Moonwalk

Der Biergarten, in dem ich als Kind schon unter den Tischen herumkugelte, hat sich ziemlich verändert, so dass keinerlei nostalgische Gefühle aufkamen. Gepfefferte Preise verlangt man dort allerdings schon. Für Hanks Weißwöscht mit Brezel, das „Schäufele“ des MamS, meinen „Gerupften“ und zugegebenermaßen mehreren Flüssigkeitseinheiten (2 Halbe Radler, 2 Radler-Maß, 2 Cola, 1 Sprite und einmal extra Schäufele-Soß‘) berappten wir knapp 50 Mücken, was auch für einen über vierstündigen Aufenthalt ein bisschen happig ist. Als der trotz des irrsinnigen Betriebs immer noch freundliche Kellner die Rechnung brachte, musste ich mich schon kurz fragen, ob wir uns in einem schnöden Biergarten oder im Ritz-Carlton von Cannes befänden. Seis drum, dachte ich mir, erstens lebt man nur einmal und zweitens kurz genug und außerdem hat’s geschmeckt und gefallen und es war Feiertag und überhaupt.
Unfreiwillig für Erheiterung eines Teils des anwesenden Publikums sorgte der Umstand, dass ich dort um ein Haar meine Hose verlor. Meine sowieso kaum spürbare, leichte und weite, knielange Leinenhose ging unbemerkt ihres Druckknopfs verlustig und verfügt ohnehin über einen mehr als rachitischen Reißverschluss und als ich so zu zur Toilette schlendere, denke ich noch bei mir, dass mein Beinkleid nicht mehr so recht sitzen will und wie durch Zauberhand plötzlich so seltsam lang ist. Mit der linken Hand will ich sie ein Stück nach oben ziehen als ich spüre, wie ich den Rand meines Slips in der Hand habe und die eigentliche Hose ein ganzes Stück weiter unten, ghettomäßig knapp über dem Beginn der Pfirsichspalte zum Halt gekommen ist. Ein paar Schritte mehr und sie wäre am Boden zum Liegen gekommen, der sich, bei meinem Glück, noch nicht mal geöffnet hätte, um mich schamesrot in sich aufzunehmen. Besonders die texanische Reisegesellschaft, sicher alles alte Ölbarone und -nessen, bekam immer größere Augen; kein Wunder: In Dallas gibt’s bestimmt nicht viele Frauen, die in einem public beergarden am helllichten Tag den fuckin‘ Halbmond zeigen!

Euch eine mondhelle Nacht wünscht
moggadodde

Prozessführung

Bisher geht mein Plan gut auf. Außer Frühstück habe ich heute nämlich noch nichts gemacht. Naja, gut, etwas ärgern musste ich mich schon. Zu Fronleichnam sollten die Kommunionkinder um 8.45 Uhr in der Kirche erscheinen, wo sie sich ihre Kutten nochmals überziehen und die Prozession begleiten sollten. Dass nach fast zwei Wochen Ferien die morgendliche Disziplin des pünktlichen Aufstehprozesses in Trümmern liegt, war mir fast klar und natürlich schälte sich Hank erst nach vielfachen Weckrufen und Androhung roher Gewalt aus dem Bett und ging ungewaschen und ohne seine Cerealien zum Haus des Herrn. Als er gegen halb 12 vom Prozessieren (Himmel, wie nennt man denn die Teilnahme an einer Prozession?) ausgehungert und leidlich gut gelaunt zurückkehrte, drückte er seine Missbilligung mit bisher bei ihm nicht gekannter Süffisanz aus: „Ach, übrigens, schön, dass ihr auch da wart!“. „Hmmm“, sagte ich heiter, „ich fand es auch richtig klasse, nicht dabei zu sein!“. „Alle anderen Eltern waren dabei“, gab er beleidigt zurück und nachdem ich von zumindest einem Erzeugerpaar wusste, das sich um diese Zeit ebenfalls noch in den Kissen geräkelt hatte, fragte ich scheinheilig: „Ach ja. Und die W’s waren auch da, gell?“. „Nee, die waren auch nicht da. Aber ihr und die W’s wart die einzigen. Und es war ganz schön anstrengend!“. Weil ich gut gelaunt war, machte ich ihm ein extra dick beschmiertes Nutellabrot und besänftigte damit den Prozessionsspinner so schnell, wie dieser „Nuss-Nougatcreme“ sagen kann.
Apropos Prozessieren und Spinner: Gestern gab es eine Stellenanzeige, mit der ein „nettes Team“ um einen Rechtsanwalt eine Teilzeitmitarbeiterin sucht. Nachdem der Professore abgesagt hat, werde ich hier mein Glück einmal versuchen und sehen, ob ich demnächst wieder in einen ordentlichen Beruf komme, denn eigentlich habe ich die Arbeit bei einem Prozesshansel immer ganz gern gemocht.

Stichwort Altersprozess: Nachdem der MamS gestern in eine, vermutlich, Brombeerhecke gestürzt ist und seine Schienbeine aussehen als sei er auf dem Kreuzweg unterwegs gewesen und zwar als Jesus, außerdem seine Knie schmerzen (Anscheinsdiagnose Arthrose) und einer seiner Zehen (Anscheinsdiagnose Morbus Hypochondrus), werde ich, nachdem ich heute Nachmittag mit ihm und den W’s in einen urigen Biergarten möchte, mich dem Genesungssprozess des MamS widmen und ihn mit einem leckeren Cortado verwöhnen.

Euch einen gewinnenden Tag wünscht
moggadodde

She works hard for no money

Mannmannmann! Gleich 22.30 Uhr und ich komme endlich mal zu meinem Orancio zum Sitzen! Habe ich eigentlich irgendwann schon einmal erwähnt, dass ich finde, dass der gesetzliche und sowieso tarifliche Urlaubsanspruch für deutsche Ehemänner eindeutig viel zu hoch angesetzt ist? Der morgige Feiertag in Katholengefilden veranlasste den MamS, heute und am Freitag Erholungsurlaub einzureichen und was für ihn Erholung ist, artet für mich mit schönem Regelmaß in puren Stress aus. Dass die Kinder auch noch Ferien haben, macht die Sache nicht schöner. An freien Tagen mutiert der MamS zu Action-Man und seine Umtriebigkeit macht mich normalerweise wahnsinnig. Heute allerdings zogen wir am selben Strang: Er popelte am Vormittag die Metall- und Zaunreste vom Freilauf und während ich am Nachmittag ein neues Gitter anbrachte, verpasste er der Hecke einen Totalschnitt, aber hallo!
Tackern macht richtig Spaß und entsprechend ausbruchssicher ist der neue Freilauf jetzt auch.

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Flöckchen und Alice vertragen sich ganz gut, auch wenn Dixie treffsicher bemerkte, dass die beiden ja nie ein richtiges Liebespaar werden könnten, weil Flöckchen ja seiner Männlichkeit beraubt wäre. Ich erwiderte, dass das Leben kein Wunschkonzert sei und sie konterte was ich denn sagen würde, wenn der MamS plötzlich nicht mehr könnte wie er wollte und ich erwiderte, dass das ja egal sei, weil wenn dem so wäre, wüsste er ja gar nicht mehr, dass er wollen würde wenn er könnte! Und ich für meinen Teil käme damit bestimmt auch ganz gut klar, es ließe sich auf alle Fälle eine Alternative finden. Nicht für ihren Vater, aber für das Problem. Das war meiner Tochter dann schon wieder zu „intellektuell“ und ich glaube mittlerweile auch, dass Pubertätshormone, ähnlich wie Krebszellen in der Lage sind, Gehirnmasse anzufressen. Immerhin hatte sie heute einen ihrer guten Tage, ging mir fast widerspruchslos zur Hand und war einigermaßen zugänglich, obwohl sie gestern spätabends wieder einen Telefondisput mit Schatzi hatte.

Wir haben morgen also frei und nachdem ich heute auch noch die Tomaten umgetopft und ausgegeilt (nicht lachen, das heißt so!), Kapuzinerkresse gesetzt (ja, viel zu spät, ich weiß es ja) und draußen wie Tine Wittler geackert habe (nur dass ich viel besser aussehe!), lautet mein fester Vorsatz für morgen: Dolce far niente! Nichts, nada, nothing, absolute rien, niente werde ich morgen tun. Außer es mir gut gehen lassen. Und das kann unter Umständen anstrengend genug sein, gell?

Euch einen entspannten Abend wünscht
moggadodde

THINK!

In Ermangelung anderweitiger, nennenswerter Vorkommnisse und unter Einfluss meines Sommer-Lieblingsaperitifs, der glücklicherweise ebenso Nachtisch, Frühstück oder auch mal das Abendessen darstellen kann, habe ich mir eine böse bitterböse lösbare Kopfnuss einfallen lassen. Rudimentäre Fremdsprachenkenntnisse dürften allerdings ausreichen, um herauszufinden, was das denn sein könnte:

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PLUS
ein englisches Schwein
sowie
ein französisches Nein

Die Kommentare werde ich wegen eventueller Frühstarter deaktivieren bis morgen, 20.00 Uhr. Während ich also in den Katakomben schufte, dürft ihr entspannt an der Lösung basteln und ich wünsche viel Erfolg!
Schöne Grüße an dieser Stelle an Signore Francesco Cinzano, dem ich dank „Orancio“ in diesem Sommer ein ziemliches Umsatzplus bescheren dürfte!

Hautnei!
moggadodde

Ein Mädchen!

Der Aufbau des Hasenstalls war mehr als einfach: Er war nämlich schon montiert und so sparte ich mir eine Menge Arbeit. Dank der geräumigen Familienkutsche war auch der Transport kein Problem, lediglich die Auswahl des neuen Bewohners nahm eine längere Zeit in Anspruch. Schließlich konnten wir uns doch noch alle einigen, und entschieden uns nach harten Verhandlungen für Alice

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als neues Kaninchen.
Alice heißt sie nur für Dixie und mich, denn Hank will sich noch einen eigenen Namen überlegen. Wie auch immer, ich glaube, dem Karnickel ist es egal, ob es „Alice“ oder „Darth Vader“ gerufen wird …

Euch einen flauschigen Abend wünscht
moggadodde