Noch dreieinhalb Stunden bis zum Anpfiff der Anpfiffe und ich muss zugeben, ein bisschen Spannung stellt sich ja schon ein. Den Weltmeistertitel würde ich den Jogijungs ja schon gönnen, so unbekannterweise, auch wenn die Buntjournaille in den letzten Wochen nicht müde wurde, uns auch jedes klitzekleines Informationsatom aus dem Leben der Nationalmannschaft auszugraben. Mag sein, dass viele Schländer ein Interesse am Speiseplan von zwei Dutzend hochbezahlten Fußballern haben, mir ist sowas eigentlich eher wurst.
Wenn die Augen der Welt und auch meine sich in wenigen Stunden auf Maracanã richten, Meisterschaften in kleinerem Rahmen mit mir persönlich bekannten Akteuren sind um einiges reizvoller. Vor zwei Wochen hatte der kleine Hank mit seinen Mannen sein persönliches Finale. Der Hauptplatz der vielleicht ein wenig hochtrabend „Stahlberg-Arena“ genannten Sportplatzanlage war gesperrt, das Spiel Erster (Jungs) gegen Zweiter (Gegner) musste wegen Doofheit eines Organisationsfehlers des eigenen Vereins auf dem Trainingsplatz abgehalten werden. Beim Auswärts-Hinspiel hatte Hanks Trainer seine Buben wegen überhart einsteigender Holzfäller-Gegner und eines hilflosen Jungspund-Schiris vom Feld geholt. Kein Kick der Welt ist einen Krankenhausaufenthalt wert. Das Hinspiel wurde vom Verband also als verloren gewertet, das entscheidende, letzte Rundenspiel zwischen denselben Mannschaften fand „daheim“ statt und beide mussten gewinnen, um diese Meisterschaft für sich zu entscheiden.
Es regnete nicht, es schüttete. „Fritz-Walter-Wetter“ würde es der Fußballfan nennen. Trotzdem fanden sich um die 100 Zuschauer, die Stimmungslage der gegnerischen Väter, Brüder und Betreuer würde ich von Anfang an als feindselig bis hooliganesk bezeichnen. Anders kann ich es nicht nennen, wenn erwachsene Männer gefoulte Jugendliche, die sich auf dem klatschnassen Grün vor Schmerzen winden, als „Schauspieler“ oder „Memmen“ bezeichnen. Zu gern hätte ich diese brothohlen Arschlochidioten ein paar mal mit der geballten Faust ins Gesicht gefoult.
Zwei Rückstände holten unsere Jungs auf, gewannen mit 3 : 2, holten die Meisterschaft und den Aufstieg.
Meisterbuben
Das Glück wurde allerdings getrübt durch die Verletzung eines unserer Jungs. Wadenbeinbruch und Riss des Syndesmosebandes (ja, genau, Schweini!) erschweren Sport-Abiturklasse, ruinieren Ferienpläne und bescheren mehrere Operationen. Diese Verletzung (durch Nachtreten auf den am Boden liegenden Spieler) ist ziemlich schlimm, da fallen Schiribedrohung durch den Gegner und eine total versaute Gästekabine noch unter lässliche Dummheit.
Unsere „Helden von Zell“ haben gekämpft, von der ersten bis zur letzten Minute, platzten fast vor Stolz und feierten heftig mit Eltern und Betreuern. Umso ärgerlicher, dass sich auch in der Folge vom Verein selbst, dessen Namen die Jungs ja auf den Trikots spazieren tragen, kein einziger offizieller Hansel zu einer Gratulation herabließ. Im Gegenteil: Wie bei anderen „Landvereinen“ auch, wird ausschließlich die 1. Mannschaft gehegt und gepampert. Abgestiegen sind sie trotzdem und das freut mein gerechtigkeitsfanatisches Herz besonders.
So. Nun sind es nur noch 3 Stunden. Hoffentlich hatten die Jogijungs heute Rührei zum Frühstück, der kleine Hank hatte das am Morgen seiner Meisterschaft nämlich auch. Schließlich brauchen wir, wie der Titan einst titelte, Eier. Und das heute nicht zu knapp.
Sportliche Grüße
moggadodde