Nach 8 Wochen war es allerhöchste Zeit, dem Salon „Zum doppelten Lottchen“ meinen Besuch abzustatten. Die Chefcoiffeuse ist eine recht geschwätzige gesprächige Dame und so überfiel sie mich am frühen Morgen mit einer umfangreichen Kollektion von möglichen Stylingvariationen. „Kirsche“, die Farbe meiner heutigen Wahl, ist auf meiner selbigen nun eigentlich eher weniger zu sehen, ich sehe eher ein dunkles Kupferdach, durchzogen von gottlob feinen, hellen Strähnen. Sehr gewöhnungsbedürftig die Creation und wenn ich vor dem Spiegel den Kopf neige, sehe ich aus wie Stefan Effenberg 1994. Gut, ganz so schlimm ist es nicht, aber ihr wisst, welch ein inniges, fast obsessives Verhältnis Frauen zum eigenen Haar haben. Möglich, dass ich mich daran gewöhne, wenn nicht, wird umgefärbt. Punkt.
Außerdem habe ich Katakomben-Dienst mit der Kollegin ohne Off-Knopf getauscht und muss deshalb erst morgen einrücken. Darum ist auch mein innerer Kalender völlig durcheinander geraten und ich denke schon den ganzen Tag, heute sei Freitag.
Mein Interesse hat heute auch der Deutsche Sprachrat erregt, der eine internationale Ausschreibung initiierte, um die schönsten Beispiele der „Wörterwanderung“ zu finden; dort liegen bereits gut 6000 Zuschriften aus fast 70 Ländern vor. Das Wörtchen „kaputt“ i.S. von „erschöpft“ findet sich so z.B. im Suaheli, das in Tansania und Kenia gesprochen wird, während „istdasso“ in Nigeria zum geflügelten Sprachschatz gehört. In Finnland gibt es „kaffipausii“ und in Albanien „shnicel“, in Norden sagt man „vorspiel“ und „nachspiel“, allerdings nicht im hierzulande gebräuchlichen Sinn, sondern so bezeichnen die Norweger den Alkoholkonsum vor und nach einem gesellschaftlichen Ereignis, vergleichbar dem „Vorglüher“ und „Absacker“ hierzulande. Der hierzulande in aller Munde liegende „Orgasmus“ (griechisch-neulateinisch) hat den Durchbruch bis nach Japan geschafft, wo daraus ein niedlicher „orogasumusu“ wird.
Wenn der deutschen Bevölkerung also schon das nötige Kapital abgeht, selbst durch die Welt zu reisen, schickt sie zumindest ihre deutsche Sprache um den Globus, was so verkehrt nicht ist, bleibt den Bewohnern der fremden Lande doch auf diesem Weg der Tennissocken tragende Sandalentourist erspart.
Vernachlässigt wird allerdings neben der aufwändigen Suche nach deutschen Worten im Sprachgebrauch fremder Länder die eigene Haustür, vor der zunächst einmal ordentlich gekehrt werden müsste, siehe z.B.
Das
bezeichnet das Imitieren z.B. durch Touristen, die auf einer Reise so tun, als seien sie Einheimische, (was ich im Italienurlaub mit meinen Eltern auch immer versuchte, aber da war ich 10), sehr peinlich das.
Meine Glückwünsche gehen heute in die bayerische Landeshauptstadt, wo Edmund S. seinen 65. Geburtstag begeht, nach seinem Rohrkrepierer hinsichtlich des Umzugs nach Berlin soll er seiner ehemaligen Popularität ja immer noch deutlich hinterher hinken, heißt es. Eine pompöse Party, wie bei seinem 60. (da gab’s auch eine Bikinischönheit in der Torte) ist nicht geplant, wird berichtet, doch werden heute immerhin 400 Freibiergesichter im Landtag erwartet. Bei vorsichtigen Schätzungen meinerseits hinsichtlich der Kosten der Sause des Landesvaters kommen immerhin so an die 20.000 Flocken zusammen, wenn man das Gedeck pro Gast höchst zurückhaltend mit ca. 50,00 € kalkuliert, was in München eventtechnisch ja eher ein Schnäppchen sein dürfte – und da bleibt mir als Abgaben leistende Untertanin schon ein wenig die mittägliche Gulaschsuppe im Hals stecken. Immerhin habe ich auch geblecht, aber eingeladen bin ich nicht.
Der englische Historiker Norman Stone hat Herrn Stoiber übrigens mal gesteckt, dass er denke, dass „der Bayer ja eine Kreuzung zwischen Österreicher und Mensch“ sei. Scheint es schlauer Typ zu sein, dieser Stone …
Euch einen schmackhaften Tag wünscht
moggadodde