Alles wird gut

Mein Arzt hat gesagt, ich soll mich nicht aufregen. Leicht gesagt, verehrter Herr Medicus, haben Sie schon mal eine Webadresse gewechselt? Nein? Na, dann erübrigt sich jedes weitere Wort und Sie wissen überhaupt nicht, welche widrigen Winde mir im worldwide Webspace entgegenwehen! Bereits wiederholt muss ich die mich bewegenden Aperçus, die schon heute morgen meine Gehirnwindungen durchsegelten, der geneigten Leserschaft vorenthalten. Wenn ich unter Stress stehe, platzen die aufkeimenden Gedankengänge wie zu groß gewordene Seifenblasen und die Tatsache, dass die mich mit der Welt verbindende, virtuelle Nabelschnur wiederholt unsanft gekappt wurde, bringt mich so ganz allmählich an den Rand der Raserei.

Nun, ich kann nichts daran ändern, einzig mein der geliebte MamS und der wunderbare Weggefährte bt spenden Trost in diesen schlechten Zeiten und noch harre ich relativ gelassen der Dinge.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, beschloss ich, kurzfristig beim Friseur um einen Termin zu betteln. Nach nur kurzer Wartezeit schlug ich im Nachbarort bei einem der klassischen Coiffeurs auf, wo mich gleich das wohl vertraute Odeur von Ammoniak und Sauerstoffperoxyd in kongenialer Kombination mit der Kakophonie von brüllenden Föns und brummelnden Trockenhauben empfing. Gewickelte Ömchens (Lockenwickler meine ich hier) schlummerten auf den gepolsterten Stühlen, engagiertes, wuseliges Personal eilte zwischen der schläfrigen Kundschaft hin und her. Unter den Angestellten fand sich auch ein eineiiges Zwillingspärchen, das mich und meine verwirrte Psyche heute auf eine harte Probe stellte … Bei meinem allerliebsten, geliebten und verehrten Friseur meines Vertrauens hätte ich zum einen wohl erfolglos um einen solch kurzfristiges Date gebuhlt, zum anderen sind seine unbestritten erstklassigen Schneideleistungen trotzdem schlicht und ergreifend zu teuer. Ich darf hier verkünden, dass auch der Salon zum doppelten Lottchen sein Handwerk versteht, das Ergebnis auf dem wohlgeformten Haupt der moggadodde kann sich durchaus sehen lassen. Und über 20 Euronen billiger ist es dortselbst ebenfalls.

Dixie befindet sich schon wieder im namenlosen Kaff, wo Muddi mogga sie später freilich wieder abholen darf. Dem Vernehmen nach verlustiert man sich dort vornehmlich an gut bestückten Shishas und Suchtprävention ist nur eine meiner mütterlichen Spezialitäten, immerhin gehe ich hier mit wohl wirkendem, abschreckendem Beispiel glänzend voran.

Unserem Hank haben wir versprochen, dass er heute endlich den letzten Teil der Ringe anschauen darf. Nein, nicht Nibelungen, Tolkien liegt ihm eher.

Ich verabscheue mich für heute und wünsche einen schönen Abend

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Von Zahn- und Hüftgold …

In den Katakomben befiel mich heute ein allumfassender Urlaubsflash. Die Zeit verging so schnell wie noch nie und ich war überrascht, als schon die Pause anstand. Premiere hatte heute meine Kooperation mit Frau R., mit der ich während meiner inzwischen 4monatigen Tätigkeit noch nie das Vergnügen hatte. Sie hat ein östlich einzusortierendes Idiom, ehem. Jugoslawien oder was da so ist (in dieser Ecke kenne ich mich so überhaupt nicht aus!), trägt dunkelblaue Kittelschürze und statt zweier weißer, gelber, grauer, was weiß ich für Schneidezähne, blitzen aus R.’s Futterluke zwei güldene Beißer in der oberen Kauleiste. So etwas war meinen Augen bisher noch nicht untergekommen und ich musste mich sehr zusammenreißen, um ihr nicht pausenlos auf ihre Nuggets zu gucken. Vielleicht war das Einbringen von unverkleidetem Edelmetall bei Tito mal en vogue, in unseren Gefilden sieht das einfach nur grotesk aus und Gesundheitsreform hin und Eigenbeteiligung her, es gehört unbestritten ganz viel Mut dazu, mit derart goldigen Kauwerkzeugen Konversation zu betreiben.

Zur Feier des Umstandes, dass ich jetzt auch zwei Wochen Urlaub habe, wurde aushäusig gespeist. Hank, der ja mittlerweile des Lesens restlos mächtig ist, lässt sich mit Kinderkarte nicht mehr abspeisen. Ihm stand heute der Sinn nach Gnocchi. Hier muss ich unbedingt folgendes einwerfen: Es gibt immer noch Zeitgenossen, die meinen, auf polyglott präpariert zu sein und im Café vollmundig eine „Latte matschato“ bestellen und in der Pizzeria eine kuattro schtazioni, oder die von der Bäckereifachverkäuferin die Aushändigung eines „Packett“-brotes wünschen. Wenn ich mit meiner Lieblingsnachbarin B. beim Einkaufen bin und sie malträtiert meine Ohren, indem sie ein „Barkett“ bestellt, tritt bei mir unversehens der unangenehme Zustand des Fremdschämens ein. Ich bin bestrebt, ihr die richtige Aussprache näherzubringen, indem ich oft ein „Ich hätte auch gern ein Baguette“ über die Theke rufe, selbst wenn ich gar keins brauche, aber sie lernt es nicht. Hank wünschte sich also heute selbst gemachte Gniocchi (sprich: nniokki!) mit pomodori, mozzarella und speck. Der Kellner warf ein „Nein, das schmeckt dir nicht“ auf den Tisch, aber Hank, schlagfertig wie er ist, erwiderte, er möge alle diese Zutaten und er wolle diese Gniocchi. Sie schmeckten einfach nur göttlich und er schaffte beinahe alle, der MamS wählte Spaghetti mit Sardellen, Kapern und Oliven (jammi) und meine Wenigkeit orderte Cannelloni mit Spinat und Ricotta. Ein Gedicht, sage ich euch.

Meine Lieblingsnachbarin B. und ihre Familie sind eine regelrechte Chaostruppe. Seit einer Woche tönt der Hausherr, dass sie ab morgen für ein verlängertes Wochenende in die Lörracher Gegend düsen wollen. Die Suche nach einer Unterkunft hat jeder dem anderen überlassen und so ist heute Abend noch überhaupt nichts gebucht. Hilfesuchend schlug sie nun vorhin bei uns auf und ich suchte und suchte im Netz nach Betten für 5 Personen, was sich angesichts der ferialen Phase und der eingeschränkten finanziellen Mittel als hoffnungsloses Unterfangen herausstellte. Sie werden morgen ohne gesicherte Unterkunft losfahren und sehen, was sich vor Ort ergibt. Das wird ohne Zweifel ein teures Vergnügen …

Der MamS guckt Matrix. Carrie-Ann Moss ist soooo schön und Lawrence Fishburne sowieso. Und diese hautengen Lack- und Lederklamotten …

Das Fremdwort des Tages, saturiert,

bedeutet „zufrieden“, oder „gesättigt“. Ich bin heute aufs Höchste saturiert, darf ich hier bemerken. Zufrieden, weil ich den Katakomben 2 Wochen bezahlt fernbleiben darf und gesättigt, weil Pippo, der Pizzaiolo unseres Vertrauens, heute seine formidable Kochkunst aufblitzen ließ …

Ich wünsche eine saturierte Nacht …

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Ein Königreich für ein Bett

Dienstag, kurz nach 6 Uhr MESZ. Die Frisur sitzt eher suboptimal. Noch ist die Temperatur erträglich. Alles ist ruhig. Die Nacht war schlaflos, weil the Voice sich Mühe gab, leise zu sein. Um 2.00 Uhr schnupperte ich Nikotinschwaden durchs offene Fenster hereinwabern und beauftrage den MamS, mit the Voice einige Takte über das Nichtrauchen im Haus zu quatschen. Außerdem hat er seine Kippe auf die Windschutzscheibe vom BMW des Schönlings unter uns geschnippt. Oh, ich bin so müde. Alle schlafen. Ich gehe jetzt in die Katakomben und werde mein Bestes geben … mich

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A long, cruel summer

Während meine Wäsche auf dem Trockenständer draußen nach einem phänomenalen Regenguss traurig tropfnass vor sich hin plätschert, der MamS ein Nickerchen auf der Chaiselongue hält und die Frucht seiner Lenden aushäusiger Vergnügung frönt, nutze ich die Gelegenheit Dank zu sagen. Sicherlich ist euch nicht entgangen, dass sich hier bei der moggadodde einiges getan hat. Ihr wißt, ich bin eine technische Nulpe und so musste ich mir Hilfe bei meinem ganz persönlichen Multimedia-Messias holen, der hier wirklich ganze und gute Arbeit geleistet hat. Keine aufkommende Übelkeit beim Betrachten meiner geistigen Ergüsse droht den geneigten Leser zu überkommen, nachdem der große bt hier in Windeseile aktiv wurde. Er hat meinen Salon hier nach Wunsch eingerichtet, sich die Nacht um die Ohren geschlagen, damit ich mich nicht noch weiter blamiere. Lieber bt, hier nochmals ganz öffentlich und vor versammeltem Publikum:

Hab vielen Dank für deine uneigennützige, unglaublich schnelle, unkonventionelle und umwerfende Umtriebigkeit, getragen von ungebrochenem Optimismus in meine geistigen Fähigkeiten.
Ich bin auf der Suche nach einer adäquaten Dankesgabe und habe auch schon etwas vor meinem geistigen Auge …

Ansonsten darf ich anmerken, es verspricht liebestechnisch bei Dixie ein recht heißer Sommer zu werden. Als ich sie gestern von einem neuen Objekt der Begierde (der Querkappenträger von Samstag war offenbar nicht das/der Richtige) im aufkommenden Gewittersturm abholte, versuchte sie mich zu überrumpeln und wünschte, dass der junge Mann bei uns sein Nachtlager aufschlägt. Da war sie bei mir selbstverständlich an der falschen Adresse und ich verbeschied den Antrag abschlägig, weil zunächst eine umfassende Säuberungsaktion ihres Zimmers vorzunehmen war. Ich fürchtete, der Junge holt sich bei einer Ãœbernachtung hier bei ihr die galoppierende Krätze oder durch Ekel hervorgerufenen Herpes s. und stellte eine Genehmigung für heute in Aussicht. Ihr hättet sehen sollen, wie sie mit Staubsauger und Lappen bewaffnet durch ihr Zimmer sauste! Welche Unsäglichkeiten sie zutage förderte, erzähle ich hier lieber nicht. Der Neue ist ein hochsympathisches Bürschchen mit einer für dieses Alter schon unglaublich sonoren Bassstimme. Ich habe ja früher schon erzählt, dass ich auf solche Timbres total abfahre (Glenn Frey ist auch so einer, nachzulesen im myblog-Eintrag vom 27.05.), mit seinen 14 Jahren scheint er die schreckliche Mutationsphase bereits hinter sich gelassen zu haben. Als ich gestern in seinen Gefilden anrief, um die Abholmodalitäten zu besprechen, hielt ich ihn für seinen Vater … The Voice übernachtet also heute bei uns, was mir hinsichtlich der zur Debatte stehenden Aufsichtspflicht sehr entgegen kommt.

Der MamS begeht heute den ersten Tag seines 3wöchigen Jahresurlaubs, d.h. er bringt hier mit seiner Reinlichkeitsmanie und seinen Sauberkeitsanforderungen alles und alle aus dem Konzept. Wiederholt musste ich ihn heute morgen schon daran erinnern, dass es sich bei den hiesigen Hallen nicht um das Deutsche Museum handelt, sondern ich hier auch noch zu leben gedenke. Und zwar leben ohne fortwährendes Staubsaugergetöse und den Duft von Frosch-Reiniger in den Nüstern. Wir müssen uns erst daran gewöhnen, einige Wochen hier zusammen nicht nur das Bett, sondern auch die Unterkunft zu teilen … Heiße Wochen, nicht nur für Dixie sondern auch für uns. Ich darf mich morgen gottlob in die Katakomben absentieren …

Das Fremdwort des Tages lautet Amönität,

das bedeutet „Lieblichkeit“ i.S. von Anmut. Nun, eine gewisse Amönität scheine ich meiner Tochter, trotz ihres zeitweise ungehobelten Verhaltens, nicht absprechen zu können. Sonst würden sich die Kandidaten hier nicht derart die Klinke in die Hand geben …

Schöntachnoch
moggadodde

Not another Tequila Sunrise …

Schätzungsweise 368 Caipirinhas, gefühlt allerdings einige Tausend, habe ich gestern über den Pass geschickt. Vom Zerquetschen der Limetten präsentiert sich eine hübsche Blase auf meiner Handinnenfläche und durch die fortwährende Zwangshaltung zeigt sich mein Nacken mit schmerzhafter Bewegungseinschränkung. Wahre Menschenmassen drängelten sich gestern auf dem Sportplatzgelände und mit der einfachen Zubereitung des Caipirinha hatte ich, Stößelblase hin oder Nackenschmerzen her, noch ein sehr gutes Los gezogen. Die harten „Touchdowns“ waren in der Zubereitung wesentlich aufwändiger, mauserten sich wieder zum Verkaufsschlager in der Cocktailbar und nicht weniger als drei Bartender waren vonnöten, die gierigen, meist juvenilen Mäuler trinktechnisch zu befriedigen.

Mit einem solchen Ansturm war, obwohl es die dritte Veranstaltung dieser Art im hiesigen Kaff war, nicht gerechnet worden und wir mixten und quetschten und schütteten und schufteten bis gegen 3.00 Uhr der DJ endlich ein Einsehen hatte und den Verstärker schrottete. Erst dann wankten die gut gefüllten Gestalten gen Ausgang. Wie bereits erwähnt, handelte es sich um ein sehr junges Publikum und es ist eigentlich eine bedauerliche Tatsache, dass sich mit Besäufnis-Events immer noch der beste Umsatz erzielen lässt. So stand plötzlich ein Trio vor mir, mit verdächtig geweiteten Pupillen und friedlichem, fast heiteren Gemütszustand, einer davon mit freiem, unbehaarten und nicht sehr muskulösem Oberkörper, Kumpels hätten sich einen Jokus gemacht und sein Shirt hing tropfend aus dem Hosenbund. Ob ich denn ein Hemd für ihn hätte. Ich fragte ihn, ob das hier wie ein Bekleidungshaus aussehe und wenn ich Frau Wöhrl wäre, stünde ich bestimmt nicht hier aber er ließ nicht locker und wollte mein T-Shirt und ich sagte ihm, wenn er es in einer halben Stunde schaffe, sich Brüste wachsen zu lassen, überließe ich es ihm sehr gern. Wir lachten und ich entließ ihn mit den Worten, er solle hier nicht so den Warmduscher geben. Immerhin habe es noch knappe 20 Gräder und er wolle mir hier doch nicht ernsthaft erzählen, dass er friere. Alkoholleichen konnte ich auch gegen 4.00 Uhr noch keine ausmachen, vielleicht hatten sie sich aber zum Sterben auch nur in den benachbarten Wald zurückgezogen. Mir egal. Ich war müde und klebrig von braunem Zucker und Schnaps und wenn ich nicht in stetiger Bewegung gewesen wäre, hätte ich einen vortrefflichen Nährboden für Insekten jeglicher Gattung abgegeben.

Ach, und die Katakomben waren ebenfalls vertreten in Form einer jungen Dame, die mir frenetisch zuwinkte, derer ich mich aber nicht entsinnen konnte. Sie arbeitet im Marketing und war schuld daran, dass ich heute nach träumte, man hätte mich am letzten Tag meiner Probezeit aus den Katakomben geschmissen. In meinem Traum habe ich bitterlich geweint und wegen fortdauernden, störenden Stöhnens hat mich der MamS schließlich geweckt. Das lief also finanztechnisch im oberen Bereich gestern und vielleicht bekommen wir auf unser ansonsten mehr als lausiges Sportgelände endlich mal verschlossene (d.h. mit vier Wänden drumherum und einem Dach) Umkleideräume, damit sich die angereisten Fußballer nicht weiterhin sommers wie winters in wackligen, windigen Bretterbuden ihrer Kleidung entledigen müssen. Jeder andere, pissnelkige Provinzverein hat Umkleideräume, vielleicht sogar mit Duschen. Echt erbärmlich ist das hier! Soccer experience mit einem Hauch Abenteuer, denn die Buden sind steinalt und sehen recht instabil aus. Kommt zu uns und erlebt den Fußball neu! Umziehen nahezu im Freien auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und klamme Klamotten oder steif gefrorene Socken nach dem Match! Unter Umständen können auch gierige Blicke weiblicher Zaungäste mit bestellt werden! Beheizte Umkleiden sind nur für verweichlichte Softballspieler. Kerniger, waschechter und brettharter Fußball wie vor 50 Jahren. Nur bei uns buchbar … Schon wieder ein neuer Trend. Ich sollte den Beruf wechseln …

Das Fremdwort des Tages, Causeuse

bezeichnet denn auch eine unbekümmert-munter plaudernde Frau. Causeuse umschreibt aber auch ein „kleines Sofa“. Die Franzosen wieder …

Schönen Sonntag noch wünscht
moggadodde

Ach und noch was: Die Eagles haben selbst wohl niemals so exzessiv Cocktails gemixt, sonst hätte der Song wohl eher so begonnen:

Not another Tequila Sunrise,
it’s terrible late and I wanna go home
– cause I feel every bone …