Das goldene Phantom, der seit Wochen in aller Munde und Köpfe herumgeisternde, ominöse Mr. Jack Pot, hat endlich, endlich den Hut gelupft und gefühlte Myriaden Euronen in den dankbaren Schlund wahrscheinlich eines einzigen Glücksritters aus NRW gestopft. Was man mit einem derartigen Kohlenberg alles anstellen könnte! Baufällige Brücken restaurieren, neue Brücken bauen, Regenwälder aufforsten, den Mond besiedeln, ach, was sage ich, das ganze Universum gehörte mir! Nun lebe ich leider in Bayern und bin daher definitiv nicht der Glückspilz, der von der Mehrzahl der Mitbürger grün vor Neid fieberhaft gesucht wird. Wenn ich gewonnen hätte, würde ich dem MamS ein neues Gebiss kaufen.
Trotz peinlich penibler Zahnpflege, die er eisern im empfohlenen Umfang verrichtet, hat er äußerst brüchige Beißer. Zeit seines Lebens putzt er sorgfältig von rot nach weiß und weiß nach rot, vernachlässigt weder das empfindliche Zahnfleisch noch die versteckten Weisheitszähne und unterschreitet auch nur in absoluten Ausnahmefällen die vorgeschriebene Putzdauer. Trotzdem danken es ihm die kleinen, miesen Drecksäcke von Zähnen nicht. Sie zerbrechen auch bei ordnungsgemäßer Benutzung wie eine gefrorene Bierflasche und ohne den Dentisten seines Vertrauens über Gebühr und den grünen Klee zu loben: Ohne diesen sähe die Futterluke des MamS aus wie das Forum romanum. Und zwar in der Gegenwart.
Wohl alle Kassenpatienten könnten eine traurige Geschichte über die Verschlimmbesserung des Gesundheitssystems erzählen, doch eines ist geblieben: Der gute, alte Heil- und Kostenplan. Zwar ist in diesem Namen das Wörtchen „Heil“ zuerst genannt, doch der gewichtigere Teil dieser dicken Nachricht lautet „Kostenplan“ und das nicht zu Unrecht. Zwei Lücken in Ober- und Unterkiefer, die zwei mittlerweile entfernte Zahnleichname hinterlassen haben, wollen gestopft werden und reißen wiederum eine nicht unerhebliche Lücke in unser Portemonnee. Die Füllung der Leerräume mittels Implantaten, vom Dentisten kurzzeitig als Lösung genannt, schlug sich der MamS aufgrund der immensen Kosten schneller aus dem Kopf als ein Bohrer Umdrehungen hat. Nun wird also im Unterkiefer eine Brücke gebaut und im Oberkiefer eine Teilkrone installiert, Summa summarum schlappe 700 Euro Eigenanteil für echte deutsche Wertarbeit, weil der MamS sich standhaft weigert, ins nahe Ungarn zu reisen, um sich dort von hübschen, slawisch aussehenden Schwestern in blütenweißen, raschelnden Kitteln einige Tage bemuttern zu lassen, die zwar kein deutsches Wort aber sicher ihr Handwerk verstehen. Eine weitere, billigere Möglichkeit wäre die Fertigung der Ersatzteile im Mutterland der Zahntechnik, in China, erforderlich wäre in diesem Fall lediglich ein Pit-Stop bei McZahn in Krefeld, wo der Einbau schon im Mund ist, bevor der MamS einmal BigMac gesagt hat.
Aber nein. Old fashioned ist der MamS, besteht auf inländische Fertigung der zu erstellenden Prothesen sowie Einbringung vor Ort von einem niedergelassenen Dentisten mit langjähriger Berufserfahrung. Keinen Mumm in den Knochen der MamS, um neue innovative Wege der Zahnmedizin zu gehen, losgelöst von den verknöcherten, verschimmelten Methoden, die ein Heidengeld kosten und nicht zwingend besser sein müssen …
Nein, Halt, Scherz beiseite. Natürlich soll dem MamS die bestmögliche Behandlung angedeihen, Qualität hat schließlich noch immer ihren Preis und gerade bei ihm als baufälligem Problempatienten ist eine mögliche Reklamation bei seiner Dentisten-Uschi schnell behoben.
Den ersten Teil der Behandlung hat er nun heute hinter sich gebracht und lag zunächst leidend wegen dreier anästhetischer Injektionen auf dem Sofa. Eine offenbar wundersame Genesung fand statt, denn inzwischen konnte er sogar das Endstück vom Hackbraten verzehren. Ich tauge halt einfach nicht zur Krankenschwester.
Jammern ob der zu schulternden Kosten hilft aber hier nicht. So müssen wir eben ohne Lottogewinn zwei neue Brücken bauen, auch wenn sie nur im Mund des MamS zu besichtigen sind …
Euch eine bissige Nacht wünscht
moggadodde