(K)Ein Traumjob

Die Stellenausschreibung hörte sich wirklich interessant an: „Dominanter Mann in den besten Jahren gesucht, ungebunden und reisefreudig, tierlieb, teamfähig. Sie werden eine verantwortungsvolle Tätigkeit im pädagogischen Bereich bekleiden, Kost und Logis werden gestellt. Vollbartträger kein Hindernis“
Sofort griff ich zum Telefon, meldete mich unter der angegebenen Nummer, obwohl ich unter normalen Umständen bei 0190er-Nummern schnell misstrauisch werde. Aber ich war nun schon zu lange ohne Anstellung und die Jobsuche gestaltet sich in meinem Alter einfach immer schwieriger. Niemand braucht einen Lehrer im Mittelalter, der wegen Diebstahls eines Diaprojektors und ab und zu einer Maulschelle auf die ungewaschenen Gesichter unflätiger Rotzlöffel aus dem Dienst entfernt wurde.

Mit dem netten Mann am anderen Ende vereinbarte ich einen Vorstellungstermin gleich für den nächsten Tag und wir trafen uns auf einem einsam gelegenen Rapsfeld gleich hinter Himmelstadt, das ja bei mir gleich um die Ecke liegt. Etwas verspätet fuhr ein silberner Chrysler-Van heran, ein junger, adrett gekleideter Mann stieg aus und stellte sich als Johannes Täufer vor. Er forderte mich auf, in den hinteren, abgedunkelten Teil des Wagens zu steigen, wo er mir aus einer mitgebrachten Thermoskanne einen Kaffee anbot, den ich wegen meiner ohnehin großen Nervosität dankend ablehnte. Er sei der Prokura-Geschäftsführer eines weltumspannenden Großkonzerns mit Filialen in aller Herren Länder und weil derzeit akute Personalknappheit bestehe, kümmere er sich eben auch um Personalangelegenheiten. Meinen Lebenslauf besah er sich kurz, fragte nach Führerschein (ja), Familie (nein) und erkundigte sich nach meinen Rasiergewohnheiten. „Alle zwei Tage, nass, aber nur wenn ich muss“ antwortete ich, was er lächelnd zur Kenntnis nahm. Ich spürte instinktiv, dass ich ihm gefiel. Wir würden jetzt zum Hauptquartier fahren, meinte Herr Täufer und ich solle es mir bequem machen, die Reise würde etwas dauern. Schnell fiel ich, in rote Ledersitze gekuschelt in einen tiefen Schlaf.
Als ich aufwachte, stand der Wagen in einer öden Wüstenlandschaft. Hier und da staken einige vertrocknete Bäume in den vor Hitze flirrenden Himmel und Herr Täufer brachte mich zu einer Lehmhütte, wo wir einen verspiegelten Aufzug bestiegen. Er würde mich nun dem Vorstand vorstellen, mir meine Unterkunft zeigen und den Geschäftswagen. Als ich fragte, um was für eine Art von Arbeit es sich denn nun eigentlich handele, antwortete er ich würde im Sektor „Innerfamiliäres Management und Erziehungsberatung“ eingesetzt; über pädagogische Vorbildung verfügte ich ja schon, weshalb der eigentlich obligate Besuch des Einführungskurses „Ängstigen und Beeindrucken leicht gemacht“ für mich entfalle.

Ich hatte die Etagen nicht gezählt, aber der Aufzug war lange unterwegs gewesen. Als wir aus der Kabine stiegen, sanken meine Füße in der weißen Auslegware zentimetertief ein. Wir betraten ein Büro und hinter einem gläsernen Schreibtisch saß eine gepflegte Mittfünfzigerin, die mir freundlich einen Platz vor dem Tisch anbot. Sie stellte sich als G. Ott vor und kam direkt zur Sache: Vor kurzem habe sich der Konzern von einem langjährigen Mitarbeiter trennen müssen, dessen latentes Alkoholproblem man lange genug toleriert hätte. Ich beteuerte sofort, absolut abstinent zu leben und das härteste, was ich zu mir nähme, sei vergorene Kamelmilch.
Nun traute ich mich, die Frage nach der Vergütung zu stellen und Frau Ott antwortete, ich würde einen himmlischen Lohn erhalten, neben den Annehmlichkeiten einer geräumigen 4-Zimmer-Wolke gleich neben der Privatwolke der Jungfrauen, einem stets gefüllten Korb mit ofenfrischem Manna und einem steuerfreien Dienstwagen. Letzterer sei noch nicht ganz abgeschrieben, deshalb müsse er noch eine Weile gefahren werden. „Ein Cabrio“, lachte Frau Ott „ist nicht das Allerschlechteste, gell?“ Außerdem bekäme ich ein O2-Mobiltelefon und Jacobs Krönung in einer bodenlosen Kaffeetasse. Ohnehin sei die Arbeit saisonal gebunden und in der restlichen Zeit könnte ich G. Ott eine gute Frau sein lassen.
Ohne lange zu überlegen, unterschrieb ich den vorformulierten Arbeitsvertrag, überflog das Tätigkeitsprofil („Böse Miene zum guten Spiel machen“, „leichte Auspeitscharbeit“, „lautstarkes Niederbrüllen beratungsresistenter Klientel“) und nahm meine Dienstkleidung und den Schlüssel zum Firmenwagen sowie zu meiner Unterkunft entgegen. Dort wartete schon mein neuer Kollege, den mir Herr Täufer als K. Ruprecht vorstellte und sofort machten wir uns ans Training, übten möglichst furchteinflößend „Hohoho!“ zu rufen und mit den bereitgestellten Ruten schlugen wir auf Schaufensterpuppen aus Styropor ein, um in Gang zu kommen, denn die Saison stand unmittelbar bevor. Anstrengende Tag- und Nachtschichten sind jetzt ganz normaler Arbeitsrhythmus und der Dienstwagen wird quasi zu Wohn- und Schlafzimmer. So viele Aufträge sadistischer Eltern, die ihre ungezogene Brut mal anständig vermöbeln lassen wollen, lagen schon Mitte Oktober vor, so dass ich mich frage, wie ich den Stapel bis Weihnachten vernünftig abarbeiten soll. Und dass ich meine Wolke mit Herrn Ruprecht, der schnarcht wie ein Rudel brünftiger Hirschkühe, teilen muss, hat mir Frau Ott auch nicht gesagt. Wenigstens hat sie mir vor kurzem einen Anbau genehmigt, wo ich neben dem Dienstwagen auch den Turboantrieb unterstellen kann, denn der dumme, ungezogene Elch hat ständig ins Wohnzimmer gepullert.
Gleich habe ich übrigens einen Termin mit dem Betriebsrat. Ich habe nämlich gesehen, dass einige Kollegen den Schlüssel zur Jungfrauenwolke haben und den möchte ich nun auch. Notfalls werde ich Frau Ott ein wenig erpressen müssen. Es wäre sicher ziemlich peinlich für die Firma wenn herauskäme, dass der Chef von dem Laden eine alleinerziehende, wasserstoffblonde Mittfünfzigerin ist, die aussieht wie die Kreuzung von Marilyn Monroe und Janis Joplin. Ich meine, DAS wäre doch wohl ein Aufmacher, oder?

Hohoho!
Euer Nik O. Laus

Brust oder Keule?

Herr Mephisto bat mich um die Aufnahme eines sog. „Stöckchens“. Weil es das Thema „Essen“ behandelt, habe ich eben vorsichtshalber schon einen großen Becher Naturjoghurt (Weihenstephan, 0,1 % Fett, also quasi weißes Wasser) mit einem Hauch von Kirschmarmelade geschlürft, um nach Abschluss meiner Aufzeichnungen nicht wie ein wildes Tier über den Kühlschrank herzufallen …

Es geht um „Situative Gerichte“ und stellt die Frage, welches Gericht ich mit bestimmten Situationen/Orten/Stimmungen verbinde:

1. Freibad
Als Kind auf jeden Fall Salamibrot. Salami läuft nicht so schnell an und auch nach mehreren Stunden Tauchens und Getauchtwerden ist das Salamibrot, das inzwischen auf dem Grund einer Plastikschwimmtasche in der brennenden Sonne lag, noch genießbar. Jetzt eigentlich mehr Obst und Kekse und Würstchen. Aber jetzt schleppen wir ja auch eine Kühltasche mit …

2. Skihütte
Ich war nur einmal beim Skifahren und unternahm nur mäßig enthusiastisch den Versuch, auf sauglatten Brettern einen verschneiten Hang hinabzufahren. Wenig erfolgreich und ziemlich schmerzhaft endete er nach drei Tagen mit blau-violett unterlaufenen Schienbeinen. Ich war wohl ziemlich traumatisiert Ich kann kein einziges Gericht mit einer Skihütte verbinden, hier kann ich nur mit Getränken dienen, das eine Jagatee und das andere der grauenvolle Almdudler.

3. Urlaub
Einheimisch, je nachdem wo ich bin, wobei natürlich Italien und sämtliche italienischen Köstlichkeiten einen absoluten Spitzenplatz einnehmen. Details würden den Rahmen sprengen, allerdings gibt es einige Gerichte, von denen ich für mich in Anspruch nehme, dass sie aus meiner Kochzone oft besser munden als aus einer hippen Cucina in Torgiano. Wenn ich an das wässrige Risotto in der Nähe von Pisa denke …

4. Bei den Eltern
Dosenchampignons, Fleischküchli und gedrehte Nudeln unter der Woche. Sonntags immer Klöße und Braten. Plätzchen zur Weihnachtszeit gab es übrigens nicht, höchstens gekaufte vom Rösner, die so hart waren wie kleine Eishockeypucks.

5. Bei Krankheit
Nudelsuppe und heiße Zitrone. Bin aber sehr selten krank.

6. Bei Liebeskummer
Daran kann ich mich nicht mehr erinnern, was zeigt, dass der letzte Liebeskummer schon verdammt lang her sein muss … Ich hatte überdies höchst selten Liebeskummer, ach, doch, z.B. als ich in den Safti verliebt war, einseitig selbstredend und äußerst unglücklich, denn er war 5 Jahre älter als ich, in diesem Alter zählen Lebensjahre wie Hundejahre …

7. Beim Ausgehen
Auf jeden Fall etwas, das ich daheim nicht auch mache, weil es zu aufwändig ist oder nur ich es mag. Gegrillte Leber zum Beispiel beim Griechen. Oder gleich zum Exoten, thailändisch, indisch-pakistanisch mmmmh …

8. Als Kind
Kloß mit Soß. Zusammen mit Mirinda und Salzstängeli das „Kindergedeck“ genannt.

9. Niemals
Kann ich so nicht sagen … Ich sage niemals nie … Froschschenkel und Schnecken, das wäre wohl ein no-go. Und so fettes Knöchle mit Sauerkraut. Oder Kutteln. Oder Hirn (hat meine Oma gebacken gegessen, also nicht ihres, gekauftes halt !!). Nieren. Schafsaugen. Känguruhoden. Also doch schon einiges …

10. Immer wieder
Alles italienische, wie bereits erwähnt. Mit Kindern gehören Nudeln ohnehin beinahe zum täglichen Brot!

11. Ãœberraschend gut
war das Essen aus dem scheinbar siffigen Warong auf Bali, von dem wir dachten, unter dem Wagen läge bestimmt Montezuma himself. Lecker, reichlich und 1st class authentisch. Und „Blaue Zipfel“, hierzulande die Geheimwaffe gegen Kater …

12. Ãœberraschend schlecht
Austern in einem Hotelrestaurant in meiner Heimatstadt, wo wir anlässlich einer nicht bestandenen Prüfung des MamS trotzdem feierten. Mag sein, dass sie so sein müssen, wie wir sie aßen, aber das glitschige Geschlürfe war unappetitlich und vom Hocker gehauen hat mich das Zeug auch nicht.

13. Für immer mein absolutes Lieblingsessen
gibt es nicht. Wer weiß, was ich noch vor die Futterluke bekomme! Durchaus hitverdächtig ist aber bis dato Lasagne. Meine eigene, wohlgemerkt. Und wenn ich im Auto sitze und der Magen knurrt, kann es durchaus sein, dass eine Packung Gelee-Bananen zu meinem Lieblingsessen avanciert …

14. Das beste Restaurant in dem ich je war?
Es gibt kein „bestes Restaurant“. Es gibt nur Köche, die ihr Handwerk verstehen und in dieser Sparte herrscht bekanntlich große Fluktuation. Wenn das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, der Service gut und die Toiletten sauber waren, ist das doch schon eine ganze Menge.

Wer möchte, darf die Fragen mitnehmen. Ich werfe generell nicht mit Stöcken, Ästen oder Keulen …

Der MamS isst speist diniert mit Kollegen heute hier und ich bin gespannt, was er erzählt, handelt es sich doch um ein typisches Touristenlokal wo, so hoffe ich, wenigstens nur die Preise ziemlich heftig gesalzen sind …

Euch einen formidablen Abend wünscht
moggadodde

Tausendundeine Nacht

Nach mexikanischem Essen stand uns heute der Sinn und für die hausgemachte Guacamole ist Korianderkraut unverzichtbar. Die einzige, als sicher bekannte Korianderkraut-Quelle ist ein Gemüsestand am unteren Markt, der naturgemäß mitten in der Stadt liegt. Bei den unglaublichen Parkgebühren, die die dortige Tiefgaragen-Connection verlangt, könnte ich mir allerdings beinahe ein Pfund weißer Trüffel kaufen, deshalb versuchten wir unser Glück in einem peripher gelegenen Supermarkt, wo ich mir tatsächlich das einzig vorhandene Töpfchen krallen konnte.
Glücklich mit meinem Kräutertopf schlenderte ich Richtung Kassenzone, als ich einem traurig blickenden Mohr begegnete, der mir stumm ein Tablett mit Schokoladenstückchen unter die Nase hielt. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass der Mohr eine Frau war, mit braun geschminktem Gesicht und genau so

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gekleidet, nur dass der rot-blaue Turban im Verhältnis noch größer war. Die Dame war auf Promotionstour für die Schokoladenfirma, die den Mohr auf ihrer Verpackung trägt. Ich nahm ein Stück von der Schokolade, lächelte sie an und bedankte mich. Sie schlurfte weiter, denn mit den riesigen Schuhen, groß wie die eines Clowns und an den Spitzen grotesk nach oben gebogen, konnte sie nicht richtig gehen. Diese Begegnung machte mich nachdenklich und ich fragte mich, ob ich, um ein paar mickrige Kröten zu machen, mich als Mohr verkleiden und diesen unglaublichen Schuhen durch einen Supermarkt streifen würde, um die Kunden zum Kauf von ebendieser Schokolade zu animieren. Was würde ich tun, wenn ein ungezogenes Balg Grimassen schneidend an meiner Ballonhose rupft und mich einen „blöden Neger“ ruft? Was, wenn ich Bekannten in meinem bunten Aufzug über den Weg schlurfe und sie sich schenkelklopfend über meinen monströsen Turban amüsieren? Was, wenn mich der über die Mohren wachende Obermotz vor der umherstehenden Kundschaft wegen meiner in Anbetracht der Situation hängenden Mundwinkel rundmacht? Würde ich mich soweit herablassen können, in ein groteskes Clownskostüm gewandet den gehetzten Menschen pappige Schokolade aufzudrängen? Nein, so kam ich zum Ergebnis, ich könnte es, so glaube ich momentan jedenfalls, nicht, ich würde es nicht über mich bringen, in diese Verkleidung zu schlüpfen.

Ich machte kehrt, kreuzte wie zufällig nochmals den Weg der Frau und schaute direkt in ihre traurigen Augen. Ich nahm nochmals ein Stück der zuckersüßen Schokolade, lobte deren kräftigen Geschmack und wünschte der traurigen Mohrfrau ausdrücklich und absolut ehrlich gemeint ein schönes Wochenende.

Für mich wäre die Arbeit als Teilzeit-Mohr ohnehin ein kurzes Vergnügen. Beim ersten, schiefen Blick auf meine Maskerade, beim ersten abschätzigen Wort, das meine roten Ohren unter dem bunten Turban erreichte, würde ich wahrscheinlich alle Kraft einer erniedrigten Frau aufbringen und den respektlosen Flachwichser in die Feinkostabteilung befördern, und zwar auf dem Luftweg. So hoffe ich inständig, dass ich niemals in die Verlegenheit kommen werde, mich auch nur ansatzweise mit dem Gedanken an eine solche Tätigkeit beschäftigen zu müssen …

Euch eine traumhafte Nacht wünscht
moggadodde

Spassiba und Tschüss!

Was für ein schickes Restaurant! Sparsam und sehr modern möbliert mit teuren, dunklen, gepolsterten Lederstühlen, einem ochsenblutrot gehaltenen Ausschankbereich und schweren, dunklen Samtvorhängen erinnerte es mich eher an die Bar eines vornehmen, russischen Hotels. Der Fliesenboden war geschickt gewählt, sah auf den ersten Blick aus wie Linoleum und fügte sich als perfekter Kontrast in das ansonsten sehr moderne Ambiente. Ein kaukasisches Restaurant habe ich mir eher schwülstig und opulent ausgestattet vorgestellt, mit üppig geformter Babuschka in einer geblümten Schürze und einem runzligen Großväterchen, dem ein Pfeifchen im Mundwinkel steckt und der lächelnd das bunte und laute Treiben um ihn herum beobachtet. Als wir das ansonsten leere Lokal betraten (eröffnet vor vier Wochen!) saßen zwei Frauen mit einem Mann im T-Shirt an den hinteren Plätzen. Der Mann musste der Koch sein und war vom Tagwerk wohl ziemlich erschöpft, denn er lag er mit dem Oberkörper auf dem Tisch. Eine der Damen brachte die Karte, die für meinen Geschmack angenehm übersichtlich war; ich mag es nicht sonderlich, 15 Seiten Speisekarte durchforsten zu müssen, denn die Zutaten für so viele verschiedene Gerichte können unmöglich alle frisch sein.
Wie orderten „Lobio“, einen Salat aus roten Kidney-Bohnen mit Kräutern, Zwiebeln und Oliven, sowie „Assorti“, Variationen von verschieden gewürztem Rindfleisch, das getrocknet in hauchdünnen Scheiben mit hauchdünnen Fladen gereicht wurde. Als Hauptgericht wählten wir „Khorowatz“ vom Schwein mit einer Soße aus Tomaten, etwas Chili, Joghurt und Koriander sowie gegrillten Kartoffeln und „Kjabab“ vom Lamm mit einer Soße aus Pflaumen, ebenfalls mit Kartoffeln. Den gemischten Salat „Erevan“ hatte die hübsche Russin (Armenien, Georgien?) vergessen, aber meine Portion „Khorowatz“ war genug. Es handelte sich hierbei um Fleischbrocken, nicht besonders zart und recht durchwachsen, die ebenso wie „Kjabab“, das nicht nur vom Namen her dem türkischen Kebap ähnelt, auf Lavasteinen zubereitet wird. Tatsächlich findet sich in allen Gerichten ein leichter Knoblauchtouch, Koriander, Zwiebeln und viel Kraut, vornehmlich rot, ist offenbar obligat. Schwer, fett und dauerhaft in den Gedärmen kreisend, das ist das Fazit, das ich aus dem Kaukasus für heute mitnehme, jedenfalls ist dies keine Kost, die ich mir des öfteren einverleiben müsste, zumal die auf der Karte befindlichen „Schweinefüße in Marinade“ sich auch als „Mzwadchali“ nicht viel besser anhören.
Beim Abräumen der Teller fragte die Dame im kleinen Schwarzen das übliche „Hat geschmeckt, war genug?“ und der MamS antwortete freundlich und ehrlich, dass es sehr gut geschmeckt habe, er (der ordentliche Portionen schätzt) aber nochmal zwei Kjabab vertragen könnte, was sie jedoch geflissentlich und leise lächelnd überhörte.

Der MamS und ich haben Wetten laufen, wie lange sich dieses Lokal inmitten einer bürgerlichen Umgebung ohne überwiegende Migrantenbevölkerung in der ohnehin konservativen Bischofsstadt wohl halten wird. Sicher sind wir uns beide: Lange wird es nicht dauern, bis sich die Pforten zur Erlangung einer Menge kaukasischen Hüftgoldes wieder schließen werden. Als wir nach zwei Stunden das Lokal verließen, waren wir noch immer die einzigen Gäste …

Aus gegebenem Anlass heute mal wieder ein

Fremdwort des Tages,

karminativ

was „blähungstreibend“ bedeutet und was den heutigen Abend treffend umschreibt:
Die kaukasische Küche kommt reichlich karminativ daher …

Euch einen wohlriechenden Abend wünscht

moggadodde

Neuland

An jeder Ecke fällt man über Italiener, Griechen, Türken und Thais, wir werden uns auf kulinarisches Neuland begeben: Der MamS und ich werden heute Abend kaukasisch essen gehen, auf Empfehlung des Vaters der „armenischen Wand“ in unserer U9-Fußballmannschaft. „Musssst du sssage, dassss du kommme von Johannes“ legte er uns ans Herz. „Duuu wills niiie merrr was ander esse“ so seine Prophezeiung. Ich werde berichten und vielleicht kann ich den MamS sogar dazu erwärmen, die lukullischen Köstlichkeiten, die ich erwarte und die hoffentlich nicht nur aus Knoblauchsoße bestehen, bildlich festzuhalten und euch so teilhaben zu lassen.

Geschwächt durch immensen Blutverlust durch einen virtuos gesetzten Schnitt mit dem Teppichmesser in meinen linken Daumen bin ich vorerst zum Verfassen eines sinnvollen Eintrags leider nicht in der Lage.
Jedoch stelle ich mein allererstes Foto heute, anlässlich des 1. Dezember vor mit dem Titel „Hank wird von einem Elch geknutscht“.

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Euch einen genussvollen Tag wünscht
moggadodde