Saisonauftakt bei den s. Oliver Baskets ist immer ein letztes Zeichen, dass der Sommer endgültig hinter uns liegt. Gestern also fand das erste Heimspiel gegen Phoenix Hagen statt, das im ersten Viertel für Würzburger reichlich hübsch anzusehen war, im zweiten Viertel enger wurde und nach der Halbzeit eher Haarraufcharakter hatte. Auf dem Parkett lief außer viel buntem Schuhwerk nicht mehr viel nach Wunsch und auch auf den Rängen vermisste ich größtenteils die frenetische Unterstützung, die noch in der letzten Saison eine schwächelnde Mannschaft wieder auf Kurs bringen und für ein Spiel, das zu kippen droht, in einer kuschelig-kleinen Halle wie der s.Oliver-„Arena“ das Zünglein an der Waage sein kann. Betuliches Klatschpappenklatschen, kaum „Defense“-Unterstützungsrufe, ein Hallenschreier, der Spielernamen durcheinanderwirft oder gar gleich falsch ausspricht, Parkettwischpersonal im Winterschlaf und matte Spieler, die offenbar allesamt mit dem falschen Fuß in den Feiertag gestartet waren: Die einst berüchtigte „Turnhölle“ war gestern nicht mehr als das Vorzimmer zum Fegefeuer. Höchstens.
Das wird beim nächsten Heimspiel am nächsten Mittwoch ganz sicher anders ablaufen. Nur werde ich das leider nicht sehen, weil ich an diesem Tag auch mit einem falschen, weil frisch operierten Fuß aufgestanden sein werde.
Seit Jahren plagt mich ein wild wuchernder Knochen am linken Großen Onkel,
den der MamS schon lange bequengelt und den er nicht sehr liebevoll „Teufelshörnchen“ nennt. Hiesige Temperaturen und ein diesbezüglich wenig toleranter Kulturkreis erfordern das Tragen von Fußbekleidung, was mich regelmäßig vor Probleme stellt und zum aufrichtigen Schuhkaufhasser werden ließ. Die meisten Modelle, die nicht orthopädischen Schuhzurichtungen ähneln, drücken genau an dieser Stelle und mir steht stets ein schmerzhafter Prozess bevor, ehe sich der Knochen seinen Raum erobert hat. Deshalb kann ich die Zahl meiner Schuhe auch an eineinhalb Händen abzählen. Habe ich endlich ein Paar eingelaufen, trage ich es, bis es sprichwörtlich auseinanderfällt. Langes Stehen, wie ich es in den Katakomben leisten muss, bereitet zunehmend Probleme und so lasse ich mir mein Teufelshörnchen also am Dienstag endlich abfräsen entfernen, Vollnarkose inklusive, was mich nicht bange macht, bin ich doch ein ziemlicher Vollnarkose-Fan. Dieser Moment, kurz vorm Blackout und dann das allmähliche Wiederauftauchen aus der dämmrigen Nebelsuppe, wenn Stimmen immer deutlicher werden, während ich spüre, wie ich zu frieren beginne und also immerhin nicht in der Hölle gelandet sein kann, das ist ein bisschen wie Fliegen, nur, dass ich die ganze, schöne Reise verschlafe.
So werde ich also hoffentlich höchstwahrscheinlich mit einem hübsch geformten, neuen Fuß schmerzfrei in den Restherbst gehen und dann, ich sag’s Euch, werde ich Schuhe kaufen. Schöne Schuhe. Viele Schuhe. Jawoll.
Schuhbidu
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