Ist es ein instinktiver Selbstschutzmechanismus, dem Menschen in die trübe Suppe der Erbmasse mitgegeben, oder ist es antrainiert, wie ein Pawlowscher Reflex, die empörte ausgerufene Sentenz „Das war ich nicht!“, egal, um welchen Casus es sich handelt?
Einerlei, ob im Samstagskrimi, in dem der Verdächtige seine Täterschaft negiert („Aber Frau Kommissarin, sehe ich so aus, als ob ich jemanden umbringen könnte?) oder im Supermarkt, wenn der Missetäter ohne rot zu werden, sich von dem eben zerdepperten Glas Curry-Ketchup entfernt („Wer hinterlässt hier nur so eine Sauerei, ohne Bescheid zu sagen?) oder im häuslichen Bereich, wenn der letzte Toilettenbesucher einmal mehr übersehen hat, die leere Klopapierrolle zu ersetzen (Nööö, ich war nicht pullern!“). Erstmal vehement verneinen heißt die Devise, wenn sich auch nach gründlicher Ermittlung meist doch derjenige als schuldig erweist, der die Tat anfangs am lautesten abgestritten hat.
In den gleichen Kontext ist der Vorfall heute Abend zu setzen: Seit mehreren Tagen fristet ein geöffneter Plastikbecher mit Sahne sein Dasein im dunklen Kühlschrank, abgestellt auf einem der Gitterböden. Der MamS entwickelt zur Nacht oft einen leichten Appetit und forscht in den Tiefen des Freezers gern nach kleinen Schweinereien, die seine diesbezüglichen, leiblichen Bedürfnisse befriedigen könnten und heute war ein Glas Spreewälder Gurken das Objekt seiner Begierde. Er fingert nach dem Glas und wirft dabei das wacklig auf dem Gitterboden placierte Sahnebehältnis um. Dass wegen Dixies physikalischer Kenntnisse am Wochenende der Glaseinlegeboden über dem Gemüsefach zerbarst, hatte ich ja bereits berichtet. Aufgrund dessen lief die schöne Sahne in jeden Winkel des Kühlschranks und was ruft der MamS? „Wer hat denn die Sahne da so blöd hingestellt?“! Kein Wort darüber, dass er schließlich so ungeschickt war, und das Gurkenglas nicht an der Sahne vorbei brachte! Eher hätte er doch sagen müssen: „Shit, ich hätte aufpassen müssen!“ aber nein, zunächst einmal wird die Schuld an anderer Stelle gesucht.
Habt ihr eine Ahnung, wie sehr Sahne klebt? Beinahe der volle Inhalt des Plastikbechers ergoss sich in das untere Drittel des Kühlschranks und habt ihr schon einmal versucht, Zwiebeln und Karotten von Sahne zu reinigen? Mit Palmolive geht das recht gut, habe ich gemerkt, aber es widerstrebt mir, Auberginen und Tomaten mit Spülmittellauge zu säubern.
Typisch für den MamS, dieser Satz, „Wer hat denn …“ wenn zuallererst die Schuld bei ihm selbst liegt. Weil er mir ja sonst so beflissen unter die müden Arme greift, übernahm ich aber die Reinigung des Kühlschranks und fragte mich eben die eingangs gestellte Frage: Woher kommt „Das war ich nicht!“, resp. „Wer war das denn?“.
Auf Hanks ausdrücklichen Wunsch gebe ich hier die neueste Errungenschaft seines kleinen Gehirns preis:
Das ist, finde ich, ein würdiger Anfang, um in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten, denn den Spruch hat er sich selbst ausgedacht, der kleine, stinkige, eklige, liebenswerte, süße Dreggsagg, auch wenn an den Artikeln noch etwas gefeilt werden muss …
Euch eine ehrliche Nacht wünscht
moggadodde