Licence to chill

Nach einigen Tomatenbroten wollte sich der MamS nur ganz kurz hinlegen, ich, schnupfenbehaftet und mit anhaltenden Nackenschmerzen, leistete ihm etwas Gesellschaft und, schwupps, sind wir beide fest eingeschlafen und nun ist es zu spät, den Tapeziertisch aus dem Keller zu holen und den Leim anzurühren … Himmel, was sind wir nur für Memmen! So wird das ja nie was!

Wir spazieren lieber noch ein bisschen durch den benachbarten Wald in den herrlichen Sommerabend, die schönste Zeit des Tages, wenn die flimmernde Hitze langsam einer wohltuend lauen, atembaren Luft weicht, die auf der aufgeheizten, verschwitzten Haut bei jedem Hauch der bergab fallenden Luft einen sanften, irisierend-samtenen Schauer hinterlässt …

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Zum Arbeiten ist immer noch Zeit – morgen oder übermorgen. Jetzt schauen wir schon so lange auf nackte Wände, dass uns dieser Anblick auch noch ein paar Tage länger nicht stören wird.

Euch einen milden Abend wünscht
moggadodde

Ohne Schweiß kein Preis

Den Abschluss des ereignisreichen Wochenendes bildete gestern der bewegliche Teil. Ich als Sportmuffel Passivsportlerin lasse sporteln: Der kleine Hank durfte sich gestern beim letzten Turnier der Saison durch die Mittagshitze hecheln. Fünf Spiele á 10 Minuten sind die richtige Dosis, um nicht mit einem Sonnenstich vom Stängel zu kippen. Das einzige Gegentor fiel ausgerechnet im Finale, aber auch mit dem zweiten Platz waren die Buben hoch zufrieden und das ist das einzig Wichtige, finde ich.

Hank ist heute übrigens in die Rhön gefahren, wo der engagierte Lehrkörper fünf Tage lag unsere Kinder bespaßt, was bedeutet, dass ich hier vielleicht eine etwas ruhigere Kugel schieben kann. Dixie hat das Klassenziel völlig wider Erwarten und nach einigem Schwitzen doch noch erreicht, indem sie sich mit ihrer mündlichen Leistung im Mathe auf eine 4,4 gerettet hat und mit der Note 5 in Physik hat sie sich zwar nicht mit Ruhm bekleckert, sie ist aber auch keine Katastrophe.

Katastrophal allerdings ist der Umstand, dass noch immer nicht tapeziert ist. Heute endlich, wenn der MamS eingetrudelt ist, soll es losgehen. Die Möbelfirma hat heute auch schon angerufen, dass sie am Mittwoch liefern wollten, aber das kriegen wir beim besten Willen nicht mehr auf die Reihe. Zwar wird die Aktion bei hochsommerlichen Temperaturen ohnehin kein Spaß, aber das hatten wir vor vielen Jahren schon einmal: In einer Dachwohnung bei ähnlicher Witterung hatten wir uns verzweifelt sämtlicher Kleidung entledigt und unter hitzigen Wallungen pappten wir im Schweiße nicht nur unseres Angesichts die Papierbahnen hüllenlos auf die Schrägen. Aus verschiedenen Gründen dauerte dieses Unternehmen länger als geplant und wir waren auch nicht sehr konzentriert bei der Arbeit, weshalb nach Abschluss Hunderte von Luftblasen unter den Tapeten saßen, die der MamS später einzeln wieder perforierte und mit Kleber unterspritzte, was wegen des psychedelischen Musters glücklicherweise nicht weiter auffiel.
Verzögerungen können wir uns diesmal allerdings nicht leisten, deshalb wird heute keinesfalls unbekleidet tapeziert.

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Aber ein kleines Viertele Achtele vom leckeren, eisgekühlten Rotling wird uns die hidrotische Arbeit ganz bestimmt versüßen können …

Euch einen klimatisierten Tag wünscht
moggadodde

Kultur und Körpereinsatz

Auch auf der Aftershow-Party eben hat sich Justus nicht blicken lassen, wenngleich ihm wegen unserer bösartigen Lästereien gesprächsweisen Aufarbeitung der vergangenen Nacht in seinem Lager bestimmt die Ohren geläutet haben müssen. Jetzt ist zumindest an Essbarem alles vernichtet und nach ausschweifenden Alkoholsausen steht jetzt erstmal niemandem mehr der Sinn.
Von der rustikal-prolligen Grillfete wenden wir uns für den heutigen Abend eher der kulturellen Vergnügung zu. Einer meiner herzallerliebsten Lieblingsfavoritenfilme, „Ganz oder gar nicht“ mit dem wundervollen Robert Carlyle kennt ihr bestimmt. Eine Gruppe englischer Allerweltsarbeitsloser verfällt anlässlich des Besuchs der legendären Strippergruppe „Chippendales“ in ihrer Stadt Sheffield auf die Idee, selbst ein Programm auszuarbeiten um als einheimische Ausziehattraktion zu Geld zu kommen. Genau diese, mal urkomische, mal sehr tragische, mal nachdenklich machende Geschichte wird bei den Scherenburgfestspielen unter dem Titel „Ladies Night“ heute aufgeführt. Wir sind in den vorderen Reihen unter einem todsicher sternenklaren Himmel mit dabei und werden hautnah erleben, ob die fränkischen Schauspieler genauso viel Traute besitzen wie ihre englischen Kollegen.
Aus Zeitungskritiken durften wir erfahren, dass es zumindest verbal recht derb zur Sache gehen wird, aber dank der gestrigen Nacht sind wir in dirty talking dank Justus‘ Einsatz ja wieder voll up to date!

Euch einen nackigen Abend wünscht
moggadodde

Sechs Uhr sechs

Wir hatten eine wirklich famose Nacht! Futter bis zum Abwinken, Kaltgetränke aller Couleur und das Schärfste war, dass bei aufziehender Feuchtigkeit am frühen Morgen der großartige, herzlich-charmante Nachbar H. jeder anwesenden Dame einen angewärmten Sack in den Schoß legte, mit Dinkel gefüllt, was habt ihr denn gedacht?

Allerdings habe ich ja gleich gewusst, dass ich dieses

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von Ruhrpottheini nicht ausstehen kann. Distinguiert und leicht überheblich unter normalen, nüchternen Umständen, ist der 42jährige Mann einer 26jährigen, hübschen Frau in alkoholisiertem Zustand eine Pest. Letztere zog sich bereits kurz nach Mitternacht zurück, wahrscheinlich weiß sie, in welchen Abschaum sich ihr Angetrauter in betrunkenem Zustand verwandelt. Er ähnelt frappant dem schmierigen Darsteller in dem Film „Das Experiment“, dem blonden, fiesgesichtigen Aufseher Berus, gespielt von Justus von Dohnányi, schon immer heißt der Ruhrpottheini deshalb für mich nur „Justus“. Mir ist klar, dass sich unterschiedliche Charaktere unter Alkoholeinfluss auch unterschiedlich entwickeln und der Ruhrpottheini gehört zu der Sorte von Menschen, die besoffen dumme („Ich steh auf fette Beine“), bescheuerte („Du bist jetzt 56 und hast dich gut gehalten. Wie schaffst du es, immer so hässlich auszusehen?“) oder anzügliche Sprüche („Darf ich deine Brüste massieren?“) absondern. Billig, ordinär und peinlich – das ist Justus. Ãœber vieles kann ich hinwegsehen, wirklich, ich bin da nur ein kleines bisschen nachtragend, weil diese Äußerungen immerhin mit einem gewissen Pegel getätigt wurden. Aber wenn sich diese Sau aus dem Ruhrpott zum Pinkeln zweimal auf die Terrasse der Nachbarin stellt, werde ich wild. Ich hasse diese Wildpisser, besoffen oder nicht, die mirnichtsdirnichts Umwelt, Öffentlichkeit oder Eigentum ignorierend, ihren gottverdammten, verkeimten Schwengel auspacken und jegliche Kinderstube vergessend in die Flur oder, in diesem Fall, auf den Waschbeton urinieren. Ich hassehassehasse das, zumal 10 m weiter eine Wohnung sowie mindestens eine Toilette zu finden sind! Ich trinke auch gern einen, auch über den Durst hinaus, dann werde ich spritzig, quietschfidel und noch lockerer, aber ich verliere nie, nie, nie die Kontrolle über mich und mein Gehirn. Dasselbe beim MamS (zu Bett gegangen gegen 3.30 Uhr): Nach schätzungsweise 10 Cuba Libre und vielen wirklich charmanten und erheiternden Beiträgen steht er auf und geht schlafen. Ohne jemandem blöd zu kommen oder auf den Tisch zu vomieren. Er geht und gut.
Der Ruhrpottheini Justus saß bis eben, als die Vögeli zu zwitschern anfingen, halb pennend und sturzbetrunken beim harten Kern von durchhaltefähigen drei Frauen. Wir konnten ihn einfach nicht loswerden! Beim letzten Versuch, auf die Terrasse der Nachbarin zu pinkeln, ging ich, Gutmensch, der ich bin, ihm hinterher und versuchte, ihn Richtung Heimat zu bugsieren. Man weiß ja nie! Vielleicht knallt der Vollpfosten, besoffen wie er ist, noch auf eine Beeteinfassung und verblutet! Zunächst ging er auch mit, um mir kurz vor seiner Tür das Angebot einer ausgiebigen Massage zu unterbreiten, was ich dankend und mit aufkeimendem Würgereiz ablehnte, ihn aber zur erneuten Rückkehr an den noch immer gefüllten Tisch bewegte, wo er anfing, höchst intime Details abzufragen („Seid ihr glücklich? Besorgen’s euch eure Männer noch richtig?“), was uns drei Mädels zu einem allerletzten Absacker veranlasste, bevor die Vermieterin übers Feld gen Heimat, die Nachbarin ins Bett und ich hier an den Computer gingen.
Wir hatten heute einige Leute, die ebenfalls mächtig gebechert hatten, von Ramazzotti über Cuba Libre (Rum aus Vermieters letztem Urlaub + passende Musikuntermalung) bis hin zu Campari Orange und Sekt aber niemand, niemand wurde ausfällig („Halt doch die Klappe“), anmaßend („Die Schürzenjäger sind eine Schwulentruppe“ zu einem eingefleischten Fan) oder anzüglich („Ihr seid so geile Weiber! Ich will mal eure Muschi kraulen“) wie dieses riesengroße Hypermegasuperarschloch.
Froh bin ich, dass ich mich meine Menschenkenntnis auch diesmal nicht im Stich gelassen hat. Nüchtern ein kleines und betrunken ein ziemlich großes Arschloch – das ist Justus, dem ich wünsche, dass es ihm nachher und den ganzen Tag so dreckig geht, dass er denkt, er müsse sterben und fortan nie mehr einen Tropfen anrührt.
Morgen Nachher um 13.00 Uhr ist das sogenannte „Bröggelesfest“ angesetzt, bei dem die Reste des gestrigen Abends vertilgt werden. Während wir locker flockig die restlichen Steaks auf den Grill werfen, darf Justus mit der grünen Gießkanne auf der Terrasse der Nachbarin seinen Urinspuren beseitigen. Ich bete, dass es ihm richtig, richtig mies geht …
Ich habe eben beschlossen, mich nicht mehr hinzulegen, ist ja eh schon so spät früh gelaufen. Ich mache mir jetzt einen schönen Kaffee und hole meinen Lieben nachher vielleicht frische Brötli vom Bäcker.

Euch einen aufgeweckten Tag wünscht
moggadodde

BBQ

Perfekt! Das Wetter hat sich einigermaßen eingependelt und einem erfolgreichen und feuchtfröhlichen Verlauf der heute anstehenden Grillfeier steht nichts mehr im Wege.

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Die Vermieter laden zum 10jährigen Bestand des Hauses und sorgen für Grillage und Sauferei das leibliche Wohl. Ich erinnere mich noch an die letzte, gesponsorte Fete zum 5jährigen: Einige, allerdings reichlich eklige, alkoholbedingte Ausfälle, Tische, auf denen getanzt wurde und als die Vermieter gegen halb 6 in der früh heimwärts schaukelten, entschieden wir, dass es besser wäre, überhaupt nicht ins Bett und statt dessen gleich zum Frühstück überzugehen.
Ich glaube allerdings nicht, dass es dieses mal genauso passieren wird. Die besten Nachbarn sind weg gezogen und mit den Nachfolgern, speziell mit einem besserwisserischen Reisebusfahrer aus dem Ruhrpott, werde ich nicht richtig warm. Auf Tischen tanze ich eigentlich nur, wenn das Surrounding passt. Schließlich mache ich mich nicht vor jedem zum Affen …

Euch einen sonnigen Tag wünscht
moggadodde