrücklichen Einverständnis überdies, zu einem Date mit einer überirdisch hübschen Spanierin mit dem verheißungsvollen Namen „Esperanza“. Habt ihr eine Idee, warum der Mann sich allerlei Ausflüchte einfallen lässt, um nicht bei dieser Dame, die sein Kommen überdies schon erwartet, vorstellig werden zu müssen?

Keine Zeitvorgabe, keine Einschränkungen, lasst euren Ideen einfach freien Lauf!

Hautnei!
moggadodde

Mein erstes Mal

Angelehnt an den Bericht von Herrn Hith, der von seiner Premiere im Aufzugsteckenbleiben berichtet, hatte ich heute auch mein erstes Mal – in der Disziplin „Oh, Mist, der winkt mich raus“ „verdachtsunabhängige Verkehrskontrolle“.
Erstmals in 20 Jahren Führerscheinbesitz wurde ich heute kontrolliert, kaum zu glauben eigentlich, denn ich bin beinahe täglich mit dem Auto unterwegs. Der freundliche Jungspund Beamte wollte allerdings nur Führer- und Fahrzeugschein sehen, womit ich selbstredend dienen konnte. Meine Besorgnis, er wollte vielleicht auch noch den Verbandskasten auf Vollständigkeit überprüfen, war glücklicherweise umsonst. Etliche, kleine Unterwegsnotfälle haben den Pflasterbestand bedenklich dezimiert und wie hätte ich dem Mann erklären sollen, dass ich die vorgeschriebenen Einmal-Handschuhe zur Herstellung meines hausgemachten Tiramisu benötige und sich die gülden-silberne, hauchdünne PVC-Rettungsfolie gerade im Keller beim Weihnachtsschmuck befindet, weil sich damit der Festtagstisch so schön stimmungsvoll dekorieren lässt?
Immerhin führe ich die quietschige Rettungsweste mit und die verbliebenen Verbandsprodukte sind noch bis April 2008 haltbar. Trotzdem werde ich mich baldmöglichst um Ersatz bemühen und vielleicht sollte ich auch mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen. Was nützt der beste Verbandskasten, wenn beim aufgeregten Versuch, eine klaffende Wunde mit einem Druckverband zu verarzten ein blutiger Stümper am Werk ist?
Also, checkt mal, ob auch ihr alle Tassen im Schrank einen kompletten und noch nicht verfallenen Verbandskasten habt!

Euch einen unblutigen Abend wünscht
moggadodde

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Die Wahl des richtigen Hairstylisten ist für eine Frau ja beinahe so wichtig wie für so manchen Mann die Bundesligatabelle am Sonntagabend. Naja, nicht für alle, aber für viele.
Ãœber den Salon „Zum Doppelten Lottchen“ gibt’s im Grunde nichts zu meckern. Zwischen gewickelten, unter der Trockenhaube schlummernden Ömchens und plärrenden Dreijährigen, die auch gegen Bestechungsversuche mit Gummibären das langmähnige Köpfchen partout nicht zum Nackenschnitt beugen wollen, versenke ich mich stets tief in die „Frau im Spiegel“ oder ins „Goldene Blatt“ und schlürfe an meinem Kaffee. Immer, wenn ich den Salon „Zum Doppelten Lottchen“ verlasse, sehe ich fast aus wie vorher. Gut, frisch coloriert und um einige Zentimeter gekürzt bin ich wohl, aber niemandem aus meiner Peripherie fällt mein um die 65 Euro teurer Ausflug in eine plüschige Filiale der chemischen Industrie so recht auf.
So stand mir heute der Sinn nach etwas mehr Veränderung und ich schlug das Telefonbuch auf und studierte die Einträge. Ich entschied mich sehr mutig für einen der bekanntesten Coiffeure und bevor ich mir das nochmal überlegen konnte, rief ich an und bat um einen Termin.

Sie: „Salon Glatzkopf. Was kann ich für Sie tun?“
Ich: „Tach. Mogga mein Name. Ich hätte gerne einen Termin noch in dieser Woche, wenn es geht“.
Sie: „Ja, lässt sich machen. Bei wem?“
Ich: „Das müssen Sie mir sagen. Ich war nämlich noch nie bei Ihnen.“
Sie: „Wollen Sie lieber jemand jüngeren oder jemand älteren?“

Jetzt wurde ich stutzig. Wenn ich mich für eine jüngere Friseurin entschied, würde ich den Laden vielleicht vollkommen entstellt wie ein aufgeplatztes, grünes Sofakissen verlassen, weil die 13jährige Auszubildende die Farben verwechselt und noch nie eine Schere in der Hand gehabt hat. Würde ich mich für eine ältere Mitarbeiterin aussprechen, sähe ich danach eventuell aus wie Mireille Mathieu oder Angela Merkel.

Ich, vorsichtig: „Ich habe generell keine Vorurteile, weder gegen junge, noch gegen ältere Mitarbeiter. Ich will nur einen einigermaßen peppigen Haarschnitt und eine nicht zu grelle Farbe“.

Sie gab mir einen Termin für Donnerstag und als ich auflegte, wurde mir einmal mehr bewusst, dass ich im Moment quasi alterslos bin. Ich bin zu alt für die Jungen und zu jung für die Alten. Wenn ich in den Katakomben den studentischen Aushilfen zuhöre, die in überheblicher Selbstsicherheit die Weisheit mit Suppenkellen gefressen zu haben scheinen, könnte ich, ohne hochstapeln zu wollen, mitreden, wenn es z.B. um RSS, den letzten Muse-Auftritt im Wembley-Stadion oder die Wirkung von Jägermeister-Red Bull auf ungefüllte Mägen geht. Nun sehe ich leider nicht mehr aus wie Anfang 20, werde deshalb in derlei Gespräche nicht eingebunden und den Teufel tun und mich ungefragt in diese Debatten einmischen, um nicht als überkandidelte Muddi belächelt zu werden, die mit ihrem Alter nicht klar kommt.
Bei den bejahrteren Mitarbeiterinnen fange ich gar nicht erst an von Bloggen, Downtime oder Gravataren zu reden, weil dort in erster Linie über Geranienzuchtprobleme, braune Flecken an Tomatenstauden oder den richtigen Umgang mit halsstarrigen Enkeln diskutiert wird und weil ich keinen grünen Daumen und keine Enkel habe, gehöre ich dort auch nicht dazu.
Eine prekäre Situation also, die sich, realistisch betrachtet, nur dadurch lösen lässt, dass ich selbst noch älter werde, bunte Geranien pflanze und Oma von halsstarrigen Enkeln werde, was sich mir aber im Moment auch nicht als besonders prickelnd darstellt.
Ich werde also noch eine gewisse Zeit den Habitus der alterslosen Nomadin zwischen den Generationen pflegen müssen, bevor ich mich zwangsläufig endgültig im Lager der welken Walküren niederlasse. Zuerst aber werde ich mir aber am Donnerstag einen richtig geilen Haarschnitt verpassen lassen und mich zumindest temporär ein bisschen so fühlen, als wäre ich von der Altersdemenz noch mehr als ein paar lausige Jahre entfernt. Ich finde übrigens, Friseure haben einen sehr verantwortungsvollen Beruf. Ich hoffe nur, ich gerate am Donnerstag an ein besonders fähiges Exemplar, ob jung oder alt ist mir dabei vollkommen egal …

Euch eine schneidige Nacht wünscht
moggadodde

Hexenküche

Beim erstmaligen Kontakt mit dem Begriff „Molekularküche“ dachte ich, unbedarft und einfältig, an die mittlerweile wieder rückläufige Architekten-Unsitte, Neubauten mit Kochzonen in der Größe eines Badetuchs zu planen. Bei näherer Betrachtung allerdings wurde mir klar, dass es sich um eine neue Spielart der nächsten Generation cucinarer Großmeister handelt, die unter Einsatz wissenschaftlicher Erkenntnisse aus Physik und Chemie vollkommen neuartig dargebrachte Speisen kreiert.
Da wird Olivenöl und Basilikum in Stickstoff vereist, da werden Gemüsesäfte mit Algenzucker in Kalziumlaktat verkapselt und über allem schwebt das Zauberwort „Sphärisierung“, das ich bis dato nur mit einem erweiterten Bewusstseinszustand nach üppigem Genuss einiger filigran gedrehter Tüten in Zusammenhang gebracht hätte.
Zur Kontrolle des ph-Werts kann der ambitionierte Molekularmaestro online Natriumzitrat erwerben, Xanthazoon für viskose Soßen, Methylzellulose für die Gelifikation oder auch ein 4er Spritzen-Set für die Herstellung von Fake-Kaviar.
Zugegebenermaßen: Dem unvoreingenommenen Auge bietet die Molekularküche, einen fähigen Fotografen und fortgeschrittene Chemiekenntnisse vorausgesetzt, einige visuelle Leckerbissen weshalb ich diese Art des Umgangs mit Lebensmitteln auch nicht in die Kategorie „Kochkunst“ sondern eher bei „Artificial Food Design“ einsortieren möchte.
Ich war in Chemie und Physik eine absolute Niete nie eine besondere Leuchte und damit bei drei meist ausgehungerten Mitbewohnern keine Meuterei ausbricht, brauche ich anständige Portionen auf den Tellern, deshalb wage ich mich an solche Experimente gar nicht erst heran. Und wenn ich Lust auf Verdickungsmittel und Stabilisatoren verspüre, gehe ich entweder zum China-Mann oder kaufe im Supermarkt in der Tütensuppen-Abteilung ein. Da habe ich dann das Gleiche, nämlich imitierte Nahrung, allerdings zum familientauglichen Preis.

Auch unter Nachahmung aller auf den gekauften Packungen gezeigten „Serviervorschlägen“ – so schön wie auf den obigen Fotos sehen die Fertiggerichte aus der synthetischen Küche hier aber leider nie aus. Wird wohl an der fehlenden „Sphärisierung“ liegen, auch wenn ich noch immer keine Ahnung habe, was das ist …

Euch einen gesättigten Tag wünscht
moggadodde