Donkey Kong

Eben, beim Brockenfest von Hanks Kumpel, saß mir der Obba des Kommunionkindes gegenüber, Finanzbeamter im Ruhestand. Als ich mir versonnen die Kuchengabel zum Mund führe, fällt mein Blick auf seine Arme und die im Gegenlicht schimmernde Behaarung. Dass ich einen gewissen Körperbewuchs durchaus nett anzusehen finde, erwähnte ich bereits verschiedentlich, aber dieser Mann hatte an den Armen ein derart wuchendes Gestrüpp, dass man ihm dort ohne Mühe Zöpfe hätte flechten und sogar noch einige Perlen hätte einarbeiten können. Mancher, sich der Kahlheit nähernde Mann wäre froh, nur die Hälfte der Haare auf dem Kopf zu haben, die dieser Mann auf den Unterarmen spazieren führt. Gerne hätte ich das photographisch festgehalten, aber mir fiel partout keine Ausrede ein. Dumm an diesen neuen Digitalkameras ist ja, dass der hinter dem Fotografen befindliche Zuschauer genau sieht, was man da gerade anfokussiert und auch wenn er mir gegenüber saß, ich hätte schon ziemlich zoomen müssen, um dieses mindestens 5 cm lange, leicht gewellte und hübsch friedhofsblonde Gebüsch adäquat zur Geltung zu bringen. Sogar künstlerisch hätte man hier tätig werden können, wie Billie das an den Beinen vormacht und bestimmt hat sich der Großvater, wenn er sich wegen der einen oder anderen nachlässig ausgefüllten Steuererklärung die Haare raufen musste, einfach nur an den Arm gegriffen, ach, sogar ein Eichhörnchen hätte auf dem Arm dieses Mannes unbemerkt prima einen ausgedehnten Winterschlaf halten können! Wie wird seine Brust wohl aussehen? Hat sich vielleicht in Gürteltier darin versteckt?

Euch einen langen Abend wünscht
moggadodde

Kaum gewünscht – schon erledigt

Auf vielfachen Wunsch gebe ich hier das Rezept für die unglaublich leckere Limetten-Bisquit-Torte preis, die ich vor einigen Jahren in einem kostenlosen Käseblättchen-Programmheft gefunden habe. Zwischendurch war es sogar verschollen aber ich habe mich an die Redaktion gewandt und wurde von „rtv“ netterweise angerufen mit der Bitte, meinen Wunsch wegen der Vielzahl der abgedruckten Rezepte zu konkretisieren. Kurz darauf hielt ich es wieder in Händen und nun lüfte ich das leckere Geheimnis …

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der fruchtigen Verführung:

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Tag X – Fert-ich

Um es vorweg zu nehmen: Kein Kind verhedderte sich mit den Füßen in der bodenlangen Kutte, keine nennenswerten Versprecher oder choreographische Fauxpas der Vortragenden, keine peinlich aufgebrezelten Muddis oder Omas bis auf eine Tante mit einem bodenlangen Hauch von Dralon ohne Ärmel aber mit Slip, der sich unter dem dünnen Stoff recht unschön abzeichnete – es ist alles gut gegangen.

Angespannt war ich am Morgen aber schon und wenn ich nervös bin, spreche ich möglichst gar nicht, sondern erledige still das, was anliegt, während der MamS im Falle erhöhter Unruhe zur Plaudertasche mutiert, betont locker und entspannt tut und dauernd überflüssig herumquatscht. In solch angespannten Situationen geraten wir recht leicht aneinander, weil wir dann ein ziemlich unterschiedliches Verhaltensmuster an den Tag legen.
„Red jetzt bloß nicht mit der Mama, die ist nämlich ziemlich nervös, haha!“ „Was biste denn so gereizt? Wirst doch nicht etwa nervös sein? Hey Hank, schau mal, die Mama ist aufgeregt!“ und er tat weitere, unzuträgliche Äußerungen bis ich ihn lautstark bat, doch endlich die Klappe zu halten sonst müsste ich leider nachhelfen.

Die Blasmusik spielte, die Sonne strahlte, der Gottesdienst dauerte nur knappe eineinhalb Stunden, sodann gelöste Stimmung allerorten. Wir hatten Prosecco und Antipasti, danach ein schönes Saltimbocca alla Romana, dem mehr und vor allem wärmere Rosmarinkartoffeln gut zu Gesicht gestanden hätte und Hank hatte seine geliebte Pizza Quattro Stagioni ohne Paprika.
Meine Mutter, die erst als letzte zu uns gestoßen war, musste schwer mit sich ringen, eine halbe Mahlzeit zu sich zu nehmen und brach aus Angst, mein Vater könnte sich im Krankenhaus vielleicht eine kurze Weile zu viel langweilen, bereits 10 Minuten nach dem letzten Bissen ungeduldig ins Krankenhaus auf, was mich insgeheim etwas ärgerte. Mein Vater hätte sicher Verständnis gehabt, wenn sie heute einmal nicht gekommen wäre sondern mit uns gefeiert hätte, ganz davon zu schweigen, dass es ihr gut getan hätte. Aber ich verbiss mir einen Kommentar, weil ich weiß, dass sie auf derlei Tadel schnell eingeschnappt ist und ich herzlos bin und sie bemitleidenswert ist und ich sie mit so unangebrachter Kritik leicht zum Weinen bringe und außerdem – sie muss selbst wissen, was das Beste für sie ist. Wenigstens mein geschätztes Brüderchen und die Familie der lieben Su. blieben bis zum Ende, außerdem noch Hanks Uroma, die Vertreterin der dritten Generation.
Mit ihr im Schlepp spazierten wir an den Mainufern entlang

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und es war der heißeste Weiße Sonntag, an den ich mich erinnern kann. Nach dem Kaffee löste sich die Gesellschaft gezwungenermaßen auf, denn um 17.30 Uhr mussten wir schon wieder auf der Kirchenschwelle stehen. Wir chauffierten mein Ömchen noch schnell in ihr Heimatdorf und sie hatte wie immer ihren Hausschlüssel irgendwo hinterlegt und wir suchten eine Weile, bis sie ihn endlich unter irgendeinem Mäuerchen fand und kamen nach einigen Geschwindigkeitsüberschreitungen mit dem letzten Glockenschlag zur Kirche. Wegen dieser bescheuerten Sitte, am Nachmittag des Sonntag auch noch eine Dankandacht anzusetzen, mussten wir die Trattoria von Liza und Bruce ziemlich überstürzt verlassen, gerade als es gemütlich und richtig lustig zu werden begann …

Dann am Abend endlich durfte Hank seine Geschenke auspacken und als der Scheinestapel wuchs und wuchs wurde mir klar, dass er auf seinen gewünschten, eigenen Computer fast gar nicht mehr sparen muss, soviel Geld hat er bekommen.

Hank ist zufrieden und stolz und ich fühle mich wie gemolken, müde und abgespannt. Es war ein langer Tag X und nochmal morgen um 10.00 Uhr steht der finale Dankgottesdienst an, aber dann ist es endgültig gelaufen.

Halleluja und Amen
moggadodde

Tag X minus 1 – Ma Baker

Sodele. Hank ist ist nervös und aufgeregt wie ein Jüngling vor dem ersten Rendezvouz. Alle Spuren meiner heutigen Bäckereien hat mein williger Assistent, der MamS, in gewohnt erstklassiger Weise beseitigt und die zubereiteten Leckereien ruhen bereits im Kühlraum in der Trattoria meines sardischen Onkels, der aussieht wie Bruce Willis und meiner Tante, die aussieht wie Liza Minelli.

Ich zauberte einen Eierlikörkuchen,

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aber der Billig-Eierlikör, mit dem der Kuchen übergossen wurde, suppte beim Transport aus der Form, weshalb wir mitten auf der Straße anhalten mussten, wo ich meine klebrige, stinkende Jeans und den Rand der Servierplatte reinigen durfte. Ich hätte auf den teuren Verpoorten bestehen sollen, der auch ungekühlt eine sirupartig dicke Konsistenz aufweist denn so eine dünnflüssige Plörre, die auch nach mehreren Stunden im Gefrierfach immer noch aussieht wie Morgenurin, ist eindeutig kontraproduktiv.
Ganz besonders stolz bin ich aber auf meine Limetten-Bisquit-Torte,

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die am morgigen Hochsommertag sicher gern gegessen wird, jedenfalls von mir.
Außerdem haben wir für Hank seinen Lieblingskuchen als Ãœberraschung besorgt – Himbeerkuchen, den ich leider nicht fotografisch festgehalten habe.

Der MamS behauptet, ich habe zuviel Kuchen in petto, zumal auch die liebe Su. morgen noch einen Streuselkuchen beisteuert. Deshalb meine Einladung: Wer morgen nachmittag hier

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vorbeikommt, erhält ein Stück Kuchen nach Wahl und einen Blick auf eine fabelhaft gelaunte Mutter.

Außerdem habe ich heute eine Wette gewonnen und das passiert nicht sehr oft. Unsere ungefähr 50 gefertigten Aufmerksamkeitspäckchen sind bis auf 4 oder 5 Stück alle weggegangen. Der MamS hat gewettet, es blieben mindestens 20 übrig, ich habe behauptet, es kommt grade so hin. Mein Wettgewinn: Ein ganz spezielles Ticket, damit ich mal wieder anständig ausschlafen kann …

Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde

Tag X minus 2 – Ansichtssache

Die vorletzten Vorbereitungen hinsichtlich der angemessenen Bekleidung wurden heute in Angriff genommen und hier war der MamS um einiges cleverer als ich. Schon vor Wochen probierte er seinen einige Jahre alten Anzug und dieser passt wie neu, obwohl er dauernd über sein angeblich mit den Jahren zunehmendes Gewicht lamentiert. Da kann ich nur lachen, denn ich hingegen war der Meinung, mein ebenfalls einige Jahre auf dem Buckel habendes, schwarzes Beinkleid, selten getragen, dürfte mein Unterteil adäquat verhüllen, aber weit gefehlt! Verdammt, ich habe ziemlich Gewicht gemacht! Mit einiger Anstrengung kann ich den Knopf noch schließen, allerdings sehe ich damit aus wie ein aus der Form gelaufener Rührkuchen und außerdem müsste ich dauernd den Bauch einziehen, würde in der Kirchenbank wohl schnell hyperventilieren und vermutlich zu Füßen der ungerührt auf mich hinabblickenden Jungfrau Maria einen sensationellen Kollaps erleiden. So musste ich umdisponieren und laufe nun in Braun auf, das sowieso das neue Schwarz sein soll (hieß es jedenfalls in der vorvorletzten Saison).
Die kindliche Kleiderordnung hat sich zumindest bei den Mädels in den letzten Jahrzehnten nicht sehr verändert. Diese bestehen im betreffenden Alter ja meist auf althergebrachter Ausstattung plus aufwändigster, oft vom Coiffeur fabrizierter Hair-Fashion sowie typgerechtem Make-Up und ich finde es, muß ich gestehen, ziemlich putzig, wie die Miniaturbräute stolz ihre meist weißen, oft aber auch eierschalfarbenen („ecru“ für die Modejunkies) und nicht selten sündhaft teuren Hochzeitskleidchen spazieren führen, obwohl Mutti das Gewand im nächsten Herbst auf dem Kleiderbasar meist weit unter Wert verhökern muss. Die Buben haben es nochmal besser (meine Abneigung gegen die Verkleidung von kleinen Jungs mit Samtfliege oder Seidenkrawatte habe ich ja bereits bekundet), denn hier herrscht außer der Notwendigkeit, dass die Klamotten zur Abwechslung mal sauber sein sollen, keine besondere Kleideretikette mehr, Hank wird deshalb ziemlich leger erscheinen.
Wie auch immer, Tatsache ist, dass auch hier eine sehr sinnvolle Einrichtung Einzug gehalten hat: Das Tragen einer Kutte, mit Fachterminus „Apostelgewand“ genannt, ist Pflicht und es stellt sicher, dass es vollkommen egal ist, ob darunter ein 300-€-Couture-Kleid oder einfach ein legeres Freizeitdress steckt. Mit der Kutte sind endlich alle gleich vor Jesus Christ und Big Daddy und außerdem sehen die Gruppenfotos mit einheitlichem Outfit zweifellos harmonischer aus, auch wenn sich die Eltern lange gegen die Einführung sträubten, weil die kostspielige Kommunionverkleidung schließlich auch gezeigt werden wollte.

Eine solitäre und schlichte, weiße Hortensie schmückt nun den Eingang und zahlreiche, kleine Päckchen wurden gefertigt, denn ab morgen früh ziehen Geschenke überbringende Kinder durch die Gemeinde, klappern die Kommunionhaushalte ab und erwarten dafür eine kleine Aufmerksamkeit. Wir verwendeten dazu bunte Servietten, die wir mit Süßigkeiten füllten und mit Kräuselband verschlossen. Der Trend kommt auf, diesen „Aufmerksamkeiten“ wiederum richtige Geschenke beizugeben in Form von Jo-Jos, Glitzerstiften oder bunten Radiergummis. Der neueste Schrei ist hier eine kleine Fahne am Päckchen, auf die ein Danksagungsspruch und das Konterfei des beschenkten Kindes gedruckt ist. Diesem Firlefanz ebenso wie der aufkommenden Unsitte, sämtliche Nachbarn am Sonntag mit hausgemachtem Backwerk zu versorgen, verweigere ich mich.
Weil ich mich also von möglichst vielen, überflüssigen Aktionen freigemacht habe und nicht mehr tue, als für uns und Hank wichtig ist, hält sich die befürchtete Hektik in Grenzen.
Trotzdem bin ich heilfroh, wenn der Zauber endlich vorbei ist und verspreche hoch und heilig, dass in diesem Blog für die Dauer mindestens eines Jahres kein Mitglied der Wortfamilie „Kirche“ im weitesten Sinne je genannt werden wird. Langsam wird das hier nämlich reichlich glaubenslastig und ich und sicher auch ihr seid mit mir erleichtert, wenn der heilige Zauber endlich vorüber ist. Dann geht es hier nämlich wieder mit den richtigen und wirklich wichtigen Themen des Lebens weiter.

Euch einen hoffnungsvollen Abend wünscht
moggadodde