Ein bisschen Kultur hat ja noch niemandem geschadet und so haben der MamS und ich gestern eine Führung durch das fränkische Perlchen Sulzfeld
begleitet, wo wir neben beklemmenden Informationen über den frauenhassenden Fürstbischof Julius Echter auch unterhaltsame Anekdoten hörten wie die, dass dieses Dörfle als Geburtsort der sogenannten „Meterbratwurst“ gilt.
In einem Lokal gilt als Rekord der Genuss von 6 m Bratwurst (was in etwa 30 einzelnen Würsten entspricht) und wer diese Marke knackt, hat, so heißt es, angeblich sämtliche Verzehrkosten frei.
Eine fast südländisch anmutende Bebauung um enge Gässchen und liebevoll dekorierte und meist immens aufwendig restaurierte Fachwerkhäuser prägen das Bild dieses schnuckeligen Örtchens.
Noch nie hatte ich als Fränkin und gebürtige Mainschleifen-Bewohnerin an einer sogenannten „Weinprobe“ teilgenommen. Eine solche findet optimalerweise direkt bei einem Winzer statt und wir hatten uns das Weingut Luckert ausgeguckt, wo wir nach einer deftigen Brotzeit
mit delikatem Tischwein in mehreren Durchgängen mit diversen Perlen unter den fränkischen Rebensäften verwöhnt wurden. Der sympathische Winzer erläuterte geduldig die retronasale Probiertechnik und tatsächlich: Mit dem ansich verpönten Schlürfen und dem damit eingezogenen Sauerstoff reagieren die Geschmacksknospen auch auf der trainierten Trinkerzunge vollkommen anders und es erwies sich als Vorteil, dass der Tisch eine gewisse Breite aufwies, denn der eine oder die andere war ob des affigen Aussehens dieser Technik schnell versucht, mit weingefülltem Mund laut loszuprusten.
Spätestens nach dem dritten, verkosteten Wein hatte aber jeder die richtige Technik intus und fachspezifische Begriffe wie „kalt vergären“, „entblättern im Sommer“, „animalische Note“ oder „selektive Lese“ sprudelten leichthin in unsere beschwipsten Gehörgänge, wobei „Aromaböckser“ zum Wort des Abends avancierte.
Rabensatt Abgefüllt Gut gelaunt sangen wir unter irgendeinem Sulzfelder Torbogen noch ein vielstimmiges Gute-Nacht-Abschiedslied, wofür uns die Anwohner bestimmt dankbar waren und fielen danach noch auf dem Kirchenburgweinfest in Hüttenheim ein, wo wir noch einen letzten Secco-Absacker nahmen und über die musikalische Begleitung witzelten, die zwar gar nicht übel aufspielte, mit der Namensgebung aber ein eher unglückliches Händchen hatte oder würdet ihr eure Combo vielleicht ernsthaft „Kapelle Rohrfrei“ taufen wollen?
Der MamS hatte sich aus vollkommen freien Stücken als Fahrer zur Verfügung gestellt und somit die sprichwörtliche „Arschkarte“ gezogen schaukelte mich sicher in den frühen Morgenstunden zurück in die Heimat mit dem festen Vorsatz, bald wieder die weinfränkischen Gefilde in dieser Besetzung unsicher zu machen. Im Moment sind wir noch auf der Suche nach einer Bezeichnung, einen Erkennungsnamen für unsere 13köpfige Erkundungstruppe. Die „dollen Rebläus“, vielleicht oder die „Heggefliddser“ …
Euch einen glasklaren Tag wünscht
moggadodde