Gib mich die Kirsche!

Einer erfreulichen Ausnahme in der viel gerügten Servicewüsten-Landschaft begegnete ich eben an der Fleisch-/Wurst-/Käsetheke im Edeka. Während in einem Supermarkt in der Regel unlustig gestimmte Laienkräfte meine nicht schwer zu befriedigenden fleischlichen Gelüste nur widerwillig und wortkarg befriedigen, schob heute eine Fachverkäuferin Dienst, die diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient. Befragt zu den ausliegenden Salamisorten gab sie freundlich (aber nicht schleimig), umfassend, kompetent und – das schätze ich besonders – in grammatikalisch korrekten, vollständigen Sätzen erschöpfend Auskunft. Auch kompliziertere Redewendungen wie „fein würzig“, „aus reinem Putenfleisch, ohne jeglichen Anteil von Schwein oder Rind“ bzw. „dezent mit Paprikaflocken“ kullerten ihr aus dem Mund und ohne darum gebeten zu haben schob sie ein Versucherle einer uns gerade nicht geläufigen Sorte über den Tresen. Da nimmt die erstaunte Kundin doch gleich mal 50 Grämmchen mehr … gefickt eingeschädelt, sachichma, aber so viel positiver Einsatz muss unterstützt werden!

Der Bundesliga-Start hat sich ganz unbemerkt an mir vorbei geschlichen, gehört habe ich lediglich, dass die Bayern (natürlich) wieder gewonnen haben, aber die BuLi interessiert mich sowieso nur am Rande. Umso gespannter bin ich auf das heutige Trainer-Debüt der Frisur (Jogi – was für ein bescheuerter Spitzname – Löw) gegen Schweden. Ihr habt ja sicherlich bemerkt, dass ich mich in bescheidenem Umfang als Fußball-Fan-chen bezeichne, deshalb komme ich nicht umhin, dem interessierten Publikum die Soccergirlz ans Herz zu legen, eine Seite, auf der der Fußball aus Frauensicht (und trotzdem sachkundig) betrachtet wird, mit dem Schwerpunkt auf Klatsch und Tratsch aus dem Umfeld der darstellenden Fußwerker sowie perfekt rasierten Beinen, knackigen Spielerpopos oder makellosen Sixpacks, die mit vielen, brillanten Bildern erschöpfend dokumentiert werden. Weil wir gerade beim Thema sind: Ich als Frau gebe hier gerne den ultimativen Lesetipp in Sachen Fußball an die interessierte Leserschaft weiter. Vergesst bloß den „Kicker“ und die „Sport-Bild“ könnt ihr sowieso in die Tonne treten. DAS Magazin für Fußball-Kultur und die Zeitschrift, bei der ich ein Abonnement ernsthaft in Erwägung ziehe heißt: „11 Freunde“, erhältlich im etwas besser sortierten Kiosk Eures Vertrauens mit hervorragend recherchierten Hintergrundberichten jenseits von Bratwurst und Büchsenbier. Nächstes must-have und im Lucky-Strike-Shop entdeckt:

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Fußmatte im Rasen-Design!

Ach, warum ist nicht immer WM …
Oh, und hier noch ein Nachtrag: Heul doch, Beckham! Hat dich dein neuer Chef Steve McClaren doch kalt lächelnd abserviert, weil du nicht mehr ins Konzept passt, zu langsam bist und dem Boß wegen deiner familiären Eskapaden an der Seite deiner unsäglichen Tussi Angetrauten auf die Nüsse gehst. So ist das wahre Leben, Becks. Welcome to reality!

So und jetzt guck ich …
Auf die Sportskameradschaft ein dreifaches Hipphipp – Hurra!

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Kegeln ist cool!

Ein, trotz des verdrießlichen Anfangs wunderbarer Tag ist vorbei. Mit 12 Personen belegten wir die zwei Kegelbahnen für zwei Stunden und bezahlten schlappe 12 Euros. Getränke und Verpflegung brachten wir selbst mit, somit ist das Kegeln auf den hiesigen, zugegebenermaßen etwas buckligen Bahnen ein durchaus erschwingliches Vergnügen und das Etablissement wird mit Sicherheit noch des Öfteren frequentiert werden (wenn ich bedenke, dass wir in der letzten Woche für ein lumpiges Frühstück für zwei Personen 15 Teuro gezahlt haben, kann ich nur den Kopf schütteln). Einen mordsmäßigen Spaß hatten alle Beteiligten, wobei sich natürlich die beiden Platzhirsche Schwager Manni und der MamS durch übereifrige, teilweise wettbewerbswidrige Aktionen hervortaten, aus blanker Furcht, schlechter abzuschneiden als der andere. Trotz einiger Null-Runden, ehrlich gesagt nicht nur der Kinder, war es eine rundum gelungene Angelegenheit, die bald wiederholt wird. Es ist kaum zu glauben, aber die SONNE ließ sich tatsächlich erweichen, zeigte sich als willkommene Begleitung beim anschließenden BBQ und wir konnten die alkoholische Verdauungsunterstützung sogar IN DER SONNE sitzend zu uns nehmen, die dann leider schon gegen 20.00 Uhr hinter den Baumwipfeln am Horizont versank … Schöö wars …

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„Sich einbringen“ …

… ist auch so ein grauenvolles Produkt der Kategorie peinliches Bildungsbürgertum.
Es heißt nicht mehr: „Hallo, Frau moggadodde, wir brauchen noch einen Kuchen fürs Schulfest. Können Sie einen mitbringen?“. Heutzutage ist es hip, die Sentenz „Es wäre schön, wenn sie sich hier einbringen könnten“, in den Äther zu pusten. Für meine Ohren impliziert dieser Satz schon den versteckten Vorwurf, als soziologisch unbrauchbar zu gelten, verwehrt frau dem Elternbeirat das Vergnügen einer Donauwelle oder Bienenstichs. Vielleicht habe ich einfach keinen Bock. Oder keine Zeit. Oder ich bin im Kuchenbacken eine Null. Aber nein, ich wollte mich dann „nicht einbringen“ , verweigere mich der frohlockenden Gemeinschaft der schürzenbewehrten, rotbäckigen Muttis, die mit stolzgeschwelltem Busen und Mehlstaub im Haar den letzten Schrei in Sachen Patisserie in der neuesten Tupper-Box zum Schulgebäude transportieren.

Wenn Dixie sich im Haushalt „nicht einbringt“, dann ist sie einfach eine faule Nuss. Wenn Hank sich in der Schule „nicht einbringt“, ist er einfach schüchtern. Wenn ich mich „nicht einbringe“, bin ich frigide. Wenn der MamS sich zuhause „einbringt“, dann saust er vorzugsweise mit dem Hoover durch die Wohnung. Nennt doch einfach die Dinge beim Namen und zieht euch nicht auf das überhebliche, durchsichtige Bollwerk gekünstelter Phrasen zurück, verdammt!

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Jetzt erst recht!

Im bayerischen Raum wird heute der Feiertag „Maria Himmelfahrt“ begangen. Zu den größten Ungerechtigkeiten unserer Zeit gehört allerdings, dass nur in überwiegend von Katholen bevölkerten Gemeinden dieser freie Tag genossen werden kann. Das hiesige Fleckchen Erde, landesgrenzentechnisch zu Bayern gehörig und im äußersten nordwestlichen Zipfel des Freistaats versteckt, hat ganz einfach Schwein gehabt und feiert heute, während 30 Kilometer weiter in einigen Evangelen-Enklaven Frankens die ganz normale Dienstags-Betriebsamkeit herrscht. Die Bedeutung von M.H. habe ich erstmal nachschauen müssen, bisher war mir das eigentlich vollkommen schnuppe, Hauptsache frei, aber immerhin habe ich jetzt hier ja einen Bildungsauftrag … Bei „Ein Jahreskreis voll Leben“ heißt es hierzu:

„Bei diesem Fest geht es um den Köper und die Seele. Es ist ein sehr leibliches Fest, denn es besagt, dass Maria, die Mutter Jesu, am Ende ihres irdischen Lebens mit Leib (!) und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist. Ein Zustand, den viele Menschen heute mit aller Anstrengung zu erhalten suchen: fit, jung und schön bis ins hohe Alter. Um dann doch überrascht zu sein, dass das Leben irgendwann zu Ende ist!
Das Fest ‚Mariä Himmelfahrt’ fordert auf, sich mit dem eigenen Leib und der eigenen Seele zu befassen. Aber nicht, um jung, schön und unsterblich zu werden, sondern um immer mehr zu dem Menschen zu werden, an den Gott bei seinem Ruf ins Leben gedacht hat. ‚Werde, der du bist’, so sagt es ein alter Sinnspruch. Schönheit ist in jedem Menschen angelegt …“

Bildung Ende.

Dummerweise scheint der guten Mary heute eine Laus über die Leber gelaufen zu sein, ließ sie es doch zwinkernd zu, dass ich heute schon wieder vom plätschernden Geräusch dicker Regentropfen auf durchweichtem Kies geweckt wurde. Noch dümmer, dass wir ausgerechnet heute die Bude voll mit Leuten haben, die wir unvorsichtigerweise mitten im Sommer zum Grillen eingeladen haben. Welcher Depp kommt auch auf sowas! Nun verspürte ich kein gesteigertes Bedürfnis, mit 12 Leuten, davon 6 Kindern, den ganzen Nachmittag auf gut 90 Quadratmetern eingesperrt zu sein, ohne Option, unsere eigens hergerichteten Terrassen nutzen zu können, damit sich die Posse etwas verteilt. Nun fordert das Fest „M.H.“ ja auf, sich mit dem „eigenen Leib“ zu befassen, was nun ja auch recht zweideutig daherkommt. Ich interpretiere das für den Tag nun mal dahin, dass körperliche Ertüchtigung nicht das schlechteste ist und deshalb habe ich für heute Nachmittag die örtliche Kegelbahn klargefahren, wo sich alle austoben können. Gegrillt wird danach selbstverständlich trotzdem, wenn es sein muss mit Sonnen- als Regenschirm. Punkt. Bei Sonne kann schließlich jeder …

Hang-over

Passend zu meiner grenzdepressiven Stimmung heute entlässt der DVD-Player eine von Brüderchen heiß empfohlene, deutsche Filmproduktion, „Führer Ex“. In allzu drastischen Bildern wird die wechselhafte Beziehung zweier Freunde in der DDR und später nach der Wende aufgezeigt, vergleichbar mit den Verhältnissen bei „The Shawshank Redemption“ oder „Papillon“ aber um ein vielfaches brutaler und dabei leider absolut vorstellbar. Da musste ich mal dringend aussteigen …

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Ansonsten verbringe ich den Tag wie wohlig in Watte gebettet. Bei der gestrigen, gemeinsamen Geburtstagsfeier von F. und M. hat nicht nur die Endunterzeichnete üppig von den angebotenen alkoholischen Kaltgetränken genascht und musste den gesamten Vormittag und die Hälfte des Nachmittags dösend in waagerechter Position verbringen. Gesellschaft leistete mir ein hochfiebriger Hank mit beinahe 40 Grad Körpertemperatur, von dem ich heute noch keine 5 Worte hörte und der seinerseits überhaupt nicht aus der Waagerechten gekommen ist und auch wenn er sich auf seinen abgemagerten Spargelbeinen auf die Toilette schleppt ist sein treuer Freund, die Brechschüssel, dabei. Aber ist einer von der Sorte kranker Kinder, die nicht jammern oder ihr Pflegepersonal vorsätzlich mit absonderlichen Wünschen auf Trab halten. Er ist eher ein stiller Leider, was ich ihm hoch anrechne. Das bald unvermeidbare Zäpfchen werde ich ihm noch schmackhaft machen müssen …

Der seitens der Gastgeber aus Bielefeld mitgebrachte „Saure Paul“, der eigentlich gar nicht so viele Prozente hat, aber dafür einen absolut leckeren Limonengeschmack, hat mir etwas zu schaffen gemacht. Vorsorglich habe ich gleich einige Flaschen in der Fremde geordert …
So, ich kuschle mich jetzt wieder zu Hank ins Bett.

Ob verkatert oder nicht, allen Menschen eine wunderschöne Nacht wünscht
moggadodde