Traditionell findet hier am Donnerstag vor der Erstkommunion eine Abendmahlfeier im Pfarrheim statt, vergleichbar einem normalen Gottesdienst, nur im Schnelldurchlauf. Die Tische in U-Form, sämtliche Eltern und betroffene Kinder sowie unser Herr Pfarrer mit Brot alias Leib Christi und Traubensaft alias Blut. Ausreichend stimmkräftige Gläubige waren anwesend, so dass ich mein dünnes Stimmlein schonen konnte, ausgenommen bei „Fest soll mein Taufbund immer stehn“ und „Großer Gott wir loben dich“, meine absoluten Favoriten in den Top Five der religiösen Charts, hier schmetterte ich für meine Verhältnisse lautstark mit, aber ohne jegliche instrumentale Begleitung ist der Genussfaktor stark verringert und erinnert an einen miserabel trainierten Hobbychor.
Wir brachen das Brot und tranken den Saft und ich hatte den Eindruck, dass zumindest das Gros der Erwachsenen froh über das baldige Ende der Zeremonie war. Als besonders positiv empfand ich den Umstand, dass wir nur dasitzen mussten und nicht, wie in der Kirche, pausenlos zwischen Sitzen, Stehen und Knien pendelten, wobei ich persönlich a. mich ohnehin nicht hinknie und b. trotz relativ häufigen Aufenthalts in heiligen Hallen in letzter Zeit immer noch nicht weiß, an welcher Stelle ich nun welche Position einnehmen muss. Ich verlasse mich entweder auf dezente Handzeichen des Vorstehers oder auf die fleißigeren Mitschafe, die besser wissen, was zu tun ist.
Im Anschluss daran folgte das sog. „gemütliche Beisammensein“, wo endlich der richtige Wein auf den Tisch kam und letzte Instruktionen darüber, wer wann was zu tun hat, erteilt wurden. Eine höchst hitzige Diskussion entsponn sich über die fundamental wichtige Frage, ob in den Kirchenbänken hinter den Kindern nur die Eltern oder auch die zugehörigen Taufpaten Platz finden dürfen. Ein Vater ereiferte sich sehr und ziemlich offensiv darüber, dass einige die Meinung vertraten, die Paten gehörten zu den Eltern nach vorne, während er meinte, die ersten Bänke seien ausschließlich Kindern und Erzeugern vorbehalten. Er, der hitzköpfige Vater, der seinem Söhnchen des öfteren eine verbale Abreibung der gemeinen Art oder auch schon mal eine fiese Kopfnuss verpasst, forderte bei der Feier der ersten heiligen Kommunion ganz nah hinter seinem Sohn zu sein und verlangte eine Abstimmung, die 8 : 6 für ein exklusives Sitzrecht für Eltern endete. Sodann hob ein sehr gläubiger Vater an und zitierte zu diesem Disput eine Bibelstelle aus dem Stegreif, wo es um Fußwaschung und Kompromisse ging, danach ergriff der Kopfnuss-Vater nochmals das Wort und deshalb ging ich erstmal draußen frische Luft schnappen eine Fluppe anzünden, weil die sedierende Wirkung des Weins noch nicht eingesetzt hatte.
Am Ende des Abends hatten sich aber alle wieder richtig lieb und keiner wird dem anderen etwas nachtragen, denke ich. Ich meine, immerhin war Jesus heute bei uns zu Gast und eigentlich hätte er dem sich vorlaut ereifernden Vater mit dem Palmwedel kräftig eine auf die Zwölf geben müssen.
Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass Gott persönlich heute Abend gewirkt hat. Von Hanks Phobie vor der labialen Berührung von irgendetwas, das auch nur ansatzweise mit etwas in Kontakt gekommen ist, was ein anderer schon im Mund hatte (so weigerte er sich vorgestern, aus einem Zaziki-Schälchen zu nehmen, aus dem der MamS sich kurz vorher mit seinem zuvor abgeleckten Messer bedient hatte), berichtete ich ja bereits. Als wir alle, also ca. 40 Personen (außer mir, gerade frei von HSV-1 und ohne Lust auf erneuten Herpes) aus einem einzigen Kelch trinken sollten, der reihum gereicht wurde, glaubte ich mich im falschen Film: Hank nahm ohne auch nur mit der Wimper zu zucken den Kelch und trank (nach kurzem Drüberwischen mit einem Tuch, sehr nachlässig allerdings) einen kräftigen Schluck. Ich konnte es nicht fassen! Ein Wunder? Habe ich heute Gott geschaut?
Euch einen klaren Abend wünscht
moggadodde