Gezähmt!

Hier fand gestern eine Krisensitzung wegen des immer noch nicht gebuchten Urlaubs statt. Mit Su. kämpften wir uns durch den undurchdringlichen Angebotsdschungel und sind schließlich nun auf einmal in der Normandie gelandet. Weder Su. noch ich waren bisher in Frankreich und dort lässt man sich die Ferienhäuser ab der letzten Augustwoche nicht ähnlich vergolden wie in Spanien oder Italien, allerdings ist das Wetter um diese Zeit möglicherweise nicht sehr beständig und ob wir die gewünschten 10 Tage buchen können, ist auch noch nicht geklärt. Heute habe ich nun an der Ligurischen Küste, meiner zweiten Urlaubsheimat aus Kindertagen, zwei nette Wohnungen gefunden, aber fix ist auch hier noch nix …

Des weiteren hatte ich gestern einmal wieder kleinere Unstimmigkeiten mit dem MamS, der einen seiner unbeherrschteren Tage hatte, um nicht zu sagen, er zeigte sich von seiner hässlichen eher unschönen Seite und während er sich bei Fremden ganz gut zu beherrschen weiß, ist bei Su., die ja seine Schwester ist, diese Barriere recht niedrig. Su. trägt das mit Fassung, kennt sie ihren Bruder ja schließlich noch länger als ich. Überdies lag mir ein Felsbrocken im Magen, weil ich am Morgen entdeckt hatte, dass Hank, der am Vortag mit seinem Kumpel im angrenzenden Wald unterwegs war und dort schöne, handliche Brocken verkohlten Holzes entdeckt hatte, damit die hintere Hauswand bekritzelt verziert hatte. Wieder einmal stand ich vor der Frage, wie ich das dem MamS beibiegen konnte, ohne den Kopf meines Kindes zu riskieren mir stundenlange Tiraden über die Blödheit der Frucht seiner Lenden anzuhören. Aus ähnlichen Versuchen von anderen Kindern am Nachbarhaus ist mir bekannt, dass eine Entfernung der Wandmalereien mittels Holzkohle auf lindgrünem Außenputz nur mit Spezialequipment möglich ist. Angesichts des Tiefdruckgebiets verschob ich die Veröffentlichung der brisanten Information und hoffte auf günstige Winde.
Nun hat der MamS heute ganz spontan einen Tag Urlaub genommen und viel später am Morgen hoffte ich, aus den Tiefen meiner Kaffeetasse eine Eingebung zu bekommen. Schließlich fing ich an mit dem Satz: „Jungs machen manchmal doch ziemliche Dummheiten, gell? Und wenn ich dir jetzt gleich sage, was Hank sich hat einfallen lassen, dann versprich mir, dass du nicht an die Decke gehst oder rumschreist. Wir sind schließlich versichert und mir ist es lieber, er macht jetzt Quatsch als mit 16 und Schmackes in seinen Fäusten.“ Damit hatte ich ihm schon ziemlich den Wind aus den Segeln genommen und wirklich, er reagierte absolut vorbildlich, verzog natürlich das Gesicht und meckerte ein wenig, aber das ist ja vollkommen legitim. Als Hank von der Schule kam, schickte ich ihn mit dem MamS nach draußen, damit er ihm selbst die unschöne Bescherung zeigt. Er war kleinlaut und reuig, genauso, wie sich das gehört. Der MamS sprach ruhig mit ihm und verzichtete auf Sanktionen und genauso hatte ich mir das vorgestellt. Was ein bisschen traute Zweisamkeit Was mit ein wenig Einsatz der weiblichen Waffen Dank meines physischen und psychischen Einsatzes habe ich Hank so heute aus den spitzen Klauen des Tyrannosaurus MamS gerettet. Ist es nicht schön, dass Männer manchmal ganz schön berechenbar sind?

Euch einen liebevollen Abend wünscht
moggadodde

Ausgeliefert

Mein positive-thinking-pool ist wieder halbwegs gefüllt, obwohl der heutige Besuch bei meinem Vater im Grunde nicht bedeutend besser war als der Gestrige. Von einigen wenigen, wachen, hilflos-stummen Momenten abgesehen ist sein Zustand unverändert, wenngleich ich das Gefühl habe, dass er ganz leicht nickte, als wir mit ihm sprachen und ich meine mir sogar einzubilden, dass er versuchte, seinen Mund zum Kuss zu formen, als meine Mutter ihn auf die bleichen, eingefallenen Wangen küsste.
Mein Bruder, der eher vor Ort war, berichtete vom Kurzbesuch eines Arztes. Dieser wehte kurz ins Zimmer und Brüderchen wollte gerne genaueres über die Operation erfahren und über das weitere Procedere. Der Dottore hob an und erklärte „Na, und die Lymphe sind ja auch raus“ und Brüderchen meinte „Wie? Ich dachte die sind noch drin. Die Operation musste meines Wissens doch abgebrochen werden …“ Der Kittel blätterte blasiert in der Akte und sagte dann lapidar: „Ach, die sind ja doch noch drin.“ Die Frage nach der Medikation und dem schleppenden Fortgang der Genesung beantwortete er kurz und knapp mit dem Satz, den der angehende Humanmediziner sicher im ersten Semester eingebläut bekommt: „Das ist alles ganz normal„. „Ganz normal“ ist es für ihn sicher auch, dass der Arzt ganz offenbar keine Ahnung hat von dem Patienten, den er besucht und ich fände es sinnvoll, dass der Weißkittel vielleicht mal in den Akten auch eines Kassenpatienten guckt, bevor er die Angehörigen verkohlt. Depp, der! Außerdem hat sich Brüderchen noch einen bösen Rüffel eingefangen, weil er die im Zimmer liegenden Krankenunterlagen las. „Nur mit Genehmigung des Stationsarztes!“ sei der Einblick in die Akten möglich und die kesse Frage, ob denn jemand von uns Angehörigen eine Einwilligung zur Fixierung des Patienten gegeben hätte, berief man sich auf ein „Notwendigkeitsgesetz“ o.ä. schwammiges Zeug. Die Krankenschwestern sind allerdings dafür umso umgänglicher. Freundlich, ruhig-resolut und vollkommen ungehetzt, was mit Sicherheit daran liegt, dass auf der Intensivstation eher die massiv sedierte und damit ruhigere Kundschaft zu finden ist, die naturgemäß nicht pausenlos wegen Zugluft, unbequemer Liegeposition, schnarchender Zimmergenossen oder zu kalter Bettpfannen aufmuckt. Die Medizin läuft bequem durch zahllose Schläuche und selbst die zeitaufwändige Essensverteilung entfällt, weil die Mahlzeiten ganz stresslos allein durch die Sonde tröpfeln. An besorgte, hilflose und weinende Angehörige muss man sich allerdings gewöhnen und hier wäre ich als mitfühlende Heulsuse Numero Uno sowieso eine absolute Fehlbesetzung. Krankenschwester ist für meine Begriffe ohnehin nicht nur ein Beruf sondern eher eine Berufung.

Gegen ihren Widerstand schleppten wir meine Mutter, die heute Geburtstag hat, in die Trattoria meiner Tante (= ihre kleine Schwester) die uns und insbesondere unsere Mutter mit ihrer wunderbar einfühlsamen Art und einigen unterhaltsamen Anekdoten und lustigen Geschichten aufmunterte und uns bei Prosecco und Pizza sogar herzhaft lachen ließ. Das hat uns wirklich gut getan und hat meiner Mutter einen nicht gänzlich trostlosen Geburtstag zwischen Bangen und Hoffen beschert …

Euch einen ganz schönen Abend wünscht
moggadodde

Bloggade

Alle, die hier erwartungsfroh hereinklicken, muss ich ein wenig vertrösten. Heute nachmittag besuche ich meinen Vater im Krankenhaus und hoffe, dass die Nachrichten nicht so schlimm sind, wie sie sich noch gestern angehört haben. Muße zur Niederschrift irgendwelcher Vorkommnisse habe ich derzeit nicht, weil wegen seines Befindens andere Gedanken in meinem Kopf derzeit nicht viel Platz haben.
Vielleicht gibt es so etwas wie ein Bassin, das statt mit Wasser mit der Fähigkeit zum „positive thinking“ gefüllt ist. Gerne, oft und ausdauernd schwamm ich darin, sog die positive Energie aus diesem Becken und erleichterte mir so den Umgang mit den großen und kleinen Widrigkeiten, die das Leben bereithält. Der Pegel in diesem Pool ist in den letzten Tagen allerdings ziemlich gefallen und heute versuche ich, um das zu überstehen, die letzten kümmerlichen Reste vom Boden aufzulecken.

Euch einen gesunden Tag wünscht
moggadodde

Was ist da im Busch?

Schon gestern Abend klagte Hank über Bauchschmerzen und konnte lange nicht einschlafen und ich wusste, dass es heute mit dem Bauchweh nicht besser sein würde, denn irgendetwas liegt ihm auf der Seele. Der MamS meint schon seit einigen Wochen, Hank hüte irgendein Geheimnis. Tatsächlich jammerte er heute früh wieder und als ich ihn zu mir ins Bett holte, um ihn zu trösten und irgendwie abzuchecken, ob er markiert, liefen sogar Tränen. Er hielt sich den Oberbauch, aber nur wenn ich hinsah und schleppte sich leidend durch die Gegend. Ich sah auf den Stundenplan und meine zu wissen, woher der Wind weht: 2 Stunden Religion am Mittwoch mit Frau A., die ich kennengelernt habe und die auf mich einen freundlichen Eindruck machte, aber irgendwie stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht. Ich glaube zwar nicht, dass Hank in der Schule weiter den sterbenden Schwan gegeben hätte aber ich wollte ihn auch nicht schmerzverkrümmt und tränenüberströmt in die Schule prügeln, so entschuldigte ich ihn dort und zusehends erholte er sich. Nun liegt er in seinem Bett und arbeitet sich durch seine Micky-Maus-Sammlung und zaghafte Versuche meinerseits, den Grund für die meines Erachtens nicht körperlich begründeten Beschwerden herauszufinden, brachten noch kein Ergebnis.

Ich selbst bemerkte bei mir gestern zum ersten mal ein Symptom, das sich gemeinhin „Schwankschwindel“ nennt und unter dem Begriff konnte ich mir nichts vorstellen, bis gestern eben, als ich in den Katakomben beim Geradeauslauf den gekalkten Wänden immer näher kam, als ob ich mich auf einem Schiff bei hohem Seegang bewegen würde. Auch wenn ich mich bückte und versuchte, die Aufkleber auf den Kartons, die ja, wenn ich mich darüber beuge, auf dem Kopf stehen, wurde mir blümerant zumute. Normalerweise stellt das kein Problem dar, aber ich fühlte mich seltsam wacklig und schwankte an die frische Luft, wo ich mich festhielt wie Rose auf der Titanic. Sofort waren die Kollegen mit einem Stuhl und ekligen Kreislauftropfen zur Stelle und es ging mir schnell besser.

Schwankschwindel ist hoffentlich nicht ansteckend, wenngleich das morgendliche Bauchweh-Drama schon mit einem Schwank und einem Schwindel verglichen werden kann, streng genommen. Aber auch bei Hank wird sicherlich eine schnelle Linderung eintreten, spätestens beim Abendessen, wenn seine Leibspeise Pfannkuchen serviert wird …

Euch einen schwindelfreien Tag wünscht
moggadodde

THINK !

Unauffällig war der Tag, trotz des verheißungsvollen Sonnenaufgangs heute Morgen. Dixie ist überglücklich, dass ihr in drei Wochen den Metallzaun aus der Futterluke entfernt wird und Hank meckerte, weil ich ihm die hingeschluderte Hausaufgabe nicht durchgehen ließ. Für einen Menschen mit subjektiv betrachtet einigermaßen ansprechender Handschrift ist eine derartige Sauklaue

imgp0514.JPG

natürlich eine wahre Seelenpein, aber hier ich beiße bei ihm auf Granit. Er kann es einfach nicht besser und von dem Herrn Lehrer, selbst mit einer horrenden Handschrift ausgestattet, erfahre ich keinen Beistand. Ich weiß ja, der Inhalt zählt, Hauptsache richtig (wenn es nur so wäre!) uswf. Trotzdem fände ich es schön, wenn er nicht so krakeln würde.
Das ganz normale Tagesgeschäft lief also heute, alles im Grünen, würde Dixie jetzt sagen.

Damit ihr allerdings nicht aus der Übung kommt, habe ich hier eine der berühmt-berüchtigten, selbst gemachten Kopfnüsse mitgebracht:

Der MamS blättert im Urlaubskatalog. Plötzlich ruft er:

„Hier sind die metallenen Schreiber!“

Was hat er gefunden? Oder ist er jetzt vollkommen durchgedreht?

Lösungs- oder ggf. Therapievorschläge bitte ich einzureichen ab morgen, 20.00 Uhr.

Hautnei!
moggadodde